Die erste schriftliche Erwähnung dieses Anwesens stammt aus dem 16. Jahrhundert. Im 17. Jahrhundert gehörte dieses Land dem Bojaren Fjodor Scheremetjew, der in die russische Geschichte einging und am Ende der Zeit der Wirren den künftigen ersten Zaren der Romanow-Dynastie, Michail, aus einem Kloster nach Moskau holte.
Auch später war Archangelskoje immer wieder im Besitz berühmter Fürsten. 1667 ließ Bojar Odojewski das älteste erhaltene Gebäude des Anwesens, die Kirche des Erzengels Michael, bauen. Daher stammt der Name Archangelskoje.
Kirche des Erzengels Michael
Wadim RasumowAb 1703 gehörten Haus und Hof einem engen Mitarbeiter von Peter dem Großen, Fürst Dmitri Golizyn. Er vererbte es seinem Sohn und dieser wiederum an seinen Sohn Nikolai Golizyn, der ein hochrangiger Beamter bei Hofe war. Er war zuständig für die Unterhaltung. Nikolai Golizyn beauftragte den französischen Architekten Jacques Jacob Guerne mit dem Entwurf des Caprice-Palastes.
Caprice-Palast
Wadim Rasumow1790 wurden vor dem Palast zwei Terrassen mit Marmorbalustraden errichtet, die vom italienischen Architekten Giacomo Trombara entworfen wurden. Ein anderer italienischer Architekt, Giovanni Petondi, gestaltete den Park des Caprice-Palastes.
Eine sehr wichtige Periode in der Geschichte von Archangelskoje war die Zeit, als es Nikolai Jussupow gehörte. Die Jussupows waren ein altes Fürstengeschlecht und gehörten zu den reichsten Familien Russlands. Ihre Ursprünge gehen bis zum tatarisch-mongolischen Kommandeur der Nogai-Horde, Jusuf-Mursa, zurück, dessen Söhne Iwan dem Schrecklichen dienten.
Nikolai Jussupow kaufte Archangelskoje im Jahr 1810: Er suchte nach einem Ort für seine Kunstsammlung. Jussupow fungierte als Vermittler, wenn der russische Zar Werke bei europäischen Künstlern in Auftrag gab.
Er war einer der berühmtesten Förderer der Künste seiner Zeit. Seine Privatsammlung enthielt echte Meisterwerke, darunter eine Replik von Antonio Canovas Skulptur „Amor und Psyche”.
Unter Nikolai Jussupow wurde Archangelskoje zum Versailles von Moskau. Der Palast und der Park erhielten damals ihr unverwechselbares Aussehen.
Als der Vaterländische Krieg von 1812 begann, brachte Fürst Jussupow seine Sammlung nach Astrachan. Das erwies sich als kluge Entscheidung, da das Anwesen von napoleonischen Soldaten schwer beschädigt und geplündert wurde.
Jedem Besuch eines russischen Souveräns in Archangelskoje wurde eine Säule gewidmet. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts gab es fünf auf dem Anwesen.
Im Vorfeld eines kaiserlichen Besuchs im Jahr 1817 und anlässlich des fünften Jahrestages des Sieges über Napoleon beschloss Jussupow auf dem Anwesen ein Theater einzurichten. Die Pläne dafür sollte der italienische Architekt Pietro di Gottardo Gonzaga entwerfen. Das Ergebnis war eine Holzkonstruktion auf einem Steinfundament. Das Theater wurde nach Gonzaga benannt. Teile der Originalausstattung sind bis heute erhalten.
Das Gonzaga Theater
Ginger april/WikipediaNach Jussupows Tod wuchs die Kunstsammlung von Archangelskoje weiter. Sinaida Jussupowa, die Frau von Nikolais Sohn, übernahm den Ausbau und die Verwaltung. Sie galt als eine der schönsten und klügsten Adelsfrauen Russlands.
Nikolais Urenkelin, die ebenfalls Sinaida hieß, ließ für die Familie vom Architekten Roman Klein ein Mausoleum errichten. Er entwarf es als neoklassizistischen Portikus mit einer halbrunden Kolonnade. Wegen der bolschewistischen Revolution von 1917 wurde das Jussupow-Mausoleum jedoch nie fertiggestellt.
Archangelskoje erhielt 1919 den Status eines Museums. Seine Kirchen wurden als Ableger des Museums anerkannt, was sie vor der völligen Zerstörung durch die Bolschewiki bewahrte.
Das Museum widmete sich zunächst dem künstlerischen Schaffen der Gutsherren. Gleichzeitig wurden intensive Recherchen durchgeführt, alle Kunstobjekte und auch die Statuen im Park katalogisiert.
In den 1930er Jahren wurde auf dem Gelände von Archangelskoje ein Militärsanatorium errichtet: Zwei riesige Bauten verdeckten nun den Blick auf das Tal des Moskau-Flusses.
Sanatorium
Wadim RasumowSpäter wurden diese Gebäude vom CSKA-Sportverein genutzt, der hier bis in die 1990er Jahre ein Trainingslager für die Fußball- und Hockeymannschaften betrieb.
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