Wie eine kleine Burg den Islam im Nordkaukasus verbreitete

Reise
BORIS JEGOROW
Die relative unauffällige mittelalterliche Burg Kala-Korejsch war einst ein bedeutendes Zentrum zur Verbreitung des Islam im Nordkaukasus. Heute zieht der kleine Ort vor allem Touristen aus aller Welt an.

Die Geschichte von Kala-Korejsch reicht bis in die Zeit der Invasion des Arabischen Kalifats auf dem Gebiet des heutigen Dagestan im siebten Jahrhundert nach Christus zurück.

Die Festung wurde von Mitgliedern der Quraisch gegründet, zu denen auch der Prophet Mohammed gehörte.

Kala-Korejsch entwickelte sich bald zur Hauptstadt eines lokal sehr einflussreichen Staates, bekannt als Kajtag-Uzmijstwo 

Die Siedlung liegt in einem malerischen, aber schwer zu erreichenden Berggipfel, umgeben von fünf Flüssen und Steilklippen. Es gibt nur eine schmale Straße über eine Brücke nach Kala-Korejsch. 

Diese strategisch günstige Position ermöglichte es den Festungsherren, die nahen Handelsrouten zu kontrollieren und den Islam in der Gegend weiter zu verbreiten. Neben Derbent wurde Kala-Korejsch dann zu einem der wichtigsten Islam-Zentren Dagestans und des gesamten Nordkaukasus.Zu den kulturellen Schätzen von Kala-Korejsch gehören die Ruinen einer halbzerstörten Moschee aus dem 11. Jahrhundert, ein Mausoleum der letzten Burgherren der Uzmis des Kajtag-Staates sowie ein mittelalterlicher Friedhof für Adlige und einfache Menschen.

Unweit der Siedlung selbst befinden sich außerdem Ruinen einer alten Einkehr für die sogenannten Karawanseraj, die Reisenden. Das Gebäude stammt aus dem 15. Jahrhundert und ist eigentlich untypisch für die Region, denn Dagestaner kommen eigentlich lieber und öfter bei Freunden oder Verwandten unter.

An der Einfahrt zur Siedlung steht ein kleiner unauffälliger Hügel. Darauf steht ein Baum, der mit Tüchern und Bändern geschmückt ist. Einer lokalen Legende zufolge wurde hier einst ein Mädchen begraben: Im Mittelalter sei die Siedlung einmal während der Gebetszeit angegriffen worden. Das Mädchen war allein auf der Straße, alle Einwohner beteten in der Moschee. Allein hielt sie, so die Legende, die Feinde solange zurück, bis das Gebet vorüber war und rettete damit die ganze Festung.

Die letzten Einwohner von Kala-Korejsch wurden unter Stalin im Jahr 1944 nach Tschetschenien umgesiedelt. Nach ihrer Rückkehr in die Heimat zogen sie dennoch lieber in die Städte. So wurde Kala-Korejsch zu einer wahren Geisterstadt.

Heute ist sie vor allem kulturelles Erbe der russischen Teilrepublik Dagestan und ein bedeutender muslimischer Wallfahrtsort. 

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