Die Alexander-Säule: 5 Fakten über das Symbol von St. Petersburg

Russia Beyond (Legion Media)
Dieses berühmte Denkmal überdauerte die bolschewistische Revolution, die Kommunisten und den Zweiten Weltkrieg.

  1. Der Engel an der Spitze erhielt die Gesichtslinien von Alexander I.

Die Engelsfigur, die die Säule krönt, hält ein lateinisches Kreuz – das Symbol des Christentums und des Friedens, den Russland Europa nach dem Sieg gegen Napoleon geschenkt hat.

Der Bildhauer Boris Orlowskij verlieh dem Gesicht des Bronzeengels die Gesichtslinien Alexanders I., des damaligen Zaren. Unter ihm errang das Russische Reich den Sieg im Vaterländischen Krieg von 1812 über Napoleon.

Dieses Denkmal ist auch dem heiligen Fürsten Alexander Newski gewidmet, dem Schutzheiligen von St. Petersburg.

Die Säule wurde am 30. August 1832, dem Jahrestag der Überführung der Reliquien des heiligen Fürsten in die Stadt, auf ihren Sockel gestellt und genau zwei Jahre später feierlich eingeweiht.

Die Zeichnung aus den Jahren 1829-1830.

Nach einer urbanen Legende ist der Engel auf der Alexandersäule einer der drei Beschützer von St. Petersburg, zusammen mit dem goldenen Engel auf der Spitze der Peter-und-Paul-Festung und dem silbernen Engel auf der Kuppel der Katharinenkirche.

  1. Sie wurde das höchste Denkmal der Welt, das aus einem einzigen Stück Granit gefertigt ist.

Dem Projekt zufolge sollte die Säule höher sein als die Vendôme-Säule, die zu Ehren von Napoleons erfolgreichem Feldzug im Jahr 1805 in Paris aufgestellt wurde. Die Höhe des französischen Denkmals beträgt 44,3 Meter und wurde aus österreichischen und russischen Kanonen gegossen, die in der Schlacht von Austerlitz erbeutet wurden.

Die Alexandersäule ist zusammen mit ihrem Sockel und ihrer Spitze 47,5 Meter hoch und gilt als das höchste aus einem einzigen Stück Granit gefertigte Denkmal der Welt.

Der Schaft der Säule wurde aus einem Felsen geschnitten, der dem Urheber des Projekts, dem Bildhauer Auguste de Montferrand, schon beim Bau der Isaakskathedrale aufgefallen war: Auch für sie mussten monolithische Granitsäulen geschnitten werden.

Interessanterweise sah das ursprüngliche Projekt von Bildhauer Auguste de Montferrand nicht den Bau einer Säule, sondern eines Obelisken im ägyptischen Stil vor, der mit Basreliefs verziert werden sollte. Das Konzept wurde jedoch auf Wunsch von Nikolaus I. geändert.

Die Arbeiten an der Säule wurden im Steinbruch Pjuterlakskaja in der Nähe der Stadt Wyborg durchgeführt, der 250 km von St. Petersburg entfernt liegt. Das Gewicht des Monolithen belief sich auf das Rekordgewicht von 650 Tonnen. Und sein Transport in die Hauptstadt wäre beinahe gescheitert.

  1. Die Säule wäre beim Verladen auf das Schiff fast gesunken.

Der Steinbruch war nur 93 Meter vom Ufer des Finnischen Meerbusens entfernt, aber der Weg war steinig.Die Unebenheiten mussten gesprengt und eine Schiene aus Balken gelegt werden, um die Säule auf den Kai abzusenken.

Für den Transport der Säule wurde ein Schiff mit flachem Boden gebaut, das bis zu 1.100 Tonnen befördern konnte. Um die Säule an Bord zu laden, wurde am Finnischen Meerbusen ein 63 Meter langer Pier gebaut, der in einem 32 Meter langen Damm endete. Der Granitzylinder wurde bis zum Ende der Konstruktion gerollt, doch die Laufstege, mit denen die Säule auf das Schiff geladen werden sollte, brachen. Die Bauarbeiter und Soldaten brauchten zwei Tage, um die Säule auf das Schiff zu laden.

Am 13. Juli 1832 brachten Dampfschlepper das Schiff in den Hafen in der Nähe des Winterpalastes. Am 25. Juli wurde die Säule in Anwesenheit der Romanow-Familie und einer großen Menge von Zuschauern sicher an Land entladen.

  1. Die Säule ist nicht auf ihrem Sockel befestigt.

Bei der Errichtung des Fundaments wurden 1.250 Kiefernpfähle in die Mitte des Platzes gerammt. Dann wurde der Granitsockel auf dem Fundament installiert. Doch im Vergleich zur Aufstellung der Säule selbst war dieser Vorgang einfach.

Der Architekt Agustín de Betancourt entwarf das Gerüst, das pyramidenförmig aufgebaut war und im Inneren eine lichte Weite von 6,4 Meter hatte – der Platz für die Säule. Die oberen Balken des Gerüsts befanden sich in einer Höhe von 47 Metern über dem Boden, und die Säule wurde mit Hilfe von 60 Winden angehoben.

Nach der Aufstellung der Säule wurde sie fünf Monate lang täglich von bis zu 200 Personen poliert. Das Gerüst wurde im Laufe des ganzen Jahres demontiert.

Die Säule war jedoch nicht auf ihrem Sockel gesichert: Sie hielt ihre Position ausschließlich dank ihres Gewichts. Nach der Einweihung des Denkmals fürchteten die Einwohner von St. Petersburg zunächst, dass die riesige Säule wegen möglicher Berechnungsfehler umfallen könnte, und machten einen großen Bogen um sie. Dies führte dazu, dass Montferrand demonstrativ um sein Bauwerk herumspazierte, um diese Befürchtungen zu zerstreuen.

  1. Die Bolschewiki wollten die Skulptur eines Engels durch eine Lenin-Statue ersetzen.

In den ersten Jahren nach der bolschewistischen Revolution von 1917 wurde der Engel auf der Säule bei Feierlichkeiten bedeckt. Im Jahr 1924, nach dem Tod von Wladimir Lenin, wollten die Kommunisten die Statue durch ein Denkmal des Revolutionsführers ersetzen.

Ihre Gegner argumentierten, dass die Lenin-Statue nicht nur ideologisch, sondern auch stilistisch nicht zum Ensemble des Palastplatzes passen würde. So entstanden solch absurde Ideen, Lenin in eine römische Toga zu „kleiden“ oder einen Arbeiter oder einen Soldaten der Roten Armee auf die Säule zu setzen.

Glücklicherweise gab es unter den Leningrader Beamten auch Gegner solcher Veränderungen des architektonischen Erbes.

Um die Demontage des Engels zu verhindern, bedienten sie sich der naheliegendsten Methode: Bürokratische Formalitäten. Es wurden viele Kommissionen für das Projekt der Säulenveränderung eingesetzt. Dann wurde die Idee ganz verworfen, weil einer der Initiatoren – der Vorsitzende des Leningrader Stadtrats Grigorij Sinowjew – sich dem Kampf um die Führung innerhalb der Partei zuwandte und später nach Moskau zog.

>>> Von Palästen bis Brücken: Die 20 wichtigsten Sehenswürdigkeiten von St. Petersburg (TEIL 1)

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