Drei ungewöhnliche Paläste des mysteriösesten russischen Herrschers Paul I.

Reise
WADIM RASUMOW
Paul I. regierte nicht lange, sorgte noch zu seinen Lebzeiten für Kontroversen und hinterließ zahlreiche Rätsel und Geheimnisse nach seiner Ermordung. Viele von ihnen spiegelten sich in den mit ihm verbundenen architektonischen Meisterwerken wider.

1 Ein tragischer Palast

Paul verbrachte die tragischsten Minuten seines Lebens in Michaelsburg, wo er von Verschwörern ermordet wurde. Als er mit dem Bau des Schlosses begann, hoffte er, es zu seiner Lieblingsresidenz machen zu können. Es sollte eine unzerstörbare und wunderschöne Festung sein, wo er mit seiner Familie ein ruhiges Leben führen würde.

Paul war aktiv an diesem großen Projekt beteiligt. Nach seinen Wünschen sollten die Architekten Wassili Baschenow und Vincenzo Brenna einen einzigartigen Palast schaffen, wie kein anderes Gebäude in St. Petersburg.  Angefangen von der ungewöhnlichen architektonischen Gestaltung bis hin zur einzigartigen gelb-orangenen Farbe seiner Fassade unterscheidet das Schloss von den anderen Palästen und prächtigen Residenzen von St. Petersburg.

Einwohner und Besucher der Stadt betrachten die Michaelsburg immer noch als einen der mystischsten Orte in St. Petersburg. Sie sagen, dass in der Nacht ein Geist des ermordeten Herrschers in den Fenstern des Schlosses gesehen werden kann und dass sich ein Porträt von Paul. I. in einem der Palasthallen bewegen soll.

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2 Ein „Vergnügungspalast“

Die zweite Residenz, die eng mit Paul I. verbunden ist, ist der Gattschina-Palast. Optisch unterscheidet er sich stark von den meisten Palästen und Residenzen russischer Herrscher. Er sieht aus wie eine mittelalterliche europäische Burg im romanischen Stil. Ursprünglich wurde der Palast für einen der berühmtesten „Lieblinge“ von Katharina der Großen, Grigori Orlow, gebaut. 

Paul, der die zahlreichen Geliebten seiner Mutter hasste und sie für den Tod seines Vaters verantwortlich machte, war froh, dass Gattschina ihm später geschenkt wurde. Er fand viel Trost in dem Gedanken, dass die Lieblingsresidenz seines Gegners nun ihm gehörte.

Paul verwandelte die Residenz in ein Vergnügungsschloss. Auf dem Exerzierplatz vor dem Palast fanden regelmäßig Paraden statt. Gatschina hatte eine Spielzeugarmee und Flotte. 

Nicht weit vom Hauptpalast entfernt, errichtete der Architekt Nikolai Lwow den Prioratski-Palast der den Mitgliedern des Malteserordens als Residenz diente.

Mit anderen Worten, in Gattschina schuf Paul eine ganze Welt, die seine oft ungewöhnlichen Interessen widerspiegelte.

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3 Ein romantischer Palast

Der wohl glücklichste Wohnsitz nicht nur für Pawel Petrowitsch, sondern für seine ganze Familie war der Pawlowsk-Palast. Ein prächtiges Herrenhaus im neoklassizistischen Stil mit einem riesigen malerischen Park mit seinen zahlreichen Vergnügungen, Pavillons und kleinen architektonischen Formen - diese Residenz kann mit Sicherheit als Meisterwerk des russischen Klassizismus bezeichnet werden.

Pawlowsk wurde dem Zaren und seiner Frau Marija Fjodorowna anlässlich der Geburt ihres ersten Sohnes, des künftigen Alexander I., übergeben. Paul I. war mit dem Äußeren des Palastes nicht ganz zufrieden: Seine Mutter ließ es im klassischen Stil anlegen, während der Thronfolger das Aussehen europäischer Schlösser bevorzugte. Seine Frau mochte den Pawlowsk-Palast dennoch sehr.

Hier verbrachten sie die freudigsten Momente ihres Ehelebens: An diesem Ort verbrachten sie ruhige Familienabende miteinander und hier kamen ihre Kinder zur Welt. Zukünftige Bedrohungen und Verschwörungen waren noch nicht Teil ihres Alltags. Deswegen kann die Zeit in Pawlowsk als die glücklichste in Pauls Leben bezeichnet werden.

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