Njewaljáschka: 5 Fakten über das berühmteste sowjetische Spielzeug

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Ein solches Spielzeug hatte in der UdSSR nahezu jedes Kind. Aber nicht alle wussten, dass dessen Herstellung mit dem militärisch-industriellen Komplex verbunden war.
  1. Es fällt nie um

Mit Chochloma bemalte Puppen.

Das Stehaufmännchen besteht aus zwei Hohlkugelhälften. Das Besondere daran ist, dass sich im unteren Bereich ein spezieller Beschwerungskörper befindet. Der Schwerpunkt des Stehaufmännchens ist so positioniert, dass es, egal wie es gedreht oder auf die Seite gelegt wird, sich immer wieder aufrichtet.

Wie das Stehaufmännchen funftioniert.

Der Name Njewaljáschka stammt von dem Wort валять (waljátj, dt.: herumliegen), das heißt, das Stehaufmännchen liegt nicht herum. Es hat auch noch einen anderen Namen: Wanka-wstanka, der sich aus dem Vornamen Wanka, der Koseform von Iwan, und dem Verb встать (wstatj, dt.: aufstehen) zusammensetzt.

  1. Jedes kleine Kind in der UdSSR hatte so ein Stehaufmännchen

Njewaljáschka sah meist aus wie ein Baby mit den süßesten Wimpern. Es hat eine weiße Mütze auf dem Kopf und weiße Fäustlinge an seinen runden Händen. Buchstäblich jedes Kind in der UdSSR hatte ein solches Spielzeug. Man glaubte, dass es für kleine Kinder, die gerade erst ihre Koordination entwickeln, nützlich sei.

Njewaljáschka-Puppen, 1964.

Das Stehaufmännchen wurde von Generation zu Generation weitergegeben. Viele Menschen haben noch ein solches Spielzeug, das irgendwo in ihrer Wohnung verstaubt. Andere hingegen suchen in einem nostalgischen Impuls nach ähnlichen Spielzeugen oder deren neuartigen Interpretationen für ihre Kinder.

  1. Schwester der Matrjoshka

Die berühmteste russische Puppe ist die Matrjoschka, in der sich mehrere ähnliche Puppen verstecken. Sie ist zu einem beliebten Souvenir aus Russland geworden, aber Njewaljáschka ist nahezu ebenso berühmt. Die runde Form der Matrjoschka-Puppe diente als Vorlage für das Stehaufmännchen.

Matrjoshka oder Njewaljáschka?

Holzpuppen tauchten in Russland erstmals zu Beginn des 19. Jahrhunderts auf. Volkshandwerker bemalten sie von Hand in leuchtenden Farben. Solche Puppen waren ein unverzichtbares Attribut der Jahrmärkte im zaristischen Russland.

  1. Östliche Wurzeln

Einigen Quellen zufolge erschienen die ersten Stehaufmännchen in China. Die aus Ton gefertigten Bùdǎowēng (dt.: alter Mann, der nicht umfällt) sind bei ihnen seit dem 6. Jahrhundert bekannt. Höchstwahrscheinlich gelangten sie von dort nach Japan, wo sie Okiagari koboshi genannt werden, und aus denen sich der unglaublich beliebte hölzerne Daruma entwickelte, von dem man glaubt, dass er Glück bringe. Er stellt den buddhistischen Bodhidharma dar, der neun Jahre lang meditierte und deshalb verkümmerte Arme und Beine hatte.

Daruma.

Njewaljáschka-Puppen gelangten als Souvenirs aus Asien nach Europa. Die Puppen waren auch in Frankreich bekannt – dort nannte man sie Culbuto oder Ramponneau. Und Deutschland hatte seine eigenen hölzernen Stehaufmännchen.

In den 1970er Jahren erschienen in den USA die berühmten eiförmigen Weebles der Firma Playskool. Im Englischen wird diese Art von Spielzeug als round-bottomed doll oder roly-poly bezeichnet (nach einem speziellen Käfer, einem Tausendfüßler, benannt, der sich zusammenrollt, wenn er Gefahr wittert).

  1. Produziert in einer Schießpulverfabrik

Nevaljaschka-Produktion im Schießpulverwerk Tambow.

Die Njewaljáschka-Puppe wurde besonders in der UdSSR populär. Und der vielleicht größte Schock ist die Tatsache, dass diese scheinbar unschuldige Puppe in der Pulverfabrik in Tambow hergestellt wurde.

Im Jahr 1957 beschloss das „großartige“ Unternehmen, das das Land während des Zweiten Weltkriegs mit Schießpulver und Munition versorgt hatte, eine große Menge an Abfällen aus der Schießpulverproduktion (Zelluloid) für zivile Zwecke zu verwenden. So entstand Spielzeug, das den Kindern gefiel. Bis Anfang der 1960er Jahre wurden mehr als eine Million Stehaufmännchen produziert und man begann, sie aktiv zu exportiert – nicht nur in die Länder des sozialistischen Lagers, sondern auch in die USA, nach China und Lateinamerika.

Nevaljaschka-Produktion im Schießpulverwerk Tambow.

Später wechselte man zu einem anderen Material, einem farblosen und transparenten Kunststoff, der sich nicht so leicht entzündet wie Zelluloid. In den 1990er Jahren bewahrte diese Produktion das Werk sogar vor der Schließung, da es einige Zeit lang einfach keine staatlichen Aufträge für Verteidigungsgüter gab. In der Stadt Kotowsk in der Region Tambow, wo sich das Werk befindet, wurde diesem Spielzeug sogar ein Denkmal gesetzt.

Denkmal für Newaljaschka in Kotowsk, Oblast Tambow.

Die selbstaufrichtenden Puppen werden immer noch in der Tambower Pulverfabrik herstellt – und es gibt mehr als 30 Arten von Puppen im Sortiment.

Verschiedene Arten von Nevaljaschka, hergestellt im Schießpulverwerk Tambow.

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