Beängstigend schön: das ewige Lächeln der Ainu-Frauen

Die Ainu sind Ureinwohner Russlands und Japans, die archäologischen Funden zufolge 13.000 Jahre vor unserer Zeitrechnung in einzelnen Gebieten zu siedeln begannen. Die Frauen trugen auffällige Tattoos auf ihren Gesichtern und Armen.
Die Ainu bewohnten die Insel Hokkaido, die zweitgrößte japanische Insel, und bestimmte Teile Ostrusslands: die südliche Hälfte von Sachalin, die Kurilen, das untere Drittel von Kamtschatka und den Unterlauf des Amur.
Ein besonderes Merkmal der Ainu war es, dass sie ihre Lippen und Arme tätowierten — vom Handgelenk bis zum Ellbogen.
Darüber hinaus trugen nur die Frauen Tattoos. Die Einstiche in die Haut wurden mit einem speziellen zeremoniellen Messer vorgenommen, die Schnitte danach mit Kohle eingerieben.
Die Mädchen bekamen ihre ersten Tattoos im zarten Alter von sieben Jahren. Es war nur ein Punktmuster um die Lippen herum, das jedes Jahr um ein paar weitere Linien ergänzt wurde.
An ihrem Hochzeitstag ergänzte der Bräutigam das „Jahre alte Muster“, indem er seine Konturen zu einem „Lächeln“ verband. Das Tattoo auf dem Gesicht einer Ainu gab einen Hinweis auf ihren Ehestand. An den Mustern auf ihren Lippen, Wangen und Augenlidern konnte man ablesen, ob eine Frau verheiratet war und wie viele Kinder sie hatte.
Unterschiedlichste Tattoos fanden sich außerdem zwischen den Fingern einer weiblichen Ainu. Wie bei anderen Personen auch der Fall, symbolisierte eine Vielzahl von Tattoos Ausdauer und Fruchtbarkeit der Frau.
Im 18. Jahrhundert waren die Ainu in Japan Opfer eines Genozids. In Japan begann die Herrschaft der Samurai, die die Ureinwohner der Insel sehr brutal behandelten. Kurz davor hatten die Ainu einen Aufstand organisiert, der aber wurde niedergeschlagen. Danach setzte ein Prozess der Assimilierung der lokalen Bevölkerung ein: Die Ureinwohner mussten japanische Schulen besuchen und japanische Bräuche annehmen. Ihre traditionellen Tattoos, Kleidung, Religion und Opferrituale wurden verboten.
Trotz des Verbots praktizierten viele weiterhin ihre alten Bräuche.
Zusätzlich zu dem „Lächeln” wurden Wellenlinien rund um die Augenbrauen tätowiert und die Hände verziert.
Die letzte herkömmlich tätowierte Ainu-Frau starb 1998.
Heutzutage tragen einige ethnische Ainu-Frauen temporäre Tattoos auf Festen und Feierlichkeiten.
Die traditionelle Religion der Ainu ist praktisch ganz untergegangen — nur die traditionelle Verehrung der Bären besteht fort – und die ist hauptsächlich eine Touristenattraktion.

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