„Süßer, du hast dich doch schon aufgewärmt, komm endlich mal raus, ich muss nach Hause“, sagt Swetlana, eine Bewohnerin von Primorje, in diesem Video, um einen jungen gestreiften Kater davon zu überzeugen, unter dem Auto hervorzukommen. Die Verhandlungen dauern mehr als eine Stunde, bevor der Kater schließlich einen Kompromiss eingeht und im Wald verschwindet.
Abgesehen von seinem niedlichen Aussehen, geprägt von großen Augen und weichen Pfoten, ist der Kater, der beschlossen hat, das Fahrgestell zu untersuchen, kein Haustier, sondern ein wildes Tier, das offiziell auf der Roten Liste bedrohter Tierarten aufgeführt ist. Das ist die Amurkatze, auch bekannt als fernöstliche Waldkatze oder Bengalkatze.
Sie lieben Wasser
Die Amurkatze ist eine nördliche Verwandte der Bengalkatze, die im tropischen Indonesien und auf den japanischen Inseln lebt. Manchmal wird sie auch als Amur-Leopardenkatze bezeichnet, was auf ihr Fellmuster zurückzuführen ist.
Wie auch Bengalkatzen lieben Amurkatzen das Wasser und leben in der Nähe von Gewässern.
In Primorje lebt der Großteil der Bevölkerung an den Ufern des großen Tschanka-Sees, der von Wäldern umgeben ist. Naturfotografen haben diese Katzen auch im Nationalpark „Semlja leoparda“ (Leopardenland) gesichtet.
Im Gegensatz zu vielen anderen Katzen sind Amurkatzen ausgezeichnete Schwimmer und jagen nicht nur Nagetiere, sondern können bei Bedarf auch Fische fangen. Außerdem klettern diese Waldkatzen nicht nur auf Bäume, sondern sogar auf Felsen und sitzen lauernd dort oben.
Einzigartige Streifen
Wie bei Tigern und Leoparden ist das Fellmuster der Amurkatzen individuell veranlagt und vergleichbar mit den Fingerabdrücken eines Menschen. Es gibt sie in verschiedenen Schattierungen, von blassgelb bis hin zu braun mit unterschiedlichen Flecken. Kater haben in der Regel drei Streifen auf dem Rücken und zwei Streifen auf der Stirn.
Im Gegensatz zu anderen Kleinkatzen (europäische Waldkatzen, Steppenkatzen) hat die Amurkatze längere Beine und läuft sehr schnell, wobei es einem manchmal sogar so vorkommt, sie „schwebe“ regelrecht über dem Boden.
Keiner weiß, wie viele
Die Chancen, eine dieser Katzen in freier Wildbahn zu sehen, sind geringer als die einen Tiger zu sehen, auch wenn sie in unmittelbarer Nähe zueinander leben. Die Bengalkatze ist auf der Roten Liste aufgeführt und gilt als so selten, dass sich niemand die Mühe macht, ihre Anzahl zu bestimmen. Dennoch glauben einheimische Bewohner, dass es in den letzten Jahren mehrere von ihnen gegeben hat.
„Früher liefen sie einem selten über den Weg, ein paar von ihnen pro Jahr, und selbst das galt schon als Glück. Aber in den letzten zwei Monaten habe ich schon etwa dreißig von ihnen gesehen. Sie haben damit begonnen, den einheimischen Bewohnern Hühner und Enten zu entreißen. Es gibt mehr Futter auf den Feldern und dazu kommt, dass es dieses Jahr viele Fasane gibt – die Population scheint zugenommen zu haben“, kommentiert Swetlana ihr Video des Katers namens „Automechaniker“.
Amurkatzen sind in Zoos äußerst selten: In Russland leben sie in Barnaul, Wladiwostok, Irkutsk, Nischnij Nowgorod und Moskau, über Russlands Grenzen hinaus, in Helsinki. Sie werden 14-18 Jahre alt.
Beim Stehlen erwischt
Normalerweise versuchen Wildtiere, weit weg von Menschen und Lärm zu leben, aber Amurkatzen wagen sich manchmal in Dörfer, um an Hühner und Gänse ranzukommen. In örtlichen Nachrichten erscheinen immer wieder Informationen über den Fang von diesen gestreiften Raubtieren und es sind die Jungen von ihnen, die sich für diese leichte Art von Jagd entschieden haben. Beim Einfangen sehen sie dann extrem unglücklich aus und fauchen.
Sobald die Amurkatzen „festgenommen“ worden sind, werden sie von Tierärzten untersucht und dann in ihren Heimatwald zurückgebracht – näher zur Natur und weg von den Hausgänsen.
Sie werden oft mit einem Haustier verwechselt
Wenn man sich Amurkatzen ansieht, sehen sie fast so aus wie Waska, der typische russische Hofkater. Weiche Pfoten, helle Streifen, ein flauschiger Schwanz. Dennoch sind sie schwerer (etwa 5-6 kg, im Winter sogar etwas mehr), haben eine andere Gesichtsform, riesige Augen und ein räuberisches Grinsen. Gleichzeitig sind Amurkatzen in ihren jungen Jahren viel liebevoller und zahmer und können sich sogar streicheln lassen. Es hat bereits Fälle gegeben, in denen Anwohner des russischen Fernen Ostens ausgesetzte Kätzchen am Straßenrand mitgenommen und mit gewöhnlichen Kätzchen verwechselt haben. Dieses hungrige Kätzchen namens Sabawa wurde im Alter von etwa zwei Wochen aufgegriffen und mit der Flasche gefüttert. Doch als er heranwuchs, stellte sich heraus, dass er sich von anderen Haustieren unterschied und wurde zum Tierarzt gebracht, um der Sache nachzugehen. So stellte sich heraus, dass die Anwohner wahrhaftig eine Katze gerettet hatten, die auf der Roten Liste stand. Schaut hier mal, wie süß sie doch mit dem Tierarzt spielt und wie sie knurrt, wenn sie Futter sieht. Dabei ist das immer noch ein junges Tier.
Natürlich ist es ein Verstoß gegen das Gesetz, eine solche Katze zu Hause zu halten! Abgesehen von der Tatsache, dass sie auf der Roten Liste steht und ihr Fang gesetzlich verboten ist, ist es für die Amurkatze von entscheidender Bedeutung, in freier Wildbahn zu leben. Dabei wird sie jedoch von Wilderern, die Jungtiere für die Heimhaltung verkaufen, gejagt.