Die meisten der heutigen russischen Namen sind griechischen Ursprungs oder wurden aus dem Griechischen adaptiert. Dies geschah, nachdem Russland im späten 10. Jahrhundert das Christentum angenommen hatte und die Getauften neue Namen aus der byzantinischen Kirchentradition annahmen. Sehr beliebte männliche Namen wie Nikolai, Alexander oder die weiblichen Namen Jekaterina und Jelena kamen alle aus dem Griechischen und Lateinischen nach Russland. Selbst der sehr beliebte Name Iwan, der als "sehr" russisch gilt, hat seinen Ursprung im Hebräischen. Einige traditionelle slawische Namen haben jedoch überlebt und werden immer noch verwendet.
1. Wladimir
Da es Fürst Wladimir der Große war, der das alte Russland zum Christentum bekehrte, blieb sein Name in der Tradition erhalten und wurde zu einem Kirchennamen. Viele Jahrhunderte lang war Wladimir der Name, den nur Herzöge und Fürsten trugen, doch dann verbreitete er sich im ganzen Land. Im 20. Jahrhundert wurde Wladimir zu einem der beliebtesten Namen für Kinder.
2. Boris
Der Ursprung dieses männlichen Namens ist nicht hundertprozentig geklärt. Einige Forscher führen sein Erscheinen in Russland auf den Herrscher Boris aus dem 9. Jahrhundert zurück, dem ersten christlichen Herrscher Bulgariens. Andere meinen, der Name könnte aus der Mongolei stammen oder eine verkürzte Version des proto-slawischen Borislav sein. Boris war der Name eines der ersten russischen Heiligen, des Fürsten Boris, des Sohnes von Wladimir.
3. Gleb
Der männliche Name wurde vom skandinavischen Guðleifr ("Erbe Gottes") abgeleitet. Da aber Fürst Gleb zusammen mit seinem Bruder Boris zu den ersten russischen Heiligen gehörte, ging der Name in die russische Kirchentradition ein.
4. Slawa
Dieser Name ist ein Trick, denn er kann sich auf zehn verschiedene Namen beziehen! Jaroslaw, Swjatoslaw, Rostislaw, Wjatscheslaw, Mstislaw, Stanislaw sind nur einige der vielen Namen, die die Substantivwurzel „SLAVA“ (zu Deutsch: „Ruhm“, „Lob“) enthalten. Und Slava ist die Kurzform für alle diese Namen. Swjatoslaw wird mit „Lob des Heiligen“ übersetzt, Jaro-slaw bedeutet „heller Ruhm“, Wjatscheslaw „großer Ruhm“ und so weiter. Solche Namen waren unter den russischen Fürsten des Mittelalters unglaublich weit verbreitet, sind aber auch heute noch sehr beliebt. Dieser Name kann auch von Frauen verwendet werden, indem man einfach den Buchstaben "a" an das Ende anhängt: Jaroslawa, Wjatscheslawa, Miroslawa, usw.
5. Juri
Überraschenderweise ist dieser männliche russische Name mit Georgi verwandt, der, genau wie der englische George, vom griechischen Namen Georgios abstammt. In dem mit einem Oscar ausgezeichneten sowjetischen Film "Moskau glaubt den Tränen nicht" (1980) gibt es eine lustige Episode, in der dieser Name vorkommt. Eine Figur sagt: "Georgi, der Goga, der Goscha, der Juri, der Gora, der Schora ist..." Die Slawen haben den Namen Georgi (den es auch in der russischen Sprache gibt) in Juri umgewandelt, weil sie das "G" anfangs einfach nicht richtig aussprechen konnten. Im Laufe der Zeit erhielt dieser Name neue Versionen, eine davon ist Jegor.
6. Wsewolod
Dieser männliche Name besteht aus zwei Teilen: "wse", was "alle“ oder „alles" bedeutet, und "volod", eine archaische Form des Verbs "vladet" ("besitzen"). Es gab viele altrussische Fürsten, die diesen Namen trugen. Der berühmteste Vertreter ist der Großfürst Wsewolod aus dem 11. bis 12. Jahrhundert, der das Großfürstentum Wladimir-Suzdal regierte. In der modernen Geschichte ist einer der Bewahrer des Namens der Chefredakteur von Russia Beyond, Wsewolod Pulja!
7. Oleg und Olga
Dieser alte slawische Name wurde einst von den skandinavischen Namen Helga (für die weibliche Olga) und Helgi (für den männlichen Oleg) abgeleitet. Der erste Oleg in der russischen Geschichte war Oleg der Prophet, der zusammen mit Igor, dem Sohn von Rurik, als Regent über das alte Russland regierte. Und die erste Olga war die Frau dieses Igors, die später zur Heiligen Olga wurde. Sie war die erste russische Herrscherin, die sich christlich taufen ließ und ihren Enkel Wladimir den Großen in diesem Sinne beeinflusste.
8. Swetlana
Die Historiker sind sich über den Ursprung dieses weiblichen Namens nicht einig, und die Suche nach dem Ursprung in altrussischen Namen brachte keine Ergebnisse. Höchstwahrscheinlich wurde dieser Name im frühen 19. Jahrhundert von einem Dichter namens Alexander Wostokow erfunden. Weithin bekannt wurde er dann, als der Dichter Wassili Schukowski seine Ballade "Swetlana" (1813) schrieb. „Swet" bedeutet übersetzt Licht. Im 19. Jahrhundert wurde dieser Name häufig für Schiffe und Unternehmen verwendet. Im 20. Jahrhundert trug zum Beispiel Stalins Tochter diesen Namen. 1943 erlaubte die russisch-orthodoxe Kirche die Annahme dieses Namens bei Taufen.
9. Ljudmila
Dieser weibliche russische Name besteht aus zwei Teilen: „Ljudi“ ("Menschen") und „mila“ ("nett"), was wörtlich übersetzt "nett zu Menschen" bedeutet. Der Name ist slawischen Ursprungs (es gab auch eine tschechische Heilige, Ludmila von Böhmen, die sowohl von der russisch-orthodoxen als auch von der römisch-katholischen Kirche verehrt wird). Auf Russisch wurde dieser Name erst bekannt, nachdem der Dichter Wassili Schukowski ihn in seiner Ballade "Ljudmila" verwendete, was eine freie Übersetzung des deutschen Gedichts "Lenore" von Gottfried August Bürger ist. Ein weiteres berühmtes literarisches Werk ist Alexander Puschkins Gedicht "Ruslan und Ljudmila". Dieser Name wurde im 20. Jahrhundert in der Sowjetunion unglaublich populär und kann sowohl als Ljuda als auch als Mila abgekürzt werden.
10. Wera, Nadeschda, Ljubow
Diese drei russischen Frauennamen haben denselben Ursprung - sie sind russische Übersetzungen der Namen frühchristlicher Märtyrerheiliger - Glaube, Hoffnung und Nächstenliebe (auf Russisch mit "Liebe" übersetzt). Sie werden in der Regel zusammen mit ihrer Mutter Sophia ("Weisheit") verehrt, aber Sophia ist auch als eigenständiger Name in die russische Sprache eingegangen.