Arktische Illusionen im russischen Norden

VK / Waleri Demin
Nördlich des Polarkreises gibt es zahlreiche Naturwunder zu entdecken. Während manche echt sind, sind andere wiederum pure Illusion.

Stellen Sie sich vor, sie schauen in den winterlichen Himmel und sehen am Horizont ein bewaldetes Gebirge. Doch es ist kein Gebirge in der Nähe. Solche Illusionen sind in der russischen Arktis durchaus verbreitet. 

Fata Morgana

Eigentlich verbindet man das Phänomen eher mit Wüstenregionen. Doch auch nördlich des Polarkreises tritt es gelegentlich auf. In der Stadt Apatity in der Region Murmansk beobachten die Bewohner regelmäßig imaginäre Landschaften. 

„Es entsteht durch verschiedene Luftschichten mit unterschiedlicher Temperatur, die in der Atmosphäre aufeinandertreffen. Dadurch entsteht ein Linseneffekt, der Lichtstrahlen umleitet und teils surreal wirkende Landschaftsbilder entstehen lässt. Je nach Anordnung der Luftschichten können die Bilder entweder richtig oder falsch herum sein“ erklärt der Wissenschaftler Walerij Demin vom Institut für Polarforschung und Geophysik. 

In Apatity entsteht diese Illusion vor allem am von Hügeln umringten Imandra-See. Im Winter sammelt sich über dem See kalte und gleichzeitig sehr dichte Luft, die als eine Art Linse funktioniert. Die dadurch entstehenden Bilder sind gleichzeitig surreal und sehr realistisch. 

Auch im russischen Fernen Osten kann ein solches Phänomen ab und an beobachtet werden. 

Der Nowaja-Semlja-Effekt 

Ausnahme aus dem Film

Die beeindruckendsten optischen Täuschungen entstehen über dem Arktischen Ozean, wo ganzjährig kaltes Wasser kalte Luft erzeugt. Diese treffen auf milde Luftströme vom Kontinent. Die Luftschichten vermischen sich nicht, was die Bildung lebendiger und langlebiger Illusionen begünstigt. Entdeckt wurde dieses Phänomen bereits im Januar 1597 durch den berühmten Seefahrer Willem Barents, dessen Besatzung am Horizont einen Sonnenaufgang beobachtete. Dies war jedoch in der Polarnacht unmöglich, woraus Barents schloss, dass es sich um eine Illusion handelte. Dennoch taten Wissenschaftler die Sichtung der Sonne lange als Halluzination ab. Erst im 20. Jahrhundert setzte sich die Erkenntnis durch, dass es sich um eine durch abnormal starke Lichtbrechung erzeugte Illusion handelte. Diese entsteht, wenn warme Luft über kalter Luft stagniert und sieht fast so aus, wie ein richtiger Sonnenaufgang. 

Phantominseln

Ausnahme aus dem Film

Manchmal sehen Leute nicht nur Landschaften, sondern ganze imaginäre Inseln, was teilweise weitreichende Folgen hat. Noch auf einer britischen Weltkarte aus dem Jahr 1922 findet sich zum Beispiel eine Sannikow-Insel im arktischen Ozean. Im frühen 19. Jahrhundert glaubte der russische Entdecker Jakow Sannikow in der Nähe der Neuen Sibirischen Inseln ein „riesiges Landstück mit hohen Felsen“ entdeckt zu haben. Sogar Vögel sah er auf die vermeintliche Insel zufliegen, woraus er schloss, eine Insel mit milder Temperatur gefunden zu haben. Spätere Expeditionen fanden an der Stelle, an der sich angeblich die Sannikow-Insel befand, jedoch nur einige Eischollen. Sogar ein sowjetischer Science-Fiction-Film aus dem Jahre 1973 dreht sich um eine dieser Expeditionen. 

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