Von St. Petersburg bis zum Baikal: Die fünf wichtigsten Observatorien Russlands

Reise
ELEONORA GOLDMAN
In Russland gibt es mehr als 40 astronomische Observatorien, in denen Wissenschaftler nach Sternen suchen. Einige von ihnen können sogar von Touristen im Rahmen einer Führung besichtigt werden.

1. Pulkowo-Observatorium, Leningrad-Region

Es handelt sich um das wichtigste Observatorium des Landes, das seit 1839 in Betrieb ist und zur Russischen Akademie der Wissenschaften gehört. Es liegt etwa 19 km südlich von St. Petersburg auf dem Berg Pulkowskaja – etwa 75 Meter über dem Meeresspiegel. Zum Zeitpunkt dessen Baus war es nicht das erste in Russland, aber es verfügte über fortschrittliche Instrumente zur Beobachtung von Himmelskörpern. Dies war in erster Linie sehr hilfreich für die Entwicklung von Navigationshilfen, aber auch für die Zeitbestimmung notwendig.

Der Meridian, der durch die Mitte des Hauptgebäudes verläuft, wurde vor der Revolution im Jahre 1917 als Bezugspunkt für geografische Längen verwendet (vorher verwendete jedes Land seinen eigenen Meridian als Nullpunkt, was zu Verwirrung bei der Kartografie führte. Seitdem haben sich alle Länder weltweit darauf geeinigt, den Meridian von Greenwich als Nullpunkt zu verwenden, und genau dieses Bezugssystem ist auf alten Karten erhalten geblieben.

Heute steht hier das große Pulkowo-Radioteleskop, ein Prototyp des größten Teleskops der Welt in Nischni Archys. Dort befindet sich auch eines der größten Sonnenteleskope der Welt, ACU-5.

Neben dem wissenschaftlichen Zentrum in der Nähe von St. Petersburg betreibt das Observatorium auch eine astronomische Bergstation in der Nähe von Kislowodsk (Stawropol-Region). Außerdem ist ein Teleskop des Pulkowo-Observatoriums auf der italienischen Beobachtungsstation Campo Imperatore, 100 km von Rom entfernt, installiert und ein weiteres auf dem Swetloje-Observatorium in der Leningrad-Region.

Für Sterngucker bieten die Mitarbeiter des Observatoriums themenmäßige Führungen an, bei denen der Umgang mit verschiedenen Teleskopen vermittelt wird.

2. Astrophysikalisches Spezialobservatorium, Karatschai-Tscherkessien

Das größte Observatorium Russlands wurde 1966 gegründet und liegt hoch in den Bergen in der Nähe des schon oben erwähnten Dorfes Nischni Archys. Dort befindet sich ein gigantisches RATAN-600-Teleskop mit einem Durchmesser von 600 Metern und einem Gewicht von 650 Tonnen. Ein ähnliches  Teleskop gibt es sonst nirgends auf der Welt!

Der Ort für das Observatorium ist perfekt: Er gilt als der dunkelste und sauberste Ort im Kaukasus, und der Sternenhimmel kann problemlos betrachtet werden.

Im Archys-Observatorium sind interessante sowjetische Mosaike erhalten geblieben, auf denen man Sterne, Kosmonauten und Kometen mit Schweifen erkennen kann. Selbstverständlich lohnt es sich, schon allein wegen der unglaublich schönen Aussicht auf das Archys-Tal, hierher zu kommen.

3. Observatorium des Staatlichen Astronomischen Instituts, Moskau

Eines der ältesten astronomischen Observatorien Russlands befindet sich im Zentrum Moskaus im Stadtteil Krasnopresnenskij (genauer: Nowowagankowskij pereulok 5) und wurde 1830 erbaut. Damals war es ein Vorort und in der Stadt gab es keine gute Beleuchtung, so dass die abendliche Beleuchtung die Forschung von Galaxienansammlungen und Sternennebel nicht beeinträchtigte. Im Jahr 1920 gründete das Observatorium ein Astronomisches Institut, das später Teil der Staatlichen Universität Moskau wurde. Das Krasnopresnenskaja-Observatorium war lange Zeit ein Museum (im Laufe der letzten Jahren wurde es aber geschlossen), währenddesssn studieren Studenten und Forscher in dem Observatorium der Moskauer Staatsuniversität (MSU).

Außerdem gibt es öffentliche Vorträge, Meisterkurse und Exkursionen für alle Interessierten. In dem Observatorium sind zahlreiche Ausrüstungsgegenstände aus allmöglichen Jahren erhalten geblieben.

4. Radioastronomisches Puschtschino-Observatorium, Moskau Region

Etwa 80 km südlich von Moskau, nahe der Stadt Puschtschino, befindet sich seit 1956 das Radioastronomische Observatorium. Einige der Geräte dort sind seit den 1950er Jahren in idealem Zustand erhalten geblieben, darunter ein Radioteleskop mit einer 22-Meter-Schüssel namens RT-22.

In diesem Observatorium entdeckten Astronomen die Superkorona der Sonne und ihre Radialstruktur.

Mehrmals im Jahr veranstaltet das Observatorium Tage der offenen Tür und Astronomiefestivals mit Führungen durch das Wissenschaftszentrum.

5. Astrophysikalisches Baikal-Observatorium

Das Sonnenteleskop am Ufer des Baikalsees gehört zu den 10 größten der Welt.

Das Astrophysikalische Baikalobservatorium wurde 1980 im äußersten Ortsteil des Dorfes Listwjanka gegründet, um die Sonnenaktivität zu beobachten. Aufgrund des besonderen Mikroklimas in dieser Region sind Sonneneruptionen und Sonnenflecken deutlich sichtbar, so dass Wissenschaftler dadurch die Sonnenaktivität vorhersagen können.

Astronomiebegeisterte können einen Blick durch das Teleskop werfen und selbst Protuberanzen entdecken. Die Führungen finden das ganze Jahr über statt, sowohl tagsüber als auch nachts.

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