Jede Reise in dieser Region beginnt in Murmansk, wo sich der größte Bahnhof und der Flughafen der Region befinden. Murmansk ist eine Stadt weit oben am Polarkreis und liegt viel näher an der finnischen und norwegischen Grenze als jede andere große russische Stadt. Sie ist bekannt als Hafenstadt, von der aus Meeresfrüchte nach Süden verschifft werden. Während des Kalten Krieges „schliefen“ hier U-Boote, wenn sie gerade nicht im Dienst waren. Über die Stadt und insbesondere den Hafen wacht das riesige Aljoscha-Monument, gewidmet den Verteidigern der Arktis im Großen Vaterländischen Krieg.
Von der Plattform des Aljoscha-Monuments aus war bereits das nächste Ziel zu sehen, der Eisbrecher „Lenin“, der erste seiner Art mit Nuklearantrieb. Das Schiff ist heute ein interaktives Museum. Radioaktives Material ist nicht mehr an Bord und die „Lenin“ bahnt auch keine Wege mehr durchs Eis. Dennoch fühlt man sich im Inneren zurückversetzt in die Zeiten der Sowjetunion.
Unsere nächste Station war das frühere Set des Oscar-nominierten Films „Leviathan“, der Ort Teriberka. Der Film hat Russland nicht ins beste Licht gerückt. Daher zieht es kurioserweise Touristen nach Teriberka, die sich ein Bild machen wollen, ob es im Land wirklich so schrecklich ist, wie der Film vermuten lässt. Zum Glück ist Teriberka tatsächlich ein sehr schönes Fischerdorf mit viel Herz und Meeresfrüchten.
Die verlassene, gruselig wirkende Schule des Ortes zog mich an und das Schloss an der Tür war ohnehin kaputt. Als ich durch die düsteren und schimmelbefallenen Räume ging, fühlte ich mich in eine andere Wirklichkeit im Stil von „Silent Hill“. Jede Minute könnte der Boden einbrechen. Obwohl auch die Schule eine Touristenattraktion ist, finden sich dort überraschenderweise noch sehr viele Gegenstände.
Unsere große Mission war es immer noch, das Nordlicht zu sehen. Wir versuchten unser Glück in der Stadt Kirowsk.
Kirowsk schien ebenfalls wie eine Zeitreise und gab uns scheinbar einen Einblick in das Alltagsleben in einer sowjetischen Stadt - viele Familien waren unterwegs. Frauen versuchten mit großer Anstrengung Kinderwagen über die Gehwege zu schieben. Die Kleinen spielten im Schnee. Drumherum ragten fünfstöckige graue Gebäude auf, direkt aus dem Kommunismus entsprungen. Außerhalb von Moskau gibt es nicht viele der großen Lebensmittelketten. Kirowsk war voller seltsamer kleiner Läden, die noch sowjetisch organisiert waren. Jeder Teil des Geschäfts hatte eine eigene Kasse.
Als wir nachts nach draußen gingen, um uns in den Schnee zu legen und die Kameras zum Himmel zu richten, sahen wir endlich das Nordlicht! Es ist schwer zu beschreiben, wie es im wirklichen Leben aussieht, aber ich würde sagen „magisch und filigran“.
Die Chibiny-Berge sind ein weiteres beliebtes Ziel für Outdoor-Aktivitäten. Während wir die Landschaft des Chibiny betrachteten, blieben wir im Schnee stecken. Nach einem halbstündigen Kampf mit dem Auto fuhren wir in die entgegengesetzte Richtung zurück nach Kirowsk.
Nicht weit von Kirowsk entfernt befindet sich das Kulturzentrum Sami Village. Der Ort wird von den Sami geführt, aber vor allem gab es dort viele Huskys und Elche zum Streicheln.
Es war einfach zu süß und es hat sich definitiv gelohnt. Außerdem hatte ich die Möglichkeit, mit vielen chinesischen Touristen den Nationalsport zu betreiben: Eisfußball mit einem Ball aus Kaninchenfellen.
Die verrückteste Idee unserer Reise in die Region Murmansk war es, am nördlichsten Punkt des östlichen Russlands an den äußersten Rand der Welt zu gelangen und Filmaufnahmen zu machen.
Wir haben ortskundige Fahrer über einen lokalen, spezialisierten Reiseanbieter gebucht. Sie fuhren für solche Touren maßgeschneiderte Autos. Sie werden sich fragen, warum es mehrere Fahrzeuge waren, genau gesagt zwei Stück. Nun, wenn eines kaputt gehen sollte, kommt einfach niemand, um Sie zu retten.
Schnell wurde die Strecke holprig und es wurde auch viel kälter. Das erste, was wir gesehen haben, war eine Brücke, die die Deutschen während des Zweiten Weltkriegs gebaut haben und die noch immer in Gebrauch ist. Aber danach hatten wir ein paar Stunden nur endlose Straßen, weiße Landschaften und schließlich tiefschwarzes Meerwasser.
Aber mit der Zeit fühlte es sich wirklich so an, als hätten wir eine andere Welt erreicht und es bis zum nördlichen Rand Russlands geschafft. Am Ende des Weges, umgeben von schwarzem Wasser, steht ein alter Leuchtturm. Wir nahmen uns etwas Zeit, um einen Tee zu trinken, der sehr schnell abkühlte und filmten so viel wie möglich, bevor wir zum Hotel fuhren. Ja, hier gibt es ein kleines Hotel, das speziell auf solche Verrückten wie uns zugeschnitten ist, die unbedingt hierher fahren wollen. Ein warmes Essen und ein warmes Bett trugen sicher dazu bei, unsere erschöpften Seelen zu beruhigen.
Wir haben übrigens einige wirklich einzigartige Restaurants kennengelernt. Im Fischerdorf Teriberka waren unsere Teller gefüllt mit riesigen Krabben und fangfrischem Fisch. Wir bekamen Seeigel, die so frisch waren, dass sie direkt am Tisch zubereitet wurden. Gleiches gilt für Jakobsmuscheln und Austern, vom Meer kamen sie direkt auf den Teller. Dieses winzige Dorf ist der letzte Ort, an dem man gutes Essen erwarten würde, aber der Tourismus trägt anscheinend dazu bei.
Zufällig fuhren wir noch in Teriberka an der „nördlichsten Brauerei“ Russlands vorbei und hatten ein verdammt gutes Bier, das zudem sehr günstig war.
In Murmansk hielten wir an einem populären Stand, an dem gutes Hirsch- und Elchfleisch verkauft wird. Ich liebe diese lokal produzierten Waren. Aber um es ganz klar zu sagen, wir haben auch manches gekauft, was irgendwie nach Männerumkleide gerochen hat. Touristen mit empfindlicher Nase und ebensolchem Magen würde ich nicht alles empfehlen.
Murmansk war außen etwas kalt, innen aber definitiv warm. Und jetzt kann ich dir ehrlich sagen, dass „ich am Ende der Welt war, Baby!“
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