Brot vs. Panzer: Russland exportiert mehr Getreide als Waffen

Traktor auf der Trocknungsanlage für Getreide im Dorf Talniki, Krasnojarsk, Sibirien

Traktor auf der Trocknungsanlage für Getreide im Dorf Talniki, Krasnojarsk, Sibirien

Reuters
Russland führt mehr Argrarprodukte als Rüstungstechnik aus. Dies begünstigten nicht nur die riesigen Anbauflächen und günstigen Produktionskosten, sondern auch die Abwertung des Rubels in den letzten Jahren. Dennoch sind nicht alle russischen Bauern froh über diese Entwicklung.

Die russische Nachrichtenagentur RIA Novosti meldete zuletzt, dass die russische Agrarproduktion mit den vom SovEcon-Analysezentrum vorausgesagten 133 Millionen Tonnen im Jahr ihren vorläufigen Höhepunkt erreichen wird. Damit steigt Russland zu einer der führenden Agrarländer der Welt auf. 

Diese Tendenz bestätigt auch die Russische Verbraucherzentrale, wonach das Volumen beim Export von landwirtschaftlichen Erzeugnissen sogar im außer der Saison liegenden Januar im Vergleich zum Vorjahr um knapp 42 Prozent gestiegen ist.

Iwan Rubanow, Direktor der Analysegruppe des Russischen Staatlichen Agrarkomitees, betont, dass Russland schon jetzt führend im Export von Weizen und Roggen sei, bei Gerste, Hafer und anderen Getreidearten gehöre es zu den Spitzenexporteuren. "Die Exporte unserer Agrarprodukte haben seit einiger Zeit schon sogar die Rüstungsexporte überholt", so der Experte.

"Unser Rekordniveau erreichten wir 2014 mit Einnahmen in Höhe von 19 Milliarden Dollar", sagte Arkadij Slotschewskij, Chef der Russischen Getreideunion, gegenüber Russia Beyond. "Und obwohl die Exporte mit der Krise natürlich abnahmen, übersteigen die Agrarexporte dem Wert nach noch immer die Rüstungsausfuhr."

Quellen: Cast Analytical Center, Russisches Ministerium für WirtschaftsentwicklungKreml 

Die Ausfuhr von Agrarprodukten wachse, so Rubanow, in erster Linie, weil die zusätzliche Ernte im Inland nicht gebraucht werde. "Dieses Jahr könnten die Exporte auf bis zu 40 Millionen Tonnen anwachsen", so der Experte. Slotschewskij nennt zwei bedeutende Faktoren für diese Entwicklung: "Das ist zum Einen der hohe Nährstoffgehalt in unseren Böden, zum Anderen die niedrigen Produktionskosten, über die wir jedoch nicht wirklich froh sind." Dennoch seien es nicht diese Faktoren, die die Stellung Russlands auf dem Weltagrarmarkt sicherstellen könnten. Vielmehr habe die Devaluation des Rubels 2014 den letzten großen Anstoß gegeben. "Die Abwertung des Rubels hat unsere Konkurrenzfährigkeit verbessert", stimmt Rubanow zu. "Sie verringerte die Logistikkosten im Inland, was bis dato immer große Ausgaben bei den Weizenexporten darstellte."

Aber obwohl sowohl Produktion als auch Absatz wachsen, sind die Bauern nicht so recht glücklich mit der Situation. "Was hat denn die Regierung getan, als der Rubel fiel und den Getreidemarkt beeinflusste?", fragt Slotschewskij. "Sie haben (2015 - Anm. d. Red.) Exportzölle eingeführt, um die Preisveränderungen im Inland zu regulieren. Dabei aber waren die Inlandspreise gerade einmal dabei, die internationalen einzuholen. Global gesehen, fielen sie doch."

Wie die Daten der Weltbank zeigen, sank der Weizenpreis von 2014 284,9 Dollar pro Tonne bis 2016 auf nur noch 166,6 Dollar. In diesem Jahr allerdings lag er im August bei 202,5 Dollar. 

"Der große Exportanteil hat die Getreidepreise fallen lassen, was die Einnahmen der russischen Exporte jedoch schmälerte", sagt Rubanow.

Qualitätsinspektion in Swjetlolobowskoje, Krasnojarsker Gebiet, Sibirien

Wie sich die Lage weiter entwickeln wird, hängt Slotschewskij zufolge von künftigen Regierungsmaßnahmen ab. "Wenn wir eine gute Wirtschaftspolitik fahren, werden wir wachsen. Wenn nicht, werden wir unsere Exportprognosen nicht erfüllen, wie es im letzten Jahr der Fall war", meint der Experte. 2016 sollten due russischen agrarbetriebe 42,5 Millionen Tonnen Ernte exportieren, tatsächlich jedoch wurden nur 37 Millionen Tonnen ins Ausland verkauft. Das war zwar ein historischer Rekord, aber fünf Millionen Tonnen blieben dennoch auf dem Inlandsmarkt und drückten dort die Preise.

Für Rubanow liegt genau im Umgang mit solchen Überhängen die wichtigste Aufgabe der Regierung: "Sie sollte es sich zum Ziel setzen, neue Märkte aufzutun oder die bestehenden zu ersetzen. Sie muss die Suche nach günstigeren Zucht- und Erntemethoden gefunden werden, die sowohl der Lebensmittel- und Chemie- als auch der Kraftstoffproduktion gerecht werden müssen."

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