„Ein starkes Erdbeben vor der Küste Kamtschatkas“, „ein Vulkan in Kamtschatka schleudert Asche in eine Höhe von vier Kilometer“, „Ascheregen in einem Dorf in Kamtschatka“ – solche Schlagzeilen erscheinen regelmäßig in den Medien des Fernen Ostens. Hier ereignen sich die meisten Erdbeben und Vulkanausbrüche in Russland. Aber in Wirklichkeit ist es gar nicht so schlimm.
Petropawlowsk-Kamtschazkij von der Vogelperspektive.
500pxKamtschatka hat eine hohe Dichte an „vulkanischer Bebauung“: Auf der 1.200 km langen und 440 km breiten Halbinsel gibt es etwa 300 erloschene und 30 aktive Vulkane, von denen jedes Jahr einer oder mehrere ausbrechen.
Der Ausbruch des Ploskij Tolbantschik vulkane.
Jury Demjantschuk/SputnikPetropawlowsk-Kamtschatski, die Hauptstadt der Region Kamtschatka, ist von drei Vulkanen umgeben – dem Awachinskij, dem Korjakskij und dem Kosjolskij (von denen die ersten beiden aktiv sind). Sie liegen nur wenige Dutzend Kilometer von der Stadt entfernt und werden daher von den Einheimischen liebevoll „Hausvulkane“ genannt und häufiger besucht als die anderen.
Ein weiterer beliebter Ort in 70 Kilometer Entfernung von der Stadt ist der erloschene Vulkan Wiljutschinskij, an dessen Hang sich ein modernes Ski-Ressort befindet.
Der Aschefall in der Stadt Ust-Kamtschatsk, etwa 100 km östlich von Kljutschewskaja Sopka.
Igor Buimistrow/TASSDie Vulkane Schiwelutsch und Kljutschewskoj, die im Herbst 2022 ausbrachen (wobei der Schiwelutsch immer noch Asche und Lava ausstößt), befinden sich im Norden der Halbinsel, und das Dorf Kljutschi (600 km von Petropawlowsk-Kamtschatski entfernt) an ihrem Fuß wird gelegentlich mit Asche bedeckt.
Alisa.
@eisman_lisDort befindet sich die älteste vulkanologische Station Russlands, die im Jahr 1935 gegründet wurde. Abgesehen davon, dass Vulkanforscher regelmäßig die besten Aufnahmen von Vulkanen in den sozialen Medien posten (und das ist faszinierend!), verfügt die Station über eine Touristenbasis für diejenigen, die sie aus der Nähe betrachten wollen.
„Die Menschen kommen, um die vulkanische Aktivität in ihrer ganzen Schönheit und die postvulkanischen Naturphänomene zu sehen, den Lärm der Fumarolen zu hören und in den heißen Quellen zu baden“, sagt Alisa aus Petropawlowsk-Kamtschatski. „Im Moment bricht der Vulkan Schiwelutsch aus, also haben wir buchstäblich alles stehen und liegen lassen und sind tief in die Halbinsel hineingefahren, um zu sehen, wie die heiße Lava herunterfließt, denn das ist ein einmaliges Ereignis! In sicherer Entfernung haben wir unser Zelt aufgebaut und die Aussicht genossen.“
„Es war die aktive Erholung, die mich nach Kamtschatka geführt hat, ich wollte surfen, Vulkane und den Pazifischen Ozean sehen“, erzählt Alexej aus Nadym (Jamal).
Alexej in Kamtschatka.
@kopeykinride„Jetzt fliege ich so oft dorthin, dass man mich manchmal für einen Einheimischen hält. Im Sommer besuchten wir die Vulkane auf dem Motorrad und im Winter auf dem Schneemobil. Dort habe ich Heliskiing (bei dem man mit dem Hubschrauber auf unzugängliche Gipfel ausgesetzt wird) ausprobiert. Und vor ein paar Wochen habe ich einen Vulkan ausbrechen sehen. Das war phänomenal!“
Alexej berichtet, dass er mit Freunden extra in den Norden der Halbinsel gefahren ist, um den Ausbruch des Schiwelutsch zu sehen, aber die ganze Zeit nur in der Herberge in Kljutschi geblieben ist.
„Ich habe keine Asche gesehen, aber ich sah sehr helle Lava“, sagt er. „Im Allgemeinen empfiehlt das Zivilschutzministerium, mindestens 15 km von einem ausbrechenden Vulkan entfernt zu bleiben, aber einige Reisende klettern trotzdem den Hang hinauf, um ihrem Traum näher zu kommen“. In der Regel erhalten die Menschen bei Ausbrüchen SMS-Warnungen über mögliche Gefahren, so dass sich niemand in die Nähe solcher Vulkane begibt.
Was die Einheimischen betrifft, so sagt Alexej, dass er bei ihnen keine besondere Angst vor dem Leben in der Nähe von Vulkanen bemerkt habe.
„Ich bin in Kamtschatka geboren und aufgewachsen, daher sind mir Erdbeben seit meiner Kindheit vertraut“, erklärt Alisa. „Ich erinnere mich an eine lange Periode, als ich ein Teenager war, in der es fast jeden Tag bebte, und es schien, dass wir so daran gewöhnt waren, dass uns nichts mehr überraschen konnte. Aber als das Zittern in einem Geschäft so richtig losging, sah ich zum ersten Mal sah, wie die Leute wirklich in Panik gerieten und nach draußen stürmten.“
Etwa 20 % des russischen Territoriums sind seismisch aktiv, aber nur 5 % sind anfällig für starke Erdbeben der Stärke 8-10 auf der Richterskala. Der „heißeste“ Ort ist die russische Pazifikküste (Kamtschatka, Sachalin und die Kurilen), wo die Grenze zwischen den Kontinentalplatten verläuft. Jährlich werden hier etwa 300 Erdbeben registriert. Die meisten von ihnen haben keine größeren Konsequenzen.
„Manchmal kann es sich ein wenig wackelig anfühlen. Aber wenn ich mir nicht sicher bin, besuche ich aus Interesse Nachrichtenseiten und soziale Netzwerke und finde dort die Bestätigung oder Widerlegung meiner Gefühle. Nach einem starken Erdbeben rufen jedoch alle einander an“, sagt Alisa.
Die Eruption des Schiwelutschs.
@pinakolladaEines der letzten großen Erdbeben ereignete sich 2006 in der Region Oljutorsk im Norden der Halbinsel. Mehr als 1.200 Menschen mussten aus den Dörfern evakuiert werden und der einzige Grund, warum es keine Todesopfer gab, war, dass das Beben bei Tag erfolgte, so dass die Menschen ihre Häuser schnell verlassen konnten. Eine der Siedlungen wurde jedoch vollständig zerstört und verschwand von der Landkarte Kamtschatkas.
Um Verluste zu vermeiden, werden alle Gebäude verstärkt. So sind beispielsweise die sowjetischen Plattenbauten mit zusätzlichen „Rippen“ bewehrt, die mit Stahlseilen verspannt werden, damit das Gebäude durch die Erschütterungen nicht zusammenbricht.
Alisa sagt, dass es Menschen gebe, die so viel Angst vor Katastrophen haben, dass sie Kamtschatka sogar verlassen, aber die meisten nehmen es gelassen. „Ich bin fasziniert von der Erhabenheit der Natur, begeistert davon, dass ich gerade jetzt die globalen geologischen und tektonischen Kräfte der Erde erlebe, dass ich an einem so einzigartigen Ort lebe!“
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