Die zwölf beliebtesten Süßigkeiten in Russland

Namen wie Pastila, Prjanik oder Aljonka sind hierzulande so gut wie nicht bekannt, doch sie stehen für feine russische Süßigkeiten, die den Vergleich mit der europäischen Konditorskunst nicht zu scheuen brauchen. Zeit also, die zwölf beliebtesten Süßigkeiten aus Russland vorzustellen.

1. Tulaer Prjanik

Foto: Lori/Legion Media

Der Prjanik – eine Art Lebkuchen – stammt aus dem 9. Jahrhundert und ist somit eine der ältesten Süßigkeiten Russlands. Zu dieser Zeit machte man die Prjaniki aus Roggenmehl, Honig und Beerensaft. Zu ihrem historischen Namen kamen sie jedoch erst, nachdem man angefangen hatte, Gewürze („prjanosti“) aus Indien und dem Nahen Osten beizumengen, die im 12. Jahrhundert nach Russland kamen. Der berühmteste russische Prjanik ist der Tulaer Prjanik - in der Regel ein rechteckiger Lebkuchen mit einer Füllung aus Marmelade oder gezuckerter Kondensmilch, wie sie in der Stadt Tula hergestellt wird. Zu Ende des vergangenen Jahrtausends wurde dort sogar das Lebkuchenmuseum „Tulskij Prjanik“ eröffnet.

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2. Pastila

Foto: RIA Novosti

Die Pastila – ähnlich den orientalischen Rahat Lokum – besteht aus einer Art getrocknetem Fruchtpüree. Hauptbestandteile der Pastila, wie sie in Russland bereits im 14. Jahrhundert aufkam, waren säuerliche russische Äpfel und Honig. Im 15. Jahrhundert begann man der Pastila Eiweiß beizumengen, um die weißliche Farbe zu gewinnen. Bis zum 19. Jahrhundert blieb die Rezeptur der köstlichsten Pastila ein Geheimnis. Die Franzosen mengten dem Fruchtpüree geschlagenes Eiweiß unter und erfanden so eine neue Leckerei - das französische Sefir. Im selben Jahrhundert ersetzten die russischen Konditoren im Pastila-Rezept den Honig durch Zucker. Nach dieser Rezeptur wird die Pastila bis heute hergestellt.

3. „Vogelmilch“-Torte

Foto: Lori/Legion Media

Diese Torte mit dem völlig unlogischen Namen - welcher Vogel gibt schon Milch? - und dem  schlichten Äußeren (eine dicke rechteckige Platte mit Schokoladenüberzug) ist in Wirklichkeit eine der köstlichsten russischen Delikatessen. Nicht zufällig war die „Vogelmilch“-Torte die erste Torte, auf die es zu Zeiten des Sozialismus ein Patent gab. Das Rezept hatte sich eine Gruppe von Konditoren unter der Leitung von Wladimir Guralnik ausgedacht, des legendären Direktors der Konditoreiabteilung des Moskauer Restaurants „Praga“. Die Torte wurde direkte Nachfolgerin des französischen Sefirs, unter einigen Abwandlungen in der Rezeptur. Bis heute ist die Torte in Russland sehr beliebt, obwohl häufig selbst in angesehenen Geschäften Imitationen angeboten werden,. Diese sind natürlich verzehrbar und hin und wieder sogar köstlich, aber kein Vergleich zum Original.

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4. Tschäk-Tschäk

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Tschäk-Tschäk ist eine der beliebtesten Süßspeisen in Russland und stammt von den Turkvölkern. Auf unsere Liste ist er deshalb gekommen, weil er bis heute ein Nationalgericht der Tataren und Baschkiren is - zahlenmäßig mit die größten Volksgruppen in der Russischen Föderation. Die Rezeptur des Tschäk-Tschäk hat sich seit altersher praktisch nicht verändert. Diese östliche Süßspeise wird aus einem weichen Teig und rohen Eiern gefertigt, woraus kurze, dünne, nudelähnliche Stäbchen oder Kügelchen gemacht werden, die dann frittiert, zu einem kleinen Hügel geformt und zum Schluss mit einer heißen Honigmasse übergossen werden. Erst nachdem der Tschäk-Tschäk abgekühlt ist, wird er serviert.

5. „Prager“ Torte

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Diese Variation der Wiener Sachertorte hat zu Tschechiens Hauptstadt Prag nur eine sehr entfernte Beziehung. Ihr Erfinder, wieder Wladimir Guralnik, ging zu Beginn seiner Karriere bei Konditormeistern aus der Tschechoslowakei in die Lehre, die für einen regelmäßigem Erfahrungsaustausch nach Moskau fuhren. Zur Herstellung der Torte benötigt man vier verschiedene Sorten Sahnecreme, die Kognak und Liköre enthalten. Die Tortenböden werden mit Rum getränkt. Im Wiener Prototyp fehlt die Sahnecreme gänzlich. Im Unterschied zu ihrer erfolgreicheren Konkurrentin, der „Vogelmilch“-Torte, wurde die Prager Torte nie patentiert, so dass sie auch heutzutage jede Konditorei herstellen darf.

