Prost auf 3835 Meter: Warum diese Russen am Mont Blanc Champagner trinken?

Freunde und erfolgreiche Unternehmer schockten einen britischen Journalisten mit einer Geburtstagsfeier auf dem Weg zum höchsten Punkt Europas. Geburtstagskind Dmitrij Wolkow erklärt, was passiert ist.

Alkohol ist nichts, was Bergsteiger normalerweise zum Aufstieg mitnehmen. Das Problem ist nicht nur das zusätzliche Gewicht, sondern auch die drohende verstärkte Bergkrankheit, die tödlich enden könnte. Dennoch sind einige Russen trotz der Höhe von 3835 Metern nicht entmutigt. Eine kleine Party mit Champagner schockierte zuletzt einen Daily Mail-Journalisten, der schrieb, dass es "sicherlich keine Art von Pre-Summit-Vorbereitung war, über die ich unterrichtet worden war". In Russland zirkulierte diese Nachricht schnell in allen Medien. Mancher User fragte dann gar, warum die Alpinisten nicht Wodka statt Champagner trinken.

Schlucken oder nippen?

Die "Entlarvung" der Identität der Bergsteiger dauerte nicht lange. Die Männer entpuppten sich als eine Gruppe von Unternehmern, die zum Mont Blanc kamen, um den 42. Geburtstag ihres Freundes Dmitrij Wolkow zu feiern, eines in Moskau lebenden Geschäftsmanns und Mitbegründers der SDVentures Investment Holding. Er organisierte die Expedition und lud seine Freunde ein: den Milliardär Igor Rybakow und Oskar Hartman, den Gründer des beliebten Online-Shopping-Clubs KupiVIP sowie Roman Fingelkurz, den CEO eines Wärme- und Gasunternehmens, dessen Geburtstag am selben Tag ist.

"Normalerweise trinke ich kaum, aber an diesem Tag war es ein besonderer Anlass, und wir bestellten eine Drei-Liter-Flasche Champagner, die extra mit einem Helikopter in die Hütte gebracht wurde und uns 5.000 Euro kostete. Ich weiß nicht, welche Art von Schlussfolgerungen die Journalisten gemacht haben, aber wir konnten sie nicht alleine austrinken, obwohl wir zu zwälft plus sechs Führer waren“, erzählte Wolkow später im Interview mit Lenta.ru. „Es ist keine gute Idee, Alkohol auf einem Berggipfel zu trinken, da er die Bergkrankheit fördert. Aber in kleinen Mengen ist das nicht gefährlich. Deshalb haben wir die Flasche mit allen Touristen in der Hütte geteilt. Es waren rund 50, darunter auch der erwähnte britische Reisejournalist."

Natürlich sei es auch keine Option gewesen, die Flasche selbst mit ihm auf den Berg zu nehmen. 

"Jedes Kilo am Berg fühlt sich an wie eine Tonne, und ich musste schon Rucksack, Ausrüstung usw. tragen ... Der Helikopter war kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit."

Berechenbare Risiken

Für Wolkow und seine Freunde war der Mont Blanc nicht der erste Gipfelsturm. Sie alle sind trainiert, motiviert und hatten die beste Ausrüstung zur Verfügung. Wolkow mag das Risiko, solange es berechenbar bleibt. Neben Bergsteigen ist er Karate-Meister, geht Ski fahren, liebt Schwimmen und Boxen und testet gelegentlich seine Nerven beim Fallschirmspringen, Eistauchen und Helikopterflug. 

Sport ist jedoch nicht sein einziges Hobby. Etwa 60 Prozent seiner Zeit widme er seinem Geschäft,  30 Prozent forsche über die Willensfreiheit im Kontext des Determinismus: Denn er ist auch noch Doktor der Philosophie! Außerdem beteiligt er sich an verschiedenen Kunstprojekten. Er nahm am Burning Man Festival teil und spielt Jazz.

Geld ist nicht alles

"Wenn ich gefragt werde, warum ich weiterkomme und wachse, sage ich, dass ich das Leben einfach liebe. Ich habe eine Leidenschaft fürs Leben", so Wolkow. Gleich nach der Mont-Blanc-Expedition nahm er an der Gumball 3000 Rallye (London-Milan-Osaka-Tokyo) teil, sowohl als Fahrer als auch als Sponsor.

Dabei ist es nicht nur das Geld, das Wolkow diese Freiheiten gibt.

"Eine nicht so wohlhabende Person kann auch frei sein. Diese Freiheit spiegelt sich in der Freiheit des Geistes wider. Ich sehe keinen Zusammenhang zwischen Geld und Freiheit, obwohl es natürlich eine gewisse Mindestmenge an Geld erfordert. Freiheit erlaubt es vielmehr, Geld zu verdienen. Jeder Beruf erfordert, dass man Unternehmer ist und 150 Prozent jeder Gelegenheit nutzt. Ein Arzt zum Beispiel kann seine eigene Klinik eröffnen. Es gibt Chirurgen, die Millionen machen. Der Teufel steckt im Detail."

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