„Paradnyje“: Die schönsten Hauseingänge in St. Petersburg (FOTOS)

Reise
SOFIA POLJAKOWA
Das historische Zentrum der Stadt ist für seine prachtvollen Hauseingänge berühmt, die viele Touristen anziehen.

Das Zentrum von St. Petersburg ist größtenteils mit vorrevolutionären Häusern (aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert) bebaut. Ihre bemerkenswerte Schönheit beschränkt sich nicht nur auf das äußere Erscheinungsbild, sondern prägt auch ihr Inneres. Prachtvolle Eingänge und Treppenhäuser versetzen den Betrachter auch heute noch in Erstaunen, obwohl viele von ihnen sehr baufällig aussehen.

Mit dem spezifischen Wort Paradnaja wird in St. Petersburger ein Hauseingang bezeichnet, der sich aus der Zeit erhalten hat, als St. Petersburg die erste Stadt des Russischen Reiches war, in der Beamte, Adlige und die reichsten Leute des Landes lebten.

Diese Paradnyje waren elegant mit Stuck, Buntglasfenstern, Flachreliefs und Skulpturen verziert, während die Bediensteten den Hintereingang benutzten.

In St. Petersburg gibt es so viele historische Gebäude, dass die Stadt mit deren Reparatur und Renovierung überfordert ist. Gleichzeitig leben viele Einwohner gern in alten Häusern. Und es gibt Leute, die sich selbst um die Restaurierung dieser Häuser kümmern.

Teleschnaja-Straße 9

Baujahr: 1909

Als die Bolschewiki 1917 an die Macht kamen, schafften sie das Privateigentum an Immobilien ab. Die ehemaligen Herrschaftshäuser wurden „verdichtet“. Bei der sogenannten „Verdichtung“ (auf Russisch uplotnenije) wurden dem Proletariat Zimmer in den großen Wohnungen wohlhabenderer Menschen  ohne deren Zustimmung zugeteilt. Auf diese Weise versuchte die neue Regierung, das Problem des Wohnungsmangels für Arbeiter und Bauern zu lösen, die zunehmend in die Städte zogen. Vorher konnte eine reiche Familie bis zu 15 Zimmer bewohnen, nun aber wurden  mehrere Generationen einer Familie in einem einzigen Zimmer einer solchen Wohnung untergebracht.

Die Zeit nach der Revolution hat den Verzierungen der Paradnyje schweren Schaden zugefügt. Bauern und Arbeiter behandelten die Inneneinrichtung oft barbarisch und betrachteten sie als ein Relikt der Vergangenheit. Später, während des Zweiten Weltkriegs und der schrecklichen Belagerung, wurde die Stadt zudem schwer beschädigt.

Bolschaja-Morskaja-Straße 35

Baujahr: 1907

In dem Gebäude sind die ursprünglichen Glasfenster, ein Ofen am Eingang und Flachreliefs, die die vier Jahreszeiten symbolisieren, erhalten. Der Zugang ist kostenlos und donnerstags um 19:00 Uhr werden sogar Führungen durch das Haus angeboten.

Uljana-Gromowa-Gasse 4

Baujahr: 1881

Innerhalb von einigen Häusern sind noch immer die Figuren von Karyatiden und Atlanten zu sehen, und das Mietshaus von Wladislaw Krajewski gehört dazu. Dort gründete er 1885 in seiner eigenen Wohnung den ersten Sport- und Ringerklub Russlands.

Kirotschnaja-Straße 40

Baujahr: 1910

Das Gebäude ist auch als Neidhart-Haus bekannt. Ganz in der Nähe befindet sich ein gleichnamiges Haus, in dem Filme gedreht und Veranstaltungen abgehalten werden. Die beiden Häuser gehörten jedoch verschiedenen Neidharts.

Lomonossow-Straße 14

Baujahr: 1892

Der Aufzugsschacht, der auf dem Foto zu sehen ist, steht seit langem leer – der Aufzug ist nicht erhalten geblieben. Man kann das Haus betreten, wenn man 130 Rubel an den Concierge zahlt.

Dobroljubow-Prospekt 19

Baujahr: 1915

Das Haus wurde von dem Architekten Jakow Gewirz für die Aktiengesellschaft Stroitjel gebaut. Schon nach der Oktoberrevolution wohnten dort vor allem hohe sowjetische Beamte, nämlich der Leiter des örtlichen NKWD, der Rektor der Leningrader Universität sowie Künstler und Schriftsteller.

Tschaikowski-Straße 31 und Furschtatskaja-Straße 25

Baujahre: 1873 bzw. 1892

In einigen Häusern sind selbst kleinste Details der Innenausstattung erhalten geblieben, wie z. B. die Flachreliefs.

Fontanka-Uferstraße 64

Baujahr: 1890

Das Haus gehörte Grigorij Jelissejew, einem Vertreter der berühmten Kaufmannsfamilie. Sie besaßen eine Süßwarenfabrik sowie eine Reihe von Lebensmittelgeschäften.

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