Ausgestopfte Robbe, die in den Felsen gelegt wird, um kleine Alken zu fermentieren, Kiwiak.
Legion MediaKiwiak ist das Festessen der Inuit. Insbesondere in der langen Polarnacht ist es aber auch ein wichtiger Energiespender.
Das Rezept liest sich in etwa so: Man nehme einen Robben- oder Walrosskadaver, schneide den Kopf ab und fülle das Tier mit kleinen Vögeln (bis zu 400 passen rein). Wichtig ist dabei, dass weder die Vögel noch der Kadaver ausgeweidet werden dürfen. Die Vögel behalten sogar ihr Fell. Anschließend werden die Schnitte im Kadaver mit Fett verschlossen und das eigenartige Gericht wird für bis zu achtzehn Monate in einer kalten Höhle oder einem Iglu verstaut. Dort sorgen die Robbeninnereien dafür, dass die Vögel fermentieren und haltbar bleiben.
Ist der Fermentationsprozess abgeschlossen, wird der Kadaver ausgegraben und die Vögel können so wie sie sind gegessen werden. Dies findet aber eigentlich immer draußen statt. Der Geruch ist dann wohl doch etwas zu streng.
Youkagir und Chukchi Lager.
Jacques Langevin/Sygma/Getty ImagesEin weiteres eigenartiges Gericht aus dem hohen Norden wird aus Rentierinnereien hergestellt. Rentierhufen, Rentierlippen und weitere sonst nicht benötigte Körperteile werden ausgiebig über einem Feuer geröstet. Danach werden sie für drei bis vier Tage in Wasser eingelegt, um die Bitterkeit zu beseitigen. Ist auch das erledigt, wird die Masse weichgekocht und mit Leber, Nieren und frischem Blut vom Rentier vermengt. Die daraus entstehende Suppe wird dann zum Fermentieren in ein Fass oder eine Ledertasche geschüttet. Nach vier bis sechs Wochen ist sie zum Essen bereit.
Это каныга́. Непереваренное содержимое желудка оленя...с ягодками..у народов севера это деликатес..кто там окрошку на кефире не любит?😂😂😂 pic.twitter.com/Rbe44iYI84
— Макаров (@_makarov_5) August 19, 2021
Kaniga ist neben den Inuit auch den Korjaken und den Chukotka bekannt. Kochen oder Fermentieren ist hier nicht notwendig: Es handelt sich nämlich einfach um den Inhalt eines Rentiermagens.
Direkt nach der Schlachtung des Tiers wird der Magen herausgenommen und vorsichtig geöffnet. Im Inneren findet man meist halbverdautes Gras, Moos und Pilze, vermengt mit Magensäure. Garniert mit Beeren entsteht dann das Gericht Kaniga, das angeblich die Verdauung anregen soll. Zudem ist es reich an Vitaminen, die in der Tundra sonst selten sind.
Munitschebuketsch heißt übersetzt so viel wie „Saure Köpfe“ und ist ein Gericht der Evenk, welches - sie ahnen es - aus Fischköpfen besteht. Zur Herstellung nimmt man Lachsköpfe und entfernt Augen, Kiemen und Zähne. Anschließend mischt man die Köpfe mit rotem Kaviar und lässt sie in einem luftdichten Behälter für ein paar Tage fermentieren. Mutige, die es probiert haben, vergleichen den Geschmack mit dem von Sauerkraut.
It's Time to Eat #eat#delicious#food#larva#omg#rtpic.twitter.com/jzGoMaxgBH
— Egor Fedorov ⛳️ (@egorfdrv) October 10, 2017
Die Dasselfliege ist ein Parasit, der Rentiere befällt. Die weiblichen Insekten platzieren ihre Eier auf dem Pelz der Rentiere. Nach ein paar Tagen schlüpfen die Larven und befallen die Haut der Rentiere. Diese leiden dadurch unter extremen Juckreizen, Ausschlag und Haarausfall. In seltenen Fällen kann es sogar zum Tod der Rentiere führen. Daher essen indigene Rentierhirten die Larven einfach auf, um die Tiere zu entlasten und um gleichzeitig selbst einen proteinreichen Snack zu haben.
Echte Eskimo-Eiscreme besteht aus Beeren, Zucker, Schnee und dem Fett von Rentieren und Robben. Sehr klein gehacktes Rentierfett wird dafür bei geringer Hitze geschmolzen und mit Robbenfett vermengt. Im nächsten Schritt werden frische Beeren und eventuell Zucker sowie loser Schnee hinzugefügt. Dieser wird schließlich geschmolzen und als Eis serviert. In der Sprache der indigenen Völker Nordrusslands heißt dieses Gericht Akutak, übersetzt Mischung.
Die vermutlich seltsamste Delikatesse des russischen Nordens ist gleichzeitig auch die Gefährlichste. Ein Fremder, der Kolpachen isst, würde höchstwahrscheinlich an einer Lebensmittelvergiftung sterben.
Es handelt sich bei dem speziellen Gericht um den fermentierten Kadaver eines Rentiers. Ab und an wird jedoch auch Robben- oder Walross-Kolpachen hergestellt. Wird Kolpachen mit einem Rentier hergestellt, lässt man das Tier zunächst ein paar Tage hungern, um den Magen leer zu bekommen. Kurz bevor es an Hunger sterben würde, wird das Tier erwürgt. Dabei gilt es darauf zu achten, dass die Haut nicht verletzt wird. Das tote Tier wird nun für mindestens ein halbes Jahr im Marschland oder im Permafrost vergraben.
In dieser Zeit beginnt das Tier zu kompostieren, die Struktur des Fleisches ändert sich erheblich. Es entstehen auch Gifte, die lediglich für die Einheimischen – also jene, die seit ihrer Kindheit an Kolpachen gewöhnt sind - unschädlich sind.
Mantak ist eine konservierte Walhaut mit einer Schicht Fett. Diese wird entweder abgehangen und roh konsumiert oder gekocht. In diesem Falle wird sie nach dem Kochen in einem Fass mit Wasser und Kräutern eingelegt und im Winter konsumiert. Da der Walfang in Russland aufgrund einer UN-Konvention nur einigen indigenen Völkern im Norden erlaubt ist, kann man Mantak nicht kaufen. Nur die Chukotka können es ihren Gästen anbieten.
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