Die Antarktis ist der letzte Kontinent, der entdeckt wurde und das geschah erst vor 203 Jahren. Doch die Anreise zum kältesten Ort der Erde war nur das erste Problem. Die eigentliche Herausforderung bestand darin, in diesem Gebiet Fuß zu fassen. Das dauerte fast weitere 80 Jahre.
Die Forschungsstationen vor Ort sind sehr wichtig: Sie sammeln Daten über das Klima der Erde, die arktische Fauna, die Veränderungen der magnetischen und elektrischen Felder in der Atmosphäre und führen ständige meteorologische Beobachtungen durch. Der Kontinent gilt als Marker für globale Veränderungen in diesen Bereichen, da er am weitesten von Industriezentren und Industrien entfernt ist.
Russland verfügt hier über sieben solcher Stationen: Wostok, Mirnyj, Bellingshausen, Nowolasarewskaja, Progress, Russkaja und Molodjoschnaja. Und jede von ihnen ist für etwas bemerkenswert.
Mirnyj - die allererste sowjetische Arktisstation
Die Station wurde im Februar 1956 während der ersten sowjetischen Expedition gegründet (und nach dem Segelschiff benannt, mithilfe dessen der Kontinent 1819-1821entdeckt wurde). In der Folge wurde sie zum Hauptforschungsstützpunkt, von dem aus alle nachfolgenden Stationen verwaltet und ausgestattet wurden. Zu Beginn lebten hier 150-200 Polarforscher, doch in den letzten Jahren reduzierte sich ihre Zahl auf 15-20. Die Leitung der anderen Stationen wurde von der moderneren Station Progress übernommen.
Wostok – die berühmteste Station
Sie wurde im Dezember 1957 während der zweiten sowjetischen Antarktisexpedition errichtet. Sie ist die einzige Station, die fast im Herzen des Kontinents liegt (alle anderen befinden sich an den Ufern von Buchten und Küsten), und zwar an einem extrem kalten Punkt: 1983 wurden dort -89,2 Grad Celsius gemessen. Die Eisdicke unter ihr erreicht 3.700 Meter, und direkt unter der Station und diesem Eispanzer befindet sich der größte Reliktensee in der Antarktis – der subglaziale See Wostok. Dank ihm wurde die Station in der ganzen Welt bekannt. Er wurde von sowjetischen Wissenschaftlern entdeckt und ist eine echte Zeitkapsel, da der eisfreie See seit Millionen von Jahren von der Außenwelt isoliert ist. Von seiner Erforschung erhoffen sich die Wissenschaftler Antworten auf Fragen nach dem Ursprung des Lebens auf der Erde und anderen Planeten.
Nowolasarewskaja – Station mit Badehaus
Die Station wurde 1961 eröffnet und ist noch immer eine Zwischenstation auf dem Weg der Touristen zum Südpol. Hier akklimatisieren sie sich und bewundern die fast fremdartige Landschaft: Das Tal hat kahle, 200 Meter hohe Hügel mit glasklaren Seen zwischen ihnen.
Seit 2007 ist die Station besonders attraktiv, weil sich hier die einzige russische Banja in der Antarktis befindet.
Molodjoschnaja – die ehemalige Hauptstadt der Antarktis
Lange Zeit war sie die inoffizielle Hauptstadt der sowjetischen Antarktis, denn 1962 wurde hier fast eine kleine Stadt gebaut. Die Station umfasste etwa 70 Gebäude mit Straßen, Wohnkomplexen, wissenschaftlichen Labors, einem Öldepot und einem Flugplatz, auf dem große Passagierfluzeuge landen konnten. In der unwirtlichen Jahreszeit, im Winter, lebten hier etwa 500 Menschen. Im Sommer waren es bis zu 1400.
Im Jahr 1999 wurde die einst ganzjährig betriebene Station vorübergehend eingemottet. 2006 wurde sie wieder eröffnet und im Saisonbetrieb weitergeführt.
Bellingshausen – Station mit Kirche
Die Station wurde 1968 gebaut und nach Thaddeus Bellingshausen, dem russischen Admiral und einem der Entdecker der Antarktis, benannt. Sie liegt auf King George Island, einem der klimatisch günstigsten Orte hier. Im kältesten Monat (August) sind es nur 6-7 °C. Aus diesem Grund gaben die russischen Polarforscher der Station den Spitznamen Erholungsort. Und selbst in den Monaten der „Isolation“, im Winter, wenn die Zahl der Polarforscher am geringsten ist, kommt in Bellingshausen keine Langeweile auf: Es gibt ja auch noch die Nachbarstationen, die chilenische Base Presidente Eduardo Frei und die chinesische Changcheng.
Im antarktischen „Ressort“ gibt es seit 2004 eine Holzkirche – die südlichste permanent betriebene orthodoxe Kirche der Erde.
Russkaja – Pol der Winde
Gegründet 1980, zeigte sie schon im ersten Jahr, dass sie in einem der selbst für die Antarktis unwirtlichsten Gebiete gebaut wurde. Der Grund dafür sind die starken Orkanwinde, die manchmal mehr als 70 Meter pro Sekunde erreichen. Die Winde können zu jeder Jahreszeit einsetzen und wochenlang anhalten. Deshalb trägt die Station auch den Spitznamen Pol der Winde. Die Eisverhältnisse sind hier so schwierig, dass die Schiffe nur drei Wochen im Jahr die Küste anlaufen können. Trotzdem ist die Station wichtig: Das Gebiet der Westantarktis, in dem sie sich befindet, ist eines der am wenigsten erforschten. In der Nähe gibt es keine bewohnten Punkte.
Progress – das moderne Zentrum der russischen Präsenz in der Antarktis
Die 1989 errichtete Station macht ihrem Namen alle Ehre – sie ist die am besten ausgestattete der Welt. Heute ist sie die wichtigste russische Polarstation mit einem neuen Überwinterungskomplex, Fitnessraum, Sauna, Tennis- und Billardtischen, Wohnräumen und – natürlich – modernen Labors.