Warum ist der Ussurische Braunbär das Unheimlichste, was einem begegnen kann? (FOTO)

JZ85 (CC BY-SA)
Einst brauchte man 60 bewaffnete Männer, um einen solchen Bären abzuwehren. Wo trifft man diese Bestie an? Warum ist sie so wild und wer kann sie herausfordern?

Wie viele Bären braucht man, um ein Dorf in Angst und Schrecken zu versetzen? Auf der Inselgruppe Nowaja Semlja zum Beispiel terrorisierten einmal 50 Eisbären ein Dorf im Nordpolarmeer – der Hunger zwang sie, sich den Menschen zu nähern. Und wenn es sich um einen Ussurischen Braunbären handelt? In der Tat reicht ein einzelner Bär aus. Einmal wurde ein ganzes Scharfschützen-Team von 60 bewaffneten Männern benötigt, um ein Dorf vor einem solchen Raubtier zu retten. Innerhalb eines Monats fraß der Bär sieben Bauern, bevor er erschossen wurde (es gab keine andere Möglichkeit).

Eine Reproduktion von

Dieser Vorfall ereignete sich 1915 in dem japanischen Dorf Rokusen-sawa in der Nähe der Stadt Tomamae. Aber auch mehr als 100 Jahre später hat seine Grausamkeit nicht nachgelassen. Er ist immer noch eine der aggressivsten Bärenarten der Welt.

Er lebt in den Wäldern sowie den Berg- und Küstengebieten Ussuriens, der Amur-Region, Sachalins, auf den Inseln Hokkaido und Kunashir, im Nordosten Chinas und auf der koreanischen Halbinsel.

Trotz der Bezeichnung UssurischerBraunbär ist sein Fell dunkler als das des gewöhnlichen Braunbären, an manchen Stellen ist es sogar schwarz. Aus diesem Grund nahmen Wissenschaftler eine Zeit lang an, dass er eine Mischung aus Braunbär und asiatischem Schwarzbären sei. Dies konnte jedoch nicht bestätigt werden.

Die Größe des Ussurischen Braunbären (Ursus arctos lasiotus) liegt nur knapp hinter des Kodiakbärens. Die Weibchen bringen 200-250 kg auf die Waage, aber die Männchen sind richtig „schwere Jungs“, die im Winter bis zu 600 kg wiegen. Wenn er auf seinen Hinterbeinen steht, kann er eine Größe von bis zu drei Meter erreichen.

Das Wachstum dieses Riesen wird durch seine äußerst abwechslungsreiche Ernährung gefördert. Er ist eher ein Pflanzen- als ein Fleischfresser. Er mag Sanddorn, Johannisbeeren, Schwarzdorn, Eberesche und Baumrinde – mit einem solchen Speiseplan kann er den ganzen Sommer überleben. Wenn es in den umliegenden Gewässern viel Fisch gibt, deckt er damit bis zu 30 % seines Nahrungsbedarfs aus. Um schnell an Gewicht zuzulegen, ernährt sich das Tier vor dem Winter von Feldfrüchten und besucht vom Menschen bestellte Felder. Er schreckt jedoch auch nicht vor Tieren zurück, wenn es nötig ist. Von Zeit zu Zeit frisst er Säugetiere aller Größen. Aber auch Angriffe auf den Nachwuchs sind keine Ausnahme.

Aus diesem Grund verhalten sich weibliche Braunbären „promiskuitiv“: Nicht selten haben die Jungen eines Wurfes verschiedene Väter. Denn je mehr Partner ein Weibchen hatte, desto mehr Männchen werden glauben, dass die Jungen von ihm sind. Und trotz alledem wird die Bärin alles tun, um sicherzustellen, dass ihr Wurf in den ersten drei Jahren so selten wie möglich mit erwachsenen Männchen zusammentrifft.

Der Ussurische Braunbär ist ein Einzelgänger. Abgesehen von der Paarungszeit lebt er die meiste Zeit alleine. Aber sein Leben ist nicht einfach, denn es gibt noch ein anderes Raubtier in seinem Verbreitungsgebiet, das mit ihm um den Titel des „Königs der Tiere“ konkurriert. Das ist der Amur-Tiger. Und dort, wo sich ihre Wege kreuzen, bricht ein regelrechter Krieg aus.

Bären versuchen, solche Begegnungen zu vermeiden, aber der Hunger und die Verkleinerung ihres Lebensraums aufgrund menschlicher Aktivitäten zwingen sie immer häufiger dazu, einander zu begegnen. Wer gewinnt in einem solchen Kampf? Dokumentierten Fällen zufolge gewinnt der Tiger in etwa 50 % der Kämpfe. Aber es gibt eine Nuance. Der Tiger greift bevorzugt jüngere Bären an, keine erwachsenen. Außerdem stellt er den Bären oft eine Falle, indem er sie zu Beginn des Winters während ihres Winterschlafs angreift. Nachdem der Tiger einen Bären erlegt hat, frisst er vor allem dessen Fettreserven.

Heute gilt der Ussurische Braunbär als gefährdete Unterart (und das trotz seines furchteinflößenden Aussehens). Doch der Grund dafür sind nicht die Tiger, sondern der Mensch mit seiner Wilderei und der Ausdehnung der städtischen Ballungsräume.

Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung ausschließlich unter Angabe der Quelle und aktiven Hyperlinks auf das Ausgangsmaterial gestattet.

Weiterlesen

Diese Webseite benutzt Cookies. Mehr Informationen finden Sie hier! Weiterlesen!

OK!