Rodelbahnen Katharinas II. bei St. Petersburg: Wie die ersten „russischen Berge“ aussahen (FOTOS)

Reise
ALEXANDRA GUSEWA
Im 18. Jahrhundert schuf die russische Zarin Katharina die Große auf ihrem Landsitz außerhalb von St. Petersburg einen großen Rodelberg. Und er sah fabelhaft aus!

Katharina die Große wusste, wie man die Freizeit richtig genießen kann! In Oranienbaum, nicht weit von ihrem offiziellen Landsitz Peterhof entfernt, ließ sie eine Sommerresidenz errichten – ein riesiges Park- und Schlossensemble mit vielen Freizeitpavillons.

Eine der unglaublichsten Anlagen war ein Rodelberg, der für die Sommerzeit gebaut wurde. Es war eine alte russische Tradition, im Winter mit dem Schlitten von Hügeln herabzufahren und solche Rodelbahnen waren in den Zarenresidenzen das ganze 18. Jahrhundert zu finden. Aber warum sollte sich die Zarin die Freude am Schlittenfahren versagen, nur weil es draußen nicht Winter war?

Die Anlagen für die Sommerrodelbahn wurden in den 1760er Jahren von dem Mechaniker und Ingenieur Andrej Nartow für Katharina die Große entworfen und gebaut und hatten keine Vorbilder. Der erste solche „Rutschberg“ (zu Russisch Katalnaja gorka) sah aus wie eine riesige hölzerne Rampe mit drei Spuren, die mehr als sechs Meter breit waren.

Die Wagen fuhren die mittlere Bahn hinunter und folgten dann vier Bahnen, die auf und ab gingen. Sie bewegten sich durch die Trägheit insgesamt mehr als 500 Meter vorwärts. Nach der Fahrt wurden die Wagen mit einem speziellen Mechanismus, der von Pferden angetrieben wurde, über eine Bahn an der Seite  wieder nach oben gezogen.

Die Wagen selbst waren richtige Kunstwerke! Sie sahen aus wie Streitwagen und Gondeln und waren reich mit Gold verziert. Entlang der gesamten Strecke befand sich eine überdachte Kolonnade, auf der die Gäste der Zarin spazieren gehen und anderen bei ihren Fahrten zusehen konnten.

Nach Katharinas Tod konnte man sich nur einige Jahre lang an dem Bauwerk erfreuen, denn 1801 begannen die „Russischen Berge“ in Oranienbaum aufgrund mangelnder Aufmerksamkeit und fehlender finanzieller Mittel (der neue Zar, Katharinas Sohn Paul I., hatte seine eigenen Interessen und Hobbys sowie eine eigene Residenz) langsam zu verfallen. Schließlich stürzten die Kolonnaden 1813 ein und die Ruinen wurden in den späten 1850er Jahren abgetragen.

Was bis heute erhalten blieb, ist ein prächtiger Pavillon, der Teil des Komplexes „Russische Berge“ war. Die Zarin oder ihre Gäste stiegen in die Wagen und verließen den Schlitten über den Balkon des Pavillons, der sich in 20 Metern Höhe befand.

Der Pavillon wurde vom italienischen Architekten Antonio Rinaldi in einer Mischung aus Barock und Frühklassizismus erbaut und galt bei den Zeitgenossen als eines der prächtigsten Gebäude seiner Art.

Das dreistöckige Steingebäude, das von einem Rondell gekrönt wird, ist mit geschnitzten Girlanden verziert und hat eine glockenförmige Kuppel.

Die Innenräume wirken auch sehr beeindruckend. Jeder der Säle hat eine einzigartige Gestaltung, wurde restauriert und im Juli 2022 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Der runde Saal ist mit Gemälden, Stuckarbeiten und Vergoldungen russischer und italienischer Meister geschmückt.

Wegen seiner prachtvollen Gestaltung nutzte Katharina die Große den Pavillon nicht nur zur Freizeitgestaltung, sondern veranstaltete auch Galadiners und Empfänge, darunter für ausländische Botschafter und sogar ein Abendessen zu Ehren des schwedischen Königs Gustav III.

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