Auf der nordrussischen Halbinsel Komi glauben die Männer, dass dunkle Mächte ihnen die Jagd und Fischerei verderben können. Um das zu verhindern, sammeln sie trockene, rote Tannenzweige, zünden sie an und berußen damit Netze, Bögen, Äxte, Säcke und besondere Kleider. Jeder Komi fügt dem Ritus außerdem etwas Persönliches hinzu, das seit Generationen von Vater zu Sohn weitergegeben wird.
Mütter lehren ihre Töchter, wie sie Haus, Familie und Vieh vor bösen Geistern schützen können. Sie legen die Knochen von totem Geflügel unter die Schwelle und hängen Birkenzweige oder Hermelin über dem Eingang zu Hütten, Kuhställen und anderen Gebäuden auf.
Wenn ein Mann ein großes Unglück erleidet, zum Beispiel sein Vieh im Wald verliert, bitten die Komi "Geister" um Hilfe. Sie schreiben einen besonderen Appell an die Geister auf ein Stück Rinde. Dieser ist in zwei Teile unterteilt: ein "Eintritt" und eine "Beschwerde". Der erste wird im Ofen verbrannt, die zweite wird im Wald hinterlassen, um die höhere Macht von dem Unglück des Menschen wissen zu lassen. Die Einheimischen behaupten, dass das wirklich funktioniert.
Die Komi haben auch einen besonderen Ritus für diejenigen, die auf der Suche nach Liebe sind. Man muss drei Kräuter finden, um das Objekt der Begierde zu betören. Nesseln sollen das Herz des Geliebten schützen, Seggen die Verzückung im Geiste fixieren und Kuhpetersilie die Verbindung zwischen den beiden versüßen. Eine Haarlocke sollte der Kräutermischung hinzugefügt werden. All dies wird dann in der Hütte des/r Geliebten platziert.
Das Heilzeremoniell findet normalerweise in einem hölzernen Badehaus statt, der"Banja". Dort segnen die Geister Babys, die über glühende Kohlen gehalten werden. Wasser wird auch verwendet. Es sollte früh am Morgen aus dem Fluss und aus zwei verschiedenen Ziehbrunnen entnommen werden. Zauberer verhexen das Wasser und gießen es auf kranke Männer. Eine gängige Praxis war es auch, den Moment der Geburt nachzuahmen, indem man die Kranken durch ein Joch blockierte.
Verstorbene können den Komi-Menschen Krankheiten schicken. Um zu verstehen, wer in der Schusslinie ist, führt ein Schamane den Ritus von "Chereeshlan" aus. Er wirft einen Hopfenkegel ins Feuer und hängt eine Axt darüber. Dann nennt er die Verwandten nacheinander, bis die Axt fällt. All das geschieht gewöhnlich am Morgen, während die Toten wach sind. Die Komi glauben, dass sie bis Mittag einschlafen und kein Wort sagen. Lieblingsgerichte der verstoßenen Verstorbenen zum Begräbnisplatz zu bringen, ist eine wirksame Art, sich mit ihnen wieder zu vertragen. Das Essen muss heiß sein, denn Geister können nur den Dampf, der daraus aufsteigt, aufnehmen.
Die Komi lieben die Natur und schätzen ihre Geschichte. Sie pilgern geradzu zu besonderen Orten namens "Wesch-Mesta", um sich mit Energie und Kraft aufzuladen. In der Vergangenheit schaufelten sie Gruben und legten sich hinein, als Eroberer in ihre Heimat kamen und sie zum Christentum bekehren wollten. Heutzutage streicheln die Einheimischen die heilige Erde und nehmen Äste als Amulette mit.
Komi-Magie kann sogar Eifersucht bekämpfen. Um die Liebe zwischen den verheirateten Ehefrauen zu stärken, die für ihre Ehemänner attraktiv bleiben wollen, sammeln sie Wasser, waschen sich in einer Banja und bringen es als Getränk zu ihrem Geliebten.
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