Können Sie sich vorstellen, dass Ihnen ein Ameisenhaufen gut schmecken könnte?

Russische Küche
VICTORIA DREY
Der Ameisenhaufen-Kuchen wird in Russland geliebt – und wurde in der Sowjetära wirklich bekannt. Russen nennen ihn Muraveynik, was so viel wie „Ameisenhaufen“ bedeutet, denn der Kuchen wirkt, als lebte in und auf ihm eine Ameisenkolonie.

Allgemein glaubt man, dass der Ameisenhaufen-Kuchen vom populären „Funnel Cake“, dem aus dem amerikanischen Pennsylvania stammenden Trichterkuchen, abstamme – und in vielen verschiedenen Formen auf der ganzen Welt auftauche: in Süddeutschland bekannt als Strauben, in Indien als jalebi und in Finnland als tippaleip. All diese süßen Speisen werden hergestellt, indem man Teig in sehr heißes Öl gießt und solange darin frittiert, bis dieser goldbraun geworden ist. Dann wird er mit Puderzucker bestreut oder manchmal auch karamellisiert.

Nun gut, eine Verbindung mag es schon geben, aber die Ähnlichkeiten beschränken sich dabei definitiv auf das Äußere. Die meisten der hier genannten Speisen haben mit dem sowjetischen Ameisenhaufen kaum etwas zu tun. Viel eher entsprechen sie dem khvorost, einem beliebten usbekischen Nachtisch, oder der tatarischen Süßigkeit chak-chak, aber mit dem russischen Ameisenhaufen-Kuchen haben sie nicht viel gemein. Der entscheidende Unterschied ist die Herstellungsmethode: Während alle anderen Speisen frittiert werden, backt der Teig des Ameisenhaufens in einem Ofen wie jeder normale Kuchen. Zudem enthalten diese süßen Leckereien keine Creme, wie zum Beispiel Sahne, sondern sind lediglich mit Zuckerguss oder Zimt bestreut. Der Ameisenhaufen-Kuchen hingegen ist mit Milchkaramell versetzt – einer russischen Form des Dulce de leche.

Für einen authentischen Ameisenhaufen braucht man ausschließlich günstige Zutaten und wenig Aufwand – dank vielen Generationen sowjetischer Bäcker und Hausfrauen. In den Sowjetjahren, geprägt von Mangel an Warenauswahl, waren der niedrige Preis und die einfachen Techniken entscheidend. Und das ist auch der Grund, warum russische Hausfrauen und -männer den Ameisenhaufen-Kuchen bis heute lieben: Er ist sehr einfach zu machen und benötigt nur allzeit verfügbare Zutaten. Und für all jene mit besonders wenig Zeit gibt es einen besonderen Trick: Wenn Sie den Teig des Kuchens nicht selbst herstellen wollen, können Sie stattdessen auch im Laden erworbene Kekse nehmen. So reduziert sich die Vorbereitungszeit um die Hälfte.

Zutaten für den Teig:

Zutaten für die Creme:

Mixen Sie die geschmolzene Butter, den Zucker, den Schmand und die Prise Salz in einer großen Schüssel. Sieben Sie das Mehl und das Backpulver in den Mix und verarbeiten Sie alles zu einem Teig. Dieser sollte fest aber noch immer elastisch sein. Rollen Sie den Teig zu einem Ball, wickeln Sie ihn in Frischhaltefolie und lassen Sie diesen für 30 Minuten im Kühlschrank ruhen.

Nun müssen Sie den Teig zerhacken, zum Beispiel mit einem klassischen Reißwolf. Verteilen Sie ihn dann auf einem Backblech und lassen Sie ihn für rund 20 Minuten bei 180 Grad backen, bis er leicht braun wird.

Wenn der Teig erkaltet ist, zerreiben Sie diesen und lassen ihn stehen. Nun ist der Zeitpunkt für die Creme gekommen: Schlagen Sie die weiche Butter mit einer großzügigen Menge Milchkaramell auf, fügen Sie die Prise Salz hinzu und verfeinern Sie den Mix mit einem Esslöffel des Sahnelikörs. So verleihen Sie Ihrer Creme einen reichen und einzigartigen Geschmack.

Wenn die Creme fertig ist, geben Sie den zerriebenen Teig hinzu und vermischen alles gründlich. Dann formen Sie mit Ihren Händen oder mithilfe einer Silikonform kleine Kuchen aus der Masse. Das Rezept sollte für sechs Stück reichen. Wenn Sie einen großen Kuchen vorbereiten wollen, dann verdoppeln Sie einfach die angegebenen Mengen.

Nun müssen Sie die Ameisenhaufen-Kuchen lediglich für drei Stunden im Kühlschrank auskühlen lassen. Dann können Sie diese verziert mit Mohn oder geriebener Schokolade servieren. Seien Sie ehrlich: Sieht das nicht wirklich aus, als liefen hunderte Ameisen über Ihren Teller?

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