6. Watruschka

Foto: Lori/Legion Media

Die Watruschka ist ein schlichtes Gebäck, das es schon in der Küche der altslawischen Völker gab. Es handelt sich um eine Art Fladen aus Hefe-, Kuchen- oder ungesäuertem Teig, der an den Rändern aufgerollt wird. Als süßer Belag dienen einfache Zutaten: Quark mit Zucker, Konfitüre, gezuckerte Kondensmilch oder Marmelade. Obwohl das Rezept dieses Gebäcks sehr einfach ist, ist die Nachfrage immer noch groß und auf den Ladentheken findet man es relativ häufig.

7. Tschurtschchela

Foto: Lori/Legion Media

Wem es gelingen sollte, bei der Olympiade 2014 in Sotschi dabei zu sein, sollte unbedingt die Delikatesse Tschurtschchela probieren. Sie stammt eigentlich aus der kaukasischen Küche, ist aber  vor allem in den Kurorten der Region Krasnodar verbreitet. Tschurtschchela besteht aus Nüssen, die auf einer Schnur aufgereiht und von einem Mantel aus eingedicktem Traubensaft umhüllt sind.  Diese Delikatesse ist hinsichtlich ihrer Zubereitung die wahrscheinlich zeitaufwendigste in unserer Liste: Allein für die Trocknung der Tschurtschchelas an der Sonne benötigt man zwei Wochen; bis sie völlig ausgereift sind, dauert es bis zu drei Monate. Doch dafür nehmen sie eine Geschmacksnote an, die der von Schokolade ähnelt, obwohl keine einzige Kakao-Bohne darin enthalten ist.

8. Bratapfel

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Russland ist ein nördliches Land, in dem wenig Früchte wachsen. Deshalb ist der Apfel Grundlage für viele Obst- und Dessertspeisen. Dabei gelten saure Äpfel als traditionell russische Sorten. Bereits die alten russischen Küchenmeister haben sich überlegt, wie man daraus ein Rezept für eine Süßspeise zaubern kann. Die Äpfel werden zuerst in verschiedenen Sirupsorten und süßen Aufgüssen eingeweicht. Danach schneidet man den Kern heraus und füllt den Apfel mit einer beliebigen süßen Füllung und backt ihn.

9. Syrniki und Oladi

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Oladi (dicke kleine Pfannkuchen) wie auch Syrniki (Oladi aus Quark) haben eigentlich nichts mit einer Süßspeise zu tun. Zu einem Teil der russischen süßen Welt werden sie durch den Belag: Smetana, Konfitüre, Honig, Marmelade oder Sirup. Zusätzlich beinhalten die Syrniki selbst sehr gesunde Zusätze - neben der Quark-, Mehl- und Eiermasse, die in der Pfanne gebacken wird, kann man Karotten, Trockenaprikosen, Äpfel, Birnen, Nüsse oder Kürbis hinzufügen, was das Gericht nicht nur schmackhafter, sondern auch gesünder macht.

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10. Batontschiki

Foto: Press photo

Während der totalen Mangelwirtschaft zu Zeiten des Sozialismus kannte jedes Schulkind dieses Konfekt. Denn selbst zu dieser Zeit waren Batontschiki immer in den Geschäften zu haben - ohne Schlange zu stehen. Als eine Art Praline-Riegel ähneln sie im Geschmack dem orientalischen Halva, mit dem wichtigen Unterschied, dass ein Bestandteil geriebene Erdnüsse sind. Am bekanntesten sind die Batontschiki der Firma „Rot Front“. Hierbei ist zu beachten, dass sie einen sehr hohen Kalorienanteil haben - 514 kcal pro 100 Gramm.

11. Smokwa

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Dies ist eine etwas in Vergessenheit geratene, aber in russischen Dörfern durchaus noch anzutreffende Süßigkeit. In ganz alten Zeiten nannte man sie „getrockneter Paradiesapfel“. Smokwa ist ein Mittelding zwischen Marmelade und der oben genannten Pastila. Diese war aber zu teuer für das einfache Volk und ein unbekannter Koch beschloss, etwas Ähnliches  zuzubereiten - eine Fruchtsüßigkeit aus regionalen Rohstoffen, aufgekocht in Honig oder Zuckersirup. Als Grundlage dienen wie damals Äpfel, Quitten, Pflaumen und Vogelbeeren. Interessanterweise wurde diese Süßigkeit früher auch als Dörrfeige bezeichnet. Heutzutage versteht man unter Smokwa die Feigenfrucht -  nur in der Provinz hat sich der Name für die alte Fruchtsüßigkeit erhalten.

12. Schokolade „Aljonka“

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Obwohl man nach Meinung des Autors in Russland weitaus bessere Schokolade bekommt, darf die Schokolade „Aljonka“ unter den 12 beliebtesten Süßigkeiten nicht fehlen. Wurde sie doch zu einem der bekanntesten Markenprodukte der sowjetischen und später russischen Schokoladenindustrie. „Aljonka“ wird schon seit 1965 hergestellt und ist das Resultat eines sozialistischen Nahrungsmittelprogramms zur Schaffung einer preisgünstigen, massentauglichen Milchschokolade. Zur Gestaltung ihrer Verpackung wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben, als dessen Sieger die Fotografie einer achtmonatigen Tochter eines Fabrikarbeiters und Künstlers hervorging. Später tauchten Gerüchte auf, dass auf der Verpackung in Wirklichkeit die Tochter Stalins, Swetlana Allilujewa, abgebildet war...

Russische Süßigkeiten von Innen und von Außen

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