Narwal: Das Einhorn der Arktis

Reise
ELEONORA GOLDMAN
Stellen Sie sich einen riesigen Delfin von der Größe eines Geländewagens vor, dem ein langer Stoßzahn aus der Nase ragt. Dann haben Sie eine ziemlich gute Vorstellung von diesem wunderschönen Tier, das auch das „Einhorn des Meeres“ genannt wird.

Der Narwal ist ein unglaublich schwer fassbares Tier, das in den Gewässern des Arktischen Ozeans lebt. Nicht ganz ein Delfin. Und auch nicht unbedingt ein Wal. Es ist wirklich ein einzigartiges Tier!

Eine halbe Tonne Fett zum Warmhalten

Ein Narwal ist riesig. Sein Körper kann bis zu 4,5 Meter lang werden und dabei bis zu 1,5 Tonnen wiegen. Ein Drittel dieser Masse wird von Fett eingenommen. Und das aus gutem Grund. Dieses majestätische Säugetier lebt in den eisigen Gewässern der Arktis, umgeben von Treibeis.

Ein Horn, das eigentlich ein Zahn ist

Das charakteristische Merkmal des Narwals ist sein langes „Horn" (allerdings haben nur die Männchen eines). Das Tier hat keine unteren und nur zwei obere Zähne: Der Stoßzahn ist eigentlich ein Teil davon, und er entwickelt sich allmählich, während es heranwächst. Er kann bis zu 3 Meter lang werden. 

Dieser Stoßzahn ist sehr widerstandsfähig und gleichzeitig biegsam. Wenn er jedoch bricht, wird er von einer Art Knochensubstanz bedeckt, um die Nervenenden zu schützen, die er enthält. 

Über seine Funktion gehen die Meinungen der Wissenschaftler noch auseinander. Einige glauben, dass es sich um eine Vorrichtung zur Abwehr von Angreifern handelt. Andere glauben, dass der Einhornwal ihn benutzt, um beim Auftauchen dickes Eis im Meer zu durchstoßen. Wieder andere glauben, dass er eine Art Antenne ist, deren Nervenenden dazu dienen, die Wassertemperatur zu bestimmen.

Und der Stoßzahn hilft auch, Weibchen anzulocken!

Einzigartig

Der Narwal gehört zu den Krebssäugetieren (und zu den Walen, zu denen auch Delfine und Schweinswale gehören). Er ist der einzige in seiner gesamten Gruppe! Sein Name könnte sich aus den isländischen Wörtern nar (Kadaver) und hval (Wal) zusammensetzen. Das klingt etwas gruselig, hat aber mit der Farbe des Tieres zu tun - eine Art blasses Grau mit dunklen Flecken. 1990 entdeckten Wissenschaftler einen Narwal-Beluga-Hybriden.  

Er hat eine Zunge

Der Narwal lebt in großen Gruppen, was aber möglicherweise gar nichts mit familiären Bindungen zu tun hat. Er kommuniziert mit einzigartigen Lauten. Manche klingen wie ein Einatmen, andere wie ein Klicken und wieder andere wie Schreie! Er kann kleine Fische und Mollusken gemeinsam in einer Gruppe jagen und sich dabei unterhalten. Besonders interessant ist, dass jede Narwal-Gruppe einen eigenen Dialekt hat. Verstehen sich die Gruppen untereinander?  Wir wissen es nicht...

Es gibt nur wenige  

Narwale leben in so entlegenen und kalten Ecken des Ozeans, dass ihre Erforschung äußerst schwierig ist. Sie wurden in der Nähe von Franz-Josef-Land, Spitzbergen und um Grönland gesichtet. Es gab auch Fälle von Wanderungen, die mit der Bewegung des Treibeises zusammenhingen, was dazu führte, dass diese faszinierenden Tiere sogar in der Nähe der britischen Küste gesichtet wurden. Dennoch gilt die eisige und abgelegene Arktis als ihre Heimat. Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Zahl der Narwale zwischen 40.000 und 50.000 liegen könnte, aber diese Zahlen sind bestenfalls Schätzungen. 

Steht auf der Roten Liste

Der Narwal hat eine Reihe von natürlichen Fressfeinden, darunter Eisbären und Seelöwen. Der größte natürliche Feind des Narwals ist jedoch der Mensch: In einigen Kulturen wird der Stoßzahn des Narwals als äußerst wertvoll angesehen - fast ein Allheilmittel für alle Krankheiten - was natürlich ein Mythos ist. Leider werden sie auch zu Souvenirs verarbeitet. 

In Gefangenschaft kann er nicht überleben. In freier Wildbahn wird ein Narwal allerdings bis zu 50 Jahre alt. Er steht auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten in der Kategorie „potenziell gefährdet“. In Russland ist die Jagd auf Narwale per Gesetz verboten.