Wer wurde in der UdSSR mit dem Titel Heldenmutter ausgezeichnet?

Nina Vatolina
Russland hat beschlossen, die sowjetische Auszeichnung und den im Zweiten Weltkrieg eingeführten Titel wiederzubeleben. Jetzt wird dieser Titel auch zusammen mit einer Prämie verliehen.

Reproduktion des Gemäldes Heldenmutter von P. Jelitschegirow

Die Heldenmutter galt als der höchste Titel, der in der UdSSR an Mütter vergeben wurde. Der Ehrenorden wurde an Frauen verliehen, die zehn oder mehr Kinder geboren hatten und aufzogen. Der Preis wurde verliehen, nachdem das letzte Kind ein Jahr alt geworden war, wobei alle anderen Kinder noch am Leben sein mussten. Berücksichtigt wurden jedoch Kinder, die bei der Verteidigung des Vaterlandes oder bei der Erfüllung militärischer oder ziviler Pflichten getötet oder vermisst wurden.

Der Orden war ein konvexer fünfzackiger goldener Stern mit silbernen Strahlen, die im Hintergrund auseinanderliefen. Die rote Emailleplakette trug die Aufschrift Heldenmutter.

Die Auszeichnung wurde erstmals am 27. Oktober 1944 an vierzehn Frauen verliehen. Heldenmutter Nummer 1 war Anna Alexachina aus einem Dorf in der Region Moskau. Sie hatte zwei Töchter und zehn Söhne, von denen vier nicht mehr von der Front des Zweiten Weltkriegs zurückkehrten.

Der Vorsitzende des Obersten Sowjets Michail Kalinin überreicht die Auszeichnung an Tatjana Bubnowa, eine der ersten 14 Heldenmütter der UdSSR

Michail Kalinin und die ersten sowjetischen Heldenmütter (Anna Alexachina ist die Dritte von links)

Die Auszeichnung wurde nicht ohne Grund während des Zweiten Weltkriegs eingeführt. Der Titel Heldenmutter sollte jene Mütter unterstützen, die im Krieg Kinder verloren hatten, und auch ein Anreiz für die jüngere Generation sein, möglichst viele Kinder zu gebären, um das große demografische Loch zu füllen, das nach dem Krieg entstanden war.

Die Heldenmutter Epistinia Stepanowa verlor alle ihre zehn Söhne im Krieg.

Auch adoptierte Kinder wurden bei der Vergabe der Auszeichnung berücksichtigt. Die Adoption von Kindern, die ihre Eltern während des Krieges verloren hatten, wurde besonders gefördert.

Die Kriegsheldin Alexandra Derjewskaja nahm 48 Kinder auf und zog sie mit ihrem Mann Jemelian auf.

Der usbekischen Mutter Bahri Akramowa wurde in Taschkent ein Denkmal gesetzt, weil sie 15 Waisenkinder aus verschiedenen Sowjetrepubliken adoptiert hatte, die während des Zweiten Weltkriegs in die Sowjetrepublik Usbekistan evakuiert worden waren. Und ihr Fall ist bei weitem kein Einzelfall.

Die Heldenmutter Bahri Akramowa (vierte von rechts) und ihr Ehemann, der Schmied Schachmed Schamachmudow (rechts).
Bahri Akramowa (sitzend) und ihre Kinder bei der Einweihung eines Denkmals ihr zu Ehren in Taschkent .

Frauen aus den Sowjetrepubliken, in denen die Familien traditionell mehr Kinder hatten, wurden oft zu Heldenmüttern (in russischen Dörfern gab es zwar auch viele Kinder, aber die Kindersterblichkeitsrate war höher).

Die Heldenmutter Jasgul Jagmurowa mit ihrer Familie. Turkmenische Sowjetrepublik.
Die Heldenmutter Jasgul Jagmurowa mit ihrer Familie. Turkmenische Sowjetrepublik .
Die Heldenmutter Bawakan Akopjan (2. Reihe, Mitte) und ihre zahlreichen Kinder. Armenische Sowjetrepublik
Georgij und Maria Lebedjew, Dorfbewohner im Altai, mit ihren zwölf Kindern und Enkelkindern

Der Orden und der Titel wurden bis zum Zusammenbruch der UdSSR im Jahr 1991 verliehen. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden sie an mehr als 430.000 Frauen vergeben. Heldenmütter erhielten außerdem verschiedene Vergünstigungen vom Staat: eine kleine monatliche Zahlung für jedes Kind, eine erhöhte Rente, freie Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln, Zuzahlungen zu den häuslichen Betriebskosten und der vorrangige Bezug einer kostenlosen Wohnung.

Neben dem Titel Heldenmutter konnten Frauen mit vielen Kindern auch andere Auszeichnungen erhalten. Für fünf bzw. sechs Kinder erhielt eine Frau die Bronzene bzw. Silberne Mutterschaftsmedaille.

Für sieben, acht und neun Kinder gab es den Orden Mutterruhm in unterschiedlichem Stufen.

Nach dem Zusammenbruch der UdSSR wurde die Auszeichnung nicht mehr verliehen. Im modernen Russland gibt es den Orden Elternruhm. Er wird seit 2008 an Eltern oder einen Elternteil für die Erziehung von mehr als vier Kindern verliehen, und seit 2010 an Eltern von mehr als sieben Kindern (sowohl eigene, wie auch adoptierte). Die Auszeichnung ist mit einer Prämie verbunden, die sich ab 2022 auf 200.000 Rubel (3.275 € zum aktuellen Umrechnungskurs) beläuft. Insgesamt haben rund 500 Familien die Auszeichnung bisher erhalten.

Träger des Ordens Elternruhm, Larissa und Archip Gorochow mit ihren Kindern.

Auf Initiative von Wladimir Putin wurde der sowjetische Orden Heldenmutter am 15. August 2022 wieder ins Leben gerufen. Die höchste Auszeichnung wird an Mütter (mit russischer Staatsbürgerschaft) verliehen, die zehn oder mehr Kinder (ebenfalls mit russischer Staatsbürgerschaft) geboren haben und großziehen.

Die Regeln für die Verleihung des Ordens ähneln denen in der Sowjetunion – alle Kinder müssen am Leben sein, aber es werden auch diejenigen berücksichtigt, die in Ausübung ihres militärischen, beruflichen oder zivilen Dienstes oder infolge von Terroranschlägen und Katastrophensituationen getötet wurden oder verschollen sind. Die Mütter erhalten den Titel und den Orden sowie eine Geldprämie in Höhe von 1 Million Rubel (umgerechnet 16.375 €).

Der neue Orden sieht folgendermaßen aus: Die runde goldene Medaille mit einem fünfzackigen Stern trägt die Aufschrift Heldenmutter. In der Mitte ist auf roter Emaille der doppelköpfige Adler, das Wappen Russlands, dargestellt. Der Orden wird von der russischen Flagge gekrönt – einer weiß-blau-roten Trikolore, die mit Gold umrahmt und mit einem Diamanten verziert ist.

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