Was hält Expats in Russland?

Wirtschaft
KSENIA SUBATSCHJOWA
Mit der Rubelabwertung sanken die Gehälter – auch für hochqualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland. Dennoch haben viele Expats nicht gleich das Handtuch geworfen, sondern sind geblieben. Oft sind gerade sie sogar noch optimistischer als die Russen selbst.

In Russland arbeitende Expats schauen optimistischer in die wirtschaftliche Zukunft des Landes als die Russen selbst. Dies wenigstens ergab die jüngste Studie des Recruiting-Unternehmens Antal. Dabei hatte mit 48 Prozent fast die Hälfte der Befragten angegeben, dass sie optimistisch oder sehr optimistisch seien, was die ökonomische Entwicklung Russlands in den nächsten 12 Monaten angehe. Nur 23 Prozent der befragten Russen wollten dem zustimmen.

Außerdem hat sich gezeigt, dass die meisten Expats mit langfristigen Plänen nach Russland kommen. 58 Prozent gaben an, mindestens noch fünf Jahre und länger hier bleiben zu wollen. Nur drei Prozent planten, innerhalb des nächsten Jahres das Land zu verlassen.

Aber woher kommt dieser Enthusiasmus? Einerseits bekommen Ausländer natürlich tendenziell ein höheres Gehalt als Russen, manchmal sogar festgemacht an Euro oder Dollar. Außerdem erhalten sie oft eine Reihe Zusatzleistungen – von Visabeschaffung, Registrierung, Kranken- und Sozialversicherung für sich und die Familie, oft flexible Arbeitszeiten und manchmal auch feine Dienstwohnungen.

Seit der jüngsten Wirtschaftskrise allerdings sind selbst die Expat-Gehälter nicht mehr gestiegen: Im laufenden Jahr, so die Antal-Studie, hätten 40 Prozent der befragten Expats Gehaltserhöhungen bekommen, 52 Prozent nicht.

„Seit 2014 ist die Nachfrage (unter russischen Unternehmen) nach ausländischen Mitarbeitern auf ein Sechstel gefallen“, sagt Pawel Butenko von der Moskauer Versicherungsfirma „InTouch“. „Und das ist nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass die Wirtschaftskrise und die Rubelentwertung weniger profitabel gemacht haben, ausländische Spezialisten einzustellen. Früher war es einfacher, einen Ausländer anzustellen und ihm ein höheres Gehalt zu zahlen. Heute machen die großen Unterschiede zu den Fremdwährungen das sehr teuer. Darum ist es oftmals günstiger für die Firmen, einen Russen einzustellen, der für denselben oder gar noch niedrigeren Lohn arbeiten wird.“

Obwohl einige Firmen bereits einstige hochqualifizierte ausländische Mitarbeiter durch eigene Spezialisten ersetzt haben, bleiben viele Expats dennoch in Russland. luc Jones von Antal Russia, die die Expat-Studie erstellt haben, betont, dass ausländische Fachkräfte immer in Russland blieben: Vielmehr wandele sich der Markt. Ausländer, die sich in Russland eingelebt hätten und bleiben wollten, würden einfach auch zu russischen Bedingungen arbeiten. Und im Zweifelsfall könnten sie ja immer noch privat Englisch oder andere Fremdsprachen unterrichten.

„Das Besondere ist jetzt: Wenn Sie als Ausländer in Russland arbeiten wollen, müssen Sie etwas können, das die Einheimischen nicht können. Oder Sie müssen darin wenigstens besser sein“, so Jones. „‘Expat‘ selbst ist heute kein Beruf mehr!“