Nach Angaben des Geheimdienstes wurden ukrainische als auch russische Staatsangehörige, die als Agenten des ukrainischen Verteidigungsministeriums an der versuchten Sabotage beteiligt gewesen sein sollen, festgenommen. Sie legten derzeit Geständnisse ab.
RIA NovostiDas ohnehin komplizierte Verhältnis zwischen Russland und der Ukraine ist am vergangenen Mittwoch noch schwieriger geworden: Das Vorgehen der Ukraine sei „ein sehr gefährliches Spiel“, kommentierte der russische Präsident Wladimir Putin die vereitelte Anschlagserie ukrainischer Sicherheitskräfte auf der Krim. Russland werde die Sache nicht einfach unter den Teppich kehren. Denn die ukrainische Führung, so der russische Staatschef, betreibe Terror. Ein Treffen im Normandie-Format zur Regulierung des Konflikts im Südosten der Ukraine halte er nun für sinnlos – das Treffen war für den kommenden September in Peking angedacht.
Die ukrainische Regierung leugnet derweil jedwede Verbindung zu den festgenommenen Terroristen, bezeichnet den Zwischenfall als „Fantasterei“ und vermutet dahinter einen Vorwand „für weitere militärische Drohungen gegen die Ukraine“. Kiews offizielle Version: Russische Soldaten hätten den FSB beschossen. Die Ukraine will eine Sitzung des UN-Sicherheitsrats einberufen.
Momentan beschränkt sich Moskau auf diplomatische und operative Maßnahmen: entschlossene Warnungen, nachrichtendienstliche Missionen innerhalb des Landes. Zugleich aber sind zusätzliche Kräfte in den Norden der Schwarzmeerinsel verlegt worden, wie die Zeitung „Kommersant“ berichtet.
„Für uns ist es sehr schwer, eine angemessene Antwort auf den Vorfall zu finden. Kein Land der Welt wird jemals bekennen, Saboteure in fremdes Gebiet entsandt zu haben“, erklärt Andrei Susdalzew, Experte für Weltpolitik an der Higher School of Economics, die komplexe Situation. „Das Wichtigste im Moment ist: Keine Gelegenheit bieten, Russland Aggression gegen die Ukraine vorzuwerfen. Auf ukrainisches Territorium darf keine einzige Kugel fliegen“, warnt der Politologe.
Auch der kremlnahe Politologe Alexei Tschesnakow vermutet eine Provokationsabsicht Kiews hinter dem Vorfall. Die Ukraine suche nach einer Ausflucht: „Eine Eskalation des Konflikts mit Russland wäre ein geeigneter Vorwand, um Moskau aggressive Absichten vorzuwerfen und sich zu weigern, das Minsker Abkommen zu erfüllen“, sagte der Analyst der russischen Zeitung „RBC“.
Das denkt auch Susdalzew: „Dies ist keine Frage der Krim, sondern des Donbass“, sagt er. „Die Krim ist ein Gebiet für sich. Was die Ukraine zu dieser Aktion veranlasst hat, ist der Kampf um den aufständischen Osten“, glaubt der Experte. Denn Kiew brauche Erfolge vor den Wahlen. „Die Rückkehr der abtrünnigen Region in den Schoß der Ukraine wäre da genau richtig“, erklärt der Dozent. Doch mit Russland im Rücken des Donbass werde man die Aufständischen nicht vertreiben können.Nun aber habe sich die Ukraine in eine Sackgasse hineinmanövriert: „Wir haben zwei Leichen. Ukrainer haben diese Menschen auf russischem Boden getötet. Das ist sehr ernst“, so Susdalzew weiter.
Der russische FSB gab bekannt, der Anführer der Saboteure sei der 39-jährige Jewgeni Panow gewesen: ein Mitarbeiter der ukrainischen Militäraufklärung. „Angesichts dieser offenkundigen Situation und der vorhandenen Befragungsprotokolle wird der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen es nicht riskieren, Poroschenko zu unterstützen“, glaubt Franz Klinzewitsch vom Verteidigungsausschuss des Föderationsrats.
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