Wie das olympische Eiskunstlauf-Drama für Russland ausging

Anna Stscherbakowa

Anna Stscherbakowa

David Ramos/Getty Images
Am 17. Februar 2022 wurde die Hauptattraktion der Olympischen Winterspiele im Eiskunstlauf der Frauen offenbar: Zwei russische Sportlerinnen gewannen Gold und Silber. Die vielversprechende und gehypte Kamila Walijewa konnte ihre Emotionen nach dem jüngsten Dopingskandal jedoch nicht unter Kontrolle halten.

Das Team ROC aus Russland wurde bei den Olympischen Spielen 2022 in Peking von drei Eiskunstläuferinnen vertreten: Kamila Walijewa, Anna Stscherbakowa und Alexandra Trussowa, die drei Besten der letzten russischen Meisterschaften in dieser Disziplin und allesamt Zöglinge von Trainerin Eteri Tutberidse, die es bereits geschafft hat, das Gesicht des  Eiskunstlaufs der Frauen nachhaltig zu verändern. Sie alle sind bereits zu Weltstars geworden, haben neue Rekorde aufgestellt und Gold gewonnen, und die Eislauffans in aller Welt haben Trussowa für ihre vierfachen Sprünge sogar den Spitznamen „russische Rakete“ gegeben.

Dopingskandal

Kamila Walijewa gewann die Mannschaftswertung und war die erste Frau, die einen Vierfachsprung bei den Olympischen Spielen zeigte. Alle Augen waren auf sie gerichtet, man staunte über ihre Beweglichkeit und Anmut und von ihr wurde auch in der Einzelwertung die Goldmedaille erwartet.

Kamila Walijewa

Die für den 7. Februar angesetzte Siegerehrung wurde jedoch aus ungeklärten Gründen verschoben und schließlich kam es zu einem Dopingskandal wegen eines Tests, den Walijewa im Dezember 2021 absolviert hatte. Bis zum letzten Moment war unklar, ob die Sportlerin am Einzelwettbewerb der Frauen teilnehmen darf.

„Kein Doping würde einem Athleten helfen, den Vierfachsprung zu schaffen, da gibt es keine Gnade“, sagte Trainerin Tutberidse zu der angeblich positiven Dopingprobe.

Das Schiedsgericht für Sport musste eine Eilentscheidung über den Fall treffen – und beschloss, Kamila die Teilnahme am Einzelprogramm zu gestatten.

Ergebnisse im Einzellauf

Das Einzel der Frauen bestand aus zwei Wettbewerben – dem Kurzprogramm am 15. Februar und der Kür am 17. Februar. Schon beim Training zeigte die 15-jährige Walijewa ihre Nervosität und man sah ihr an, dass sie emotional und psychisch erschöpft von all dem zusätzlichen Druck war. Dennoch zeigte sie im Kurzprogramm ihr Können, ohne einen Fehler zu machen, und belegte mit 82,16 Punkten den ersten Platz.

Anna Stscherbakowa wurde Zweite, während Alexandra Trussowa nach einem unglücklichen Sturz den dritten Platz an die Japanerin Kaori Sakamoto abtreten musste und damit Vierte wurde.

Alexandra Trussowa

Die Kürrunde sollte über die Endnoten und die Medaillen entscheiden. Alexandra Trussowa zeigte eine großartige Leistung und wurde die erste Läuferin in der Geschichte, die FÜNF Vierfachsprünge bei den Olympischen Spielen erfolgreich absolvierte und einen Rekord von 177 Punkten in der Kür erzielte.

Die amtierende Weltmeisterin Anna Stscherbakowa zeigte ebenfalls eine gute Leistung, indem sie zwei Vierfachsprünge absolvierte und sowohl im Kurzprogramm als auch in der Kür den ersten Platz in der Gesamtwertung belegte.

Kamila Walijewa, die als Siegerin erwartet wurde, stürzte zweimal und machte in der Kür mehrere Fehler. Sie verließ das Eis unter Tränen. "Hast du aufgegeben, da draußen zu kämpfen?" sagte Tutberidze, als er die Athletin vom Eis holte.

Die berühmte russische Trainerin Tatjana Tarassowa, die mehrere Olympiasiegerinnen hervorgebracht hat, war der Meinung, dass Kamila vor dem Einzel der Frauen gebrochen war. „Wie kann man Kamila trösten? Sie haben sie gemeuchelt, gemeuchelt, gemeuchelt und schließlich wurde umgebracht. Das haben wir heute gesehen“, sagte Tarassowa.

Anna Schtscherbakowa gewann Gold, Alexandra Trussowa holte die Silbermedaille, Bronze ging an Kaori Sakamoto aus Japan. Kamila Walijewa landete nach den beiden Programmen auf dem vierten Platz.

Das Drama jenseits der Eisfläche

Während Anna zweifelsohne glücklich war, gab sich Alexandra Trussowa nicht mit Silber zufrieden. Sie hielt die emotionale Anspannung nicht aus und weinte nach Bekanntgabe der Endergebnisse. „Ich hasse Sport, ich werde nie wieder aufs Eis gehen“, rief sie ihrem Trainerteam zu. Trussowa war vor allem deshalb enttäuscht, weil sie trotz all ihrer Rekorde und Sprünge in ihrer gesamten Karriere noch nie Gold bei Seniorenwettbewerben gewonnen hatte – nur Silber- und Bronzemedaillen.

Alexandra Trussowa (links) und Anna Stscherbakowa

Auf der Pressekonferenz gelang es Alexandra, ihre Emotionen im Zaum zu halten und weder den Trainern noch sonst jemandem die Schuld an ihren Ergebnissen zu geben. Sie erwähnte auch, dass es für sie psychisch schwer war, drei Wochen lang allein bei den Olympischen Spielen zu sein, ohne ihre Mutter und ihre Hunde.

Jewgenija Medwedjewa, die bei den letzten Olympischen Winterspielen Silber gewann und ebenfalls mit Gold gerechnet hatte, tröstete Trussowa: „Das war eine großartige Kür und du wirst deine Goldmedaillen in der Zukunft bekommen“, schrieb Medwedjewa auf Instagram und fügte hinzu, dass sie in ihrer Karriere schon einige Goldmedaillen gewonnen habe, aber nicht in der Lage sei, das zu wiederholen, was Trussowa kann. 

Das Olympische Komitee hatte zuvor angekündigt, dass es wegen des Dopingskandals keine Siegerehrung geben würde, sollte Walijewa einen der Podiumsplätze belegen. „Wenigstens wird die Zeremonie jetzt nicht abgesagt“, sagte Walijewa nach Bekanntgabe der Ergebnisse.

Anna Stscherbakowa

Und während die Läuferinnen und Läufer, die die ersten sechs Plätze belegten, normalerweise an einer Gala-Show teilnehmen, wurde Walijewa nicht dazu eingeladen.

Glücklicherweise musste die Siegerin Anna Stscherbakowa keine negativen Reaktionen hinnehmen. Sie war glücklich und sagte, dass sie ihre Emotionen unter Kontrolle habe und sogar wisse, wie sie in Zukunft noch besser werden kann. Wladimir Putin gratulierte Anna in einem offiziellen Schreiben, in dem er feststellte, dass sie ein hohes Maß an Professionalität und großem künstlerischen Können. bewiesen habe.

„Besonders freundliche Worte möchte ich an Ihre Trainerin und natürlich auch an Ihre Teamkolleginnen richten“, fügte der Präsident hinzu.

>>> Die russische Trainerin, die den Eiskunstlauf in höhere Sphären hob

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