Die meisten Museen für Holzarchitektur in Russland entstanden in den 1950er bis 1970er Jahren. Nachdem sich die Sowjetunion vom Zweiten Weltkrieg erholt hatte, war sie in der Lage, Kultur- und Architekturdenkmäler zu erfassen und zu erhalten. In diesen Jahren wurden landesweit Tausende von Kirchen und anderen alten Gebäuden restauriert und unter staatliche Verwaltung gebracht. Dazu gehörten auch Holzgebäude. So gelang es einigen Dörfern, diese zum Teil über 500 Jahre alten Kirchen, Häuser und Mühlen zu erhalten!
Insel Kischi (Karelien)
Kischi ist das bekannteste und meistbesuchte ethnografische Museum in Russland. Es liegt in der Nähe der Stadt Petrosawodsk auf einer Insel im Onegasee. Das 1966 gegründete Museum steht auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes.
Der zentrale Teil des Inselmuseums ist Kischi pogost, bestehend aus der Verklärungskirche vom Anfang des 18. Jahrhunderts (ein 37 Meter hohes Holzgebäude mit 23 Kuppeln), der Mariä-Schutz-und-Fürbitte-Kirche mit teilweise erhaltener Ikonostase und einem Glockenturm aus dem 19. Jahrhundert.
Der Rest der hölzernen Exponate wurde aus verlassenen Dörfern in verschiedenen Teilen Kareliens mitgebracht. Außerdem gibt es Pomor-Häuser, Jepsen-Scheunen und karelische Kreuze.
Witoslawlizy (Gebiet Nowgorod)
Bis zum 16. Jahrhundert herrschte Welikij Nowgorod über weite Gebiete am Weißen Meer und konkurrierte mit Moskau. Die monumentale Architektur der Nowgoroder Ländereien ist nur wenige Kilometer von der Stadt entfernt zu sehen, an der Stelle des ehemaligen Dorfes Witoslawlizy, das vom 12. bis zum 18. Jahrhundert existierte.
Das Freilichtmuseum wurde 1964 gegründet und ähnelt einem alten russischen Dorf. Die Hütten mit Nebengebäuden bilden Straßen, durch die die Besucher flanieren. Die wichtigsten Ausstellungsstücke sind die hölzerne Kirche der Geburt der Jungfrau Maria aus dem Jahr 1531 und die kleine Mariä-Himmelfahrt-Kirche aus dem Jahr 1599. Sie wurden aus abgelegenen und halbverlassenen Dörfern hergebracht und dann in Witoslawlizy restauriert und somit buchstäblich vor der Zerstörung gerettet.
Malyje Korely (Region Archangelsk)
Riesige Holzmühlen in Menschengröße sind die Visitenkarte des Museums Malyje Korely. Das Museum besitzt die größte Sammlung von Holzmühlen in Russland, die alle aus Dörfern der Region Archangelsk stammen. Der ethnografische Komplex wurde 1964 gegründet und ist in verschiedene Sektoren unterteilt: Mesenskij, Pineschskij, Dwinskij, Kargopolsko-Onjeschskij, in denen Bauernhütten, Banjas, Brunnen und Kirchen aus diesen Gebieten zu sehen sind. Wenn man von einem Sektor zum anderen wechselt, kann man deutliche Unterschiede im Häuserbau feststellen.
Kolomenskoje (Moskau)
Einer der größten Parks Moskaus beherbergt auch ein Museum für Holzarchitektur mit einer Sammlung erstaunlicher Gebäude des russischen Nordens. Bereits 1933 wurde der Torturm des Nikolausklosters aus der Region Archangelsk aus dem 17. Jahrhundert, das einzige Holzbauwerk des Klosters, hierher transportiert. Es war eine Zeit, in der viele Kirchen zerstört wurden, aber den Architekten gelang es, diesen Turm zu retten.
Hier ist auch der Turm von Sumskij Ostrog aus den 1580er Jahren, der aus dem Gebiet der karelischen Pomorije gebracht wurde. Er befand sich in dem alten Dorf Sumskij Posad, in dem die lokale Militärgarnison stationiert war. Übrigens ist es der einzige Wehrturm des russischen Nordens, der bis in unsere Tage erhalten gblieben ist.
Museum für Holzarchitektur (Susdal, Gebiet Wladimir)
Susdal ist eine Museumsstadt, die man gesehen haben muss. Am Rande der Stadt, an einem sehr malerischen Ort, entstand Mitte der 1960er Jahre ein regelrechtes Dorf aus Gebäuden, die aus verlassenen Siedlungen der Region stammen. Hier kann man mehrstöckige Holzkirchen aus der Mitte des 18. Jahrhunderts sehen, die, wie die Historiker sagen, ohne einen einzigen Nagel errichtet wurden. Sie sind so kunstvoll gefertigt, dass die Etagen aus der Ferne aussehen, als seien sie aus Metall. Aber das ist ein Irrtum – sie bestehen vollständig aus Holz.
Chochlowka (Region Perm)
Kennen Sie den Ausdruck Ein Bewohner aus Perm hat salzige Ohren? Das Gebiet Perm ist historisch gesehen das größte Zentrum der Salzproduktion und mit dieser war das Leben vieler Menschen in diesen Orten über mehrere Jahrhunderte verbunden. Natürlich gab es auch Salinen aus Holz, die im Museum in der Nähe des Dorfes Chochlowka, etwa 40 km von Perm entfernt, ausgestellt sind. Hier können Sie den Soleturm, die Saline und die alten Scheunen besichtigen. Und natürlich die Häuser derjenigen, die bis Anfang des 20. Jahrhunderts in den Salinen tätig waren.
Taltsy (Gebiet Irkutsk)
Hölzerne Festungen, Palisaden und Kornspeicher sind ein wichtiger Teil der Geschichte der Erforschung Sibiriens, die im Museum Taltsy, 40 km von Irkutsk entfernt, lebendig wird. Es wurde 1969 gegründet, als der Hauptteil der Siedlung wegen des Baus des Irkutsker Wasserkraftwerks überflutet wurde und man beschloss, die einzigartigen Gebäude auf höheres Gelände zu verlegen, um sie zu erhalten. Später wurden im Museum auch Exponate aus sibirischen Dörfern ausgestellt: Man kann sehen, wie Tofalaren, Ewenken und Burjaten in früheren Zeiten lebten.