Hier entstand „Krieg und Frieden“: Acht Fakten zu Leo Tolstois Gutshaus „Jasnaja Poljana“

Wadim Rasumow, Karl Bulla/Das Staatliche Leo-Tolstoi-Museum/russiainphoto.ru
Hier erfahren Sie alles, was Sie über das legendäre Anwesen wissen müssen, auf dem der Roman „Krieg und Frieden“ entstand.

Das Museumsanwesen „Jasnaja Poljana“ in der Region Tula gehört zu den beliebtesten „literarischen“ Sehenswürdigkeiten Russlands. Die Zahl der Menschen, die mit eigenen Augen sehen möchten, wo der große Schriftsteller Leo Tolstoi gelebt und gearbeitet hat, wächst von Jahr zu Jahr. Diese Neugier lässt sich vor allem auf das gestiegene Interesse für russische Kultur sowie auf zahlreiche Verfilmungen von Tolstois Werken und die kompetente Arbeit des Museumspersonals zurückführen.

1. Тоlstoi verbrachte hier den Großteil seines Lebens

Die meisten Forscher sind sich einig, dass viele der wichtigsten Ereignisse in Tolstois Leben mit „Jasnaja Poljana“ zusammenhängen. Der Schriftsteller verbrachte über 50 Jahre auf seinem geliebten Anwesen und trennte sich, wenn auf Reisen, nur ungern davon. Tolstoi selbst beschrieb die Bedeutung von „Jasnaja Poljana“ in seinem Leben folgendermaßen: „Ohne meine „Jasnaja Poljana“ kann ich mir Russland und mein Verhältnis zu dem Land kaum vorstellen.“

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2. Tolstoi schrieb hier seine bekanntesten literarischen Werke

„Jasnaja Poljana“ war schon immer ein Ort besonderer kreativer Inspiration für Tolstoi. Er betonte mehrmals, dass die Umgebung seines Anwesens ihm bei der Arbeit half und dazu beitrug, dass er sich auf die Geschichte konzentrierte. Neben vielen anderen Werken entstanden hier auch die bekannten Romane „Krieg und Frieden“ sowie „Anna Karenina“.

3. Tolstois Anwesen war bescheiden

Viele Besucher zeigen sich erstaunt über die bescheidene Einrichtung von „Jasnaja Poljana“. Der berühmte Schriftsteller mochte keinen Prunk. Sein Zuhause entsprach daher durchaus seinem Weltbild.

Erwähnenswert ist zudem, dass das bis heute erhaltene „Haus Tolstois“ nur eines der Nebengebäude des großen Gutsbesitzes der Familie Wolkonskij, der die Mutter des Schriftstellers angehörte, ist. Ihr Vater, Nikolaj Wolkonskij, diente übrigens als Prototyp des alten Fürsten Bolkonskij in „Krieg und Frieden“.

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4. Im Haus ist alles noch so, wie es zu Tolstois Lebzeiten war

Das Hausmuseum von „Jasnaja Poljana“ wirkt immer noch so, als würde Tolstoi dort heute noch wohnen. Sogar sein warmer Pullover hängt, wie beiläufig abgelegt, über einem Stuhl. Das einzigartige Lebensgefühl, das hier bis zum Tod des Schriftstellers vorherrschte, wurde vor allem von seiner Tochter Alexandra Lwowna für die Nachwelt bewahrt. Die Exponate des Gutshofs überlebten sowohl die Revolution als auch die Besatzungsjahre des Zweiten Weltkriegs: Sie wurden rechtzeitig nach Tomsk in Sicherheit gebracht.

5. Tolstoi kümmerte sich selbst um die Gärten

Tolstoi, schon immer von Blumen und Grün umgeben, war ein leidenschaftlicher Gärtner. Mit eigenen Händen pflanzte er Tausende von Apfelbäumen auf den Wiesen von „Jasnaja Poljana“ an, aus deren Früchten anschließend Gerichte für die Familie, Fett und Leckereien für die Bauern zubereitet wurden.

Ein Teil der Ernte wurde verkauft und brachte dem Anwesen Geld ein. Die Apfelbäume, zwischen denen Tolstoi regelmäßig spazieren ging und Inspiration fand, gibt es im Übrigen noch heute.

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6. Тоlstoi gründete hier eine Schule für Bauernkinder

Der russische Schriftsteller zählte seinerzeit zu einem der prominentesten Vertreter der Rechte der Bauernklasse. Vom bäuerlichen Leben und seiner Kultur inspiriert, fand er bei der Arbeiterklasse viel positivere spirituelle Eigenschaften als bei Vertretern der Aristokratie.

Im Jahr 1859 erschien aus diesem Grund eine schulische Einrichtung für die Kinder der Bauern auf „Jasnaja Poljana“. Zu dieser Zeit waren Bildungsstätten dieser Art selbst in Großstädten äußerst selten, von Dörfern und Privatgütern ganz zu schweigen. Trotz gesellschaftlicher Kritik und mangelnder Erfahrung gelang es Tolstoi, all seine pädagogischen Ideen in den Schullehrplan zu integrieren.

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7. Tolstoi liegt hier begraben

Tolstoi ließ sich sogar auf seinem geliebten Anwesen begraben. Er wollte nicht, dass Denkmäler, Kreuze oder andere Gedenkzeichen auf seiner Grabstätte zu sehen sind, die von ihm zu Lebzeiten ausgewählt wurde. Hier wollte er ausschließlich und allein seine ewige Ruhe finden: An dem Ort, an dem er und sein Bruder als Kind nach einem „grünen Zauberstab“ suchten, einem magischen Artefakt, das alle Menschen dieser Welt angeblich glücklich zu machen vermochte.

Und so besteht seine Grabstätte lediglich aus einem kleinen Hügel, der von grünem Gras bedeckt wird und von besonderer Stille umgeben ist. Hier schweigen Touristen und Gäste des Herrenhauses, um dem Schriftsteller ihren Respekt zu erweisen.

8. Das Museum „Jasnaja Poljana“ wird von Tolstois Nachfahren verwaltet

Nach der Revolution konnten Tolstois Kinder ihr Recht verteidigen, sich um sein Erbe kümmern zu dürfen. „Jasnaja Poljana“ wird somit immer noch von seiner Familie verwaltet. Seine Nachkommen sind zudem die Hauptinspiratoren aller Projekte, die hier umgesetzt werden: Der Urenkel des Schriftstellers, Wladimir Iljitsch Tolstoi, war viele Jahre der Leiter der Anwesensverwaltung, bis er von seiner Frau abgelöst wurde. Er selbst ist heute als Berater des Kulturministers tätig.

Alle zwei Jahre findet in „Jasnaja Poljana“ ein Treffen von Tolstois Nachkommen statt, zu denen heute fast 400 Menschen zählen.

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