1. Der Goldene Ring
Eine der bekanntesten und bei Ausländern beliebtesten Touristenrouten wurde in den 1960er Jahren von dem Journalisten Juri Bytschkow erfunden. Er war es, der die Idee hatte, eine Reise durch mittelalterliche Städte nordöstlich von Moskau in einem Rundkurs durchzuführen. Der Goldene Ring war geboren. Die ursprüngliche Reiseroute umfasste acht Städte:
- Sergijew Possad, (von 1930 bis 1991 Sagorsk),
- Pereslawl-Salesskij,
- Rostow Welikij,
- Jaroslawl,
- Kostroma,
- Iwanowo,
- Susdal,
- Wladimir
Jede von ihnen hat ihr historisches Zentrum, ihre Kirchen aus dem 12. Jahrhundert und das unglaublich authentische Flair des alten Russlands bewahrt.
Heute ist die Marke Goldener Ring Russlands so populär, dass sich viele Städte darum bemühen, in diese Marke aufgenommen zu werden und Teil des kulturellen Erbes Zentralrusslands zu werden. Erwähnenswert sind die Orte Pljos, Rybinsk, KalJasmin, Murom und Myschkin. Auf jeden Fall werden Sie in Dutzenden von Ortschaften entlang der Strecke beeindruckende Kirchen, Museen für Volkskunst und natürlich ausgezeichnete Restaurants mit russischer Küche finden.
2. Karelien
Die Schönheit Kareliens ist ein Fest der Natur mit Seen, Wasserfällen, felsigen Klippen und nordischen Kiefernwäldern. Sie gilt als eines der beliebtesten Ziele für den Inlandstourismus.
Sie können Ihre Reise von St. Petersburg aus beginnen, den Ladogasee umfahren und bis zur Stadt Sortawala reisen. Nachdem Sie dort übernachtet haben, sollten Sie sich frühmorgens auf den Weg zum Naturpark Ruskeala machen, um die ganze Vielfalt der karelischen Natur (und der traditionellen Küche) auf einmal zu genießen.
Danach lohnt sich eine Fahrt in die Hauptstadt der Republik Karelien, Petrosawodsk, am Onegasee. Direkt von hier aus können Sie mit einem Motorboot oder Schnellboot zur Insel Kischi fahren, auf der sich einzigartige Holzkirchen aus dem 18. Jahrhundert befinden, aber Sie können auch mit der Fähre dorthin gelangen. (Wenn Sie mit ihrem Auto einen kleinen Umweg nehmen, kommen Sie viel näher an die Insel heran, müssen aber trotzdem mit einem Boot ans andere Ufer übersetzen). Die Fahrt von Petrosawodsk zurück nach St. Petersburg dauert etwa fünf Stunden.
3. Russischer Norden
Direkt von Karelien aus können unerschrockene Reisende noch weiter reisen – in den echten Hohen Norden. Andrej Artjuchow, der Präsident des Karawanenverbandes, der das ganze Land bereist hat, rät, eine von zwei Routen zu wählen, die sowohl vom Standpunkt der Natur als auch des kulturellen Erbes sehr schön und informativ sind.
Die erste führt durch Karelien, hinauf zur Kola-Halbinsel und zur Region Murmansk. „Von Murmansk nach Sapoljarny führt die schönste Straße durch unsere nördliche arktische Tundra“, sagt Andrej und rät auch, das berühmte Teriberka zu besuchen, das Dorf am Weißen Meer, in dem Andrej Swjaginzew seinen Film Leviathan gedreht hat: „Die Route ist ein Rundkurs und auf dem Rückweg kann man Karelien von der anderen Seite aus bewundern.“
Die andere Route führt bis nach Archangelsk. „Das ist schon ein ganz anderer Norden, zwar die arktische Zone, aber das ist schon unser russischer Norden“, erklärt Artjuchow. Die Route führt durch alte Städte – Wologda, Wytegra, Medweschjegorsk. Unterwegs trifft man auf alte Kirchen und Klöster, aber auch auf Landhäuser mit geschnitzten Tafeln und natürlich auf die schönste Natur des Nordens – Nadelwälder und Seen.
