Russlands Grenzen sind geschlossen. Daher bleibt den Russen keine andere Wahl, als den Urlaub dieses Jahr im Inland statt im Ausland zu verbringen. Lohnt sich das überhaupt? 50 Prozent der Russen gaben an, nicht zu verreisen, sondern in den eigenen vier Wänden zu bleiben. Sie ahnen es schon, was die andere Hälfte gemacht hat. Sotschi, eines der beliebtesten Reiseziele in Russland, ist während der Pandemie voller als während der Olympischen Winterspiele 2014.
Laut Reisebüros stehen die Krim, Sotschi und die Region Krasnodar ganz oben auf der Liste der Urlauber. An den Flughäfen werden regelmäßig neue Rekorde aufgestellt. Flugticketportale melden niedrigere Preise für dieses Jahr. Laut Aviasales und Tutu.ru fällt die Rechnung für einen Flug nach Sotschi in diesem Jahr um 20 Prozent niedriger aus. „Es gibt keine Probleme mit der Verfügbarkeit von Tickets. Die Mehrheit der Agenturen hat umdisponiert und fliegt nicht international, sondern an die heimische Küste“, sagt Tatjana Petrowa, CEO von Turomania.
Beim Flug hört es mit den finanziellen Vorteilen aber auch schon auf. Hotels sind im Vergleich zum Vorjahr mindestens 40 Prozent teurer. Es gibt einfach nicht genug freie Zimmer. Bis Oktober sind die Hotels bereits ausgebucht.
„Besonders schlimm sieht es auf der Krim aus. Die Strände sind überfüllt, alle großen Hotels sind überbucht. Die Eigentümer geben zu, mehr Zimmer verkauft zu haben, als ihre Kapazitäten zulassen. Der Service leidet darunter. Das berühmte Jalta Intourist Hotel galt vor der Pandemie als eines der besten. In diesem Sommer ist die Bewertung um mehrere Punkte gesunken. Die Leute beschweren sich über zu volle Hotelrestaurants oder stundenlange Wartezeiten beim Frühstück sowie über Mängel bei der Reinigung. Alles nur, weil die Möglichkeiten des Hotels überschätzt wurden und das Personal die Erwartungen nicht erfüllen kann“, sagt Polina Gerber, Gründerin von Darshan Travel.
Ein Strand auf der Krim
Victoria RyabikovaEine kürzlich online veröffentlichte Bewertung bestätigt ihre Eindrücke: „Jeden Tag gibt es einen Krieg an der Rezeption. Verärgerte Gäste kommen vom Strand zurück und ihre Zimmer wurden wieder nicht gereinigt. Wir hatten schon seit einigen Tagen kein sauberes Zimmer mehr. Meine Frau konnte das Personal überreden, unsere Bettwäsche und Handtücher in der Nacht zu wechseln.“
Taxidienste, Strandreinigung und die Lebensmittelpreise sorgen ebenfalls für Verärgerung. „Wir waren in Novyj Swet, sind auf dem Golizyn-Pfad gewandert und auf den Ai-Petri gestiegen. Das sind die Gründe, warum man immer wieder auf die Krim reisen möchte. Stattdessen bleibt uns unsere Krimreise vor allem wegen der Unhöflichkeit in Erinnerung, die wir erlebt haben. Ein Fahrer sagte zu uns, dass das einzige Problem mit dem Service auf der Krim darin bestehe, dass es keinen Service gibt. Und das ist die Wahrheit“, berichtet Wiktoria Rjabikowa von Russia Beyond.
Flughafen in Sotschi
Valery Sharifulin/TASS„Unsere Probleme begannen in dem Moment, als wir den Flughafen verließen und versuchten, ein Taxi zu bestellen. Es herrschte ein katastrophaler Mangel an Fahrzeugen. Und die Fahrer sind auch wirklich unhöflich. Wir mussten anderthalb Stunden verhandeln, bevor jemand bereit war, uns nach Alupka zu bringen. Wir mussten bar zahlen“, erzählt Wiktoria. Besonders heftig sind die Preise für Lebensmittel. „Restaurants servieren Lebensmittel zu Moskauer Preisen, während die Gerichte auf inakzeptable Portionen geschrumpft sind. Die Hälfte der Gerichte auf der Speisekarte ist nicht verfügbar - in den Restaurants fehlen oft die notwendigen Zutaten.“
Das einzige, worauf Sie sich in diesem Jahr in Russland wohl verlassen können, ist, dass Sie in den russischen Ferienorten keine Erholung von der Pandemie finden.
Laut Sergei Aksjonow, Präsident der Republik Krim, ist eines der größten Probleme, dass der notwendige Sicherheitsabstand zueinander nicht eingehalten wird. „Ich weiß nicht, wie ich die Verwaltungs- und Sanitärbehörden dazu zwingen soll, die Einhaltung des Abstands zu überwachen, außer sie immer wieder dazu aufzufordern“, so Aksjonow.
Viele Touristen berichten jedoch von völliger Missachtung von Sicherheitsmaßnahmen. „Ich habe in dieser Zeit alle diese Gebiete besucht und bin jetzt in Krasnaja Poljana. 99 Prozent der Menschen tragen keine Masken. Die Geschäfte erlauben ihnen den Zutritt ohne Schutz, niemand wird zurechtgewiesen. Einkaufszentren sind voller Menschen, die Restaurants tun nichts, um die Menschen mit dem empfohlenen Abstand zu platzieren. Viele von ihnen desinfizieren nicht einmal die Tische. Wenn Sie nach Desinfektionsmittel fragen, ist die Gefahr groß, dass man sie einfach ignoriert“, berichtet Gerber.
Sotschi
Arthur Lebedev/SputnikTatjana Petrowa sagt, dass sich in den Clubs große Menschenmengen auf den Tanzflächen drängen. An den Stränden sieht es ähnlich aus. „Ein bekannter Hotelier hat uns gesagt, dass er seine Mitarbeiter nicht zwingen wird, bei der Hitze mit 35 °C Masken und Handschuhe zu tragen.“
Laut Reisebüros haben sich Altai, Baikal, Karelien und andere weniger „heiße“ Reiseziele in Bezug auf die Umsetzung der Sicherheitsmaßnahmen besser geschlagen. Die Hotels in Bergregionen sind ebenfalls voll ausgelastet und Monate im Voraus ausgebucht. „Aber der Service bleibt auf einem Premium-Niveau, die Überlastung dort ist nicht so massiv. Es handelt sich dort eher um Aktivurlaub und die Menschen verteilen sich. Man kann auch jetzt noch eine Altai-Reise buchen. Man muss dann jedoch damit rechnen, in einfacheren Hotels und trotzdem zu höheren Preisen unterzukommen. Oder Sie buchen einfach eine Privatunterkunft“, empfiehlt Gerber.
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