Tulaer Prjaniki: Wie ein Lebkuchen zu Russlands gastronomischem Markenzeichen wurde

Russische Küche
VICTORIA DREY
Der Prjanik, ein flacher Honig-Lebkuchen, ist ein beliebter, traditioneller russischer Leckerbissen. Er entstand in Tula, wo er zum ersten Mal im 16. Jahrhundert zubereitet wurde. 500 Jahre später ist er immer noch ein wichtiger Bestandteil der russischen Küche.

Die ersten Prjaniki erlangten ihre Bekanntheit im mittelalterlichen Russland und wurden schlicht “Honigbrot” genannt, weil sie aus Beerensaft, Roggenmehl und Honig bestanden. Zwischen dem 12. und 13. Jahrhundert erlangten sie dann ihr allgemein bekanntes Aussehen und ihren unverwechselbaren Geschmack. Fortan begannen viele russische Regionen mit dem Rezept der Prjaniki zu experimentieren, indem sie verschiedene Honigsorten und Gewürze hinzufügten sowie ihnen unterschiedliche Formen verliehen. Die kulinarischen Experten aus Tula waren bei diesem Vorhaben am erfolgreichsten und versuchen bis heute, ihr Geheimnis der berühmtesten Version der Prjaniki für sich zu behalten. Heutzutage kann man jedoch einige der geheimen Fakten im größten Prjanik-Museum in Tula lernen. Wenn Sie also mal in der altertümlichen Stadt zu Besuch sind, sollten Sie es nicht verpassen, das Geheimnis der Prjaniki zu lüften.

Was die Tulaer Prjaniki von anderen Sorten unterscheidet, sind ihre zwei Hälften und eine besondere Füllung aus Marmelade, Konfitüre oder süßer Kondensmilch, der russischen Variante von Dulche de leche. Der Tulaer Prjanik ist eine Art bedruckter Prjanik und die handgemachten Holzformen können dabei verschiedene Symbole und Muster aufweisen. Der wohl berühmteste Tulaer Prjanik wurde im Jahr 1896 gemacht, um der Krönung des Zaren Nikolaus des II. zu gedenken. Normalerweise wird jede Holzform mindestens einige Jahrzehnte lang genutzt, weil durch den langen Herstellungsprozess das Backen eines echten Prjaniks eigentlich einige Jahre benötigt. Die Holzform wird aus Birken-, Birnen- oder Apfelbaumholz handgeschnitzt und muss schließlich mindestens fünf Jahre lang trocknen.

Das folgende Rezept des Tulaer Prjaniks, das ich mir ausgedacht habe, nimmt viel weniger Zeit als das Original in Anspruch, wird Sie aber mit seinem guten Geschmack beeindrucken. Es ist eines meiner Lieblingsrezepte, ganz besonders bei diesem trüben Herbstwetter.

Zutaten:

Wie sie gemacht werden:

1.

Bereiten Sie ein Wasserbad vor. Verquirlen Sie die Eier in einer Schüssel, während das Wasser zu kochen beginnt.

Fügen Sie dann Butter, Zucker, Backpulver, alle Gewürze und den Honig hinzu und stellen Sie die Schüssel auf den Topf mit kochendem Wasser. Ich empfehle, einen Esslöffel Buchweizenhonig hinzuzufügen, weil es den Prjaniki die typisch braune Farbe und einen vollen Geschmack verleiht. Rühren Sie die Zutaten, während sie erwärmen, in der Schüssel solange um, bis sie eine weiche, geschmeidige Masse ergeben. Diese Masse sollte dabei eine Honigfarbe annehmen, wunderbar duften und eine Art „weißen Kopf“ auf der Oberfläche bilden.

2.

Nehmen Sie dann die Schüssel vom Topf und lassen Sie den Inhalt abkühlen. Dies ist sehr wichtig, weil ein heißer Teig viel mehr Mehl aufnimmt und die Prjaniki zu fest werden können. Wenn der Teig nicht mehr allzu heiß ist, können Sie das Mehl in kleinen Portionen nach und nach hinzufügen und alles gründlich verrühren.

3.

Sobald die Teigmasse eine schöne, feste Konsistenz angenommen hat und sich nicht mehr gut mit einem Schneebesen umrühren lässt, können Sie die Teigmasse auf eine Kochoberfläche legen und sie mit ein wenig Mehl bestäuben.

Achten Sie darauf, dass Sie nicht zu viel Mehl hinzugeben: Sobald die Teigmasse dicht genug und nicht mehr klebrig, aber immer noch weich ist, können Sie aufhören. Teilen Sie nun die Teigmasse in zwei bis zehn Stücke, abhängig davon, wie viele Prjaniki Sie gerne backen möchten.

4.

Rollen Sie nun ein Teigstück ungefähr 0,5 bis 0,7 Millimeter dick aus und bestreichen Sie es mit der Lieblingskonfitüre oder Dulce de leche.

Rollen Sie nun ein weiteres Stück aus und bedecken Sie damit die erste, bereits bestrichene Schicht. Nun müssen Sie den Prjanik nur noch in die gewünschte Form bringen und verzieren. Da ich keinen Holzabdruck habe, lasse ich meine Fantasie spielen.

5.

Backen Sie die Prjaniki bei 170 Grad Celsius für ungefähr 20 bis 25 Minuten, bis sie braun und luftig sind. Bereiten Sie sind die Glasur vor während die Prjaniki im Ofen. Vermischen Sie dazu fünf Esslöffel feinen Zucker mit zwei Esslöffeln heißem Wasser. Bestreichen Sie die Prjaniki mit dieser Glasur, nachdem Sie diese aus dem Ofen genommen haben.

Sobald die Prjaniki abgekühlt sind, sollte die Glasur eine weiße Farbe annehmen – genau wie beim Original aus Tula.