4. Altai
Die Tshujsky-Trakt-Autobahn gilt als die wohl malerischste Straße Russlands. Sie können von einer ganz anderen Region aus starten, vom Herzen Sibiriens, Nowosibirsk, und schließlich fast tausend Kilometer bis zur mongolischen Grenze zurücklegen. Auf dem Weg liegen Großstädte wie Barnaul (Hauptstadt der Altai-Region), Bijsk – und schließlich Gorno-Altaisk, die Hauptstadt der Republik Altai.
Diese historische Handelsstraße, die auch „Sibirische Seidenstraße“ genannt wird, beginnt in der Steppe, verläuft entlang der Flüsse Ob und Katun, überquert dann den Tschergin-Kamm und führt direkt in das Altai-Gebirge.
5. Auf zum Meer!
Jeden Sommer ziehen Tausende von Karawanen in den Süden, um sich am Meer zu erholen (hauptsächlich am Schwarzen Meer, aber auch am Asowschen und am Kaspischen Meer). Die Reise in den Süden ist ein unvergessliches Erlebnis. Hinter dem Fenster wechselt die Szenerie: Flüsse, Wälder und Steppen, Roggenfelder und Sonnenblumenplantagen.
Dann kann man entweder direkt an die Schwarzmeerküste fahren und in Richtung Sotschi und Kaukasus abbiegen, oder umgekehrt, die Halbinsel Taman ansteuern und über die neue Brücke auf die Krim fahren. Die serpentinenartige Route entlang der Südküste bietet dem Besucher atemberaubende Ausblicke – Berg- und Küstenlandschaften sowie Königspaläste und Landhäuser von Künstlern und Schriftstellern.
Wie man sich auf einen Roadtrip in Russland vorbereitet
Russland mit dem Auto oder Wohnmobil zu bereisen ist sicher und bequem, stellten zahlreiche ausländische Touristen aus Deutschland, Frankreich, der Slowakei, Slowenien und den baltischen Staaten vor der Pandemie fest. „Wir haben Freunde, Touristen aus Deutschland, die schon seit zehn Jahren mit ihrem Wohnmobil in Russland unterwegs sind und noch nie einen ernsthaften Zwischenfall erlebt haben“, sagt Andrej Artjuchow. Seiner Meinung nach findet man überall einen Wohnmobilstellplatz und erst recht eine Pension für einen Wohnmobilreisenden. Und jedes Jahr kommen mehr und mehr neue Campingplätze und ausgestattete Parkplätze hinzu.
Wer mit dem Auto in Russland unterwegs ist, sollte seine Reise gut vorausplanen – vor allem die Rast und das Tanken, da Tankstellen in abgelegenen Gebieten weit entfernt sein können. „Man sollte darauf achten, dass das Auto immer mindestens halb vollgetankt ist. Das heißt, nach drei Stunden Fahrt – das sind etwa 250 Kilometer – ist es besser, anzuhalten, auszuruhen und zu tanken“, rät Artjuchow.
Andrej kennt viele Touristen und Wohnwagenfahrer, die trotz aller Einschränkungen immer wieder in Russland unterwegs sind. Und jetzt, vor allem nach der Öffnung der russischen Landgrenze und dem Wegfall aller Hürden, wollen noch mehr Menschen kommen – auch ans Schwarze Meer und in den Kaukasus. „Angesichts der wirtschaftlichen Lage in Europa gibt es viele Touristen, die lieber am Schwarzen Meer als beispielsweise an der kroatischen Adriaküste Urlaub machen wollen. Für die Einwohner der baltischen Staaten ist es zum Beispiel die gleiche Entfernung“, sagt Andrej.
Die beliebtesten Reiseziele bei Ausländern sind der Goldene Ring und der Nordwesten Russlands. Vor der Pandemie unternahmen ausländische Touristen auch längere Expeditionsreisen. „Zurzeit sind diese vorübergehend auf Eis gelegt, aber wir hatten auch regelmäßige transkontinentale Routen – quer durch Russland nach China und dann zurück durch die Mongolei und Zentralasien“, berichtet Andrej.