Russland aktualisiert seine Liste der „systemrelevanten“ Unternehmen

Sergei Bobylew/TASS
Mittlerweile gibt es über 600 Unternehmen, darunter McDonalds, IKEA, PepsiCo.

Da der Ausbruch des Coronavirus praktisch einen Großteil des wirtschaftlichen Lebens in Russland zum Erliegen gebracht hat, wurde die Liste der „systemrelevanten“ Unternehmen, die für eine staatliche finanzielle Unterstützung in Frage kommen, vom Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung aktualisiert. 

Am 2. April veröffentlichten die Behörden eine Liste von 646 „strategisch wichtigen“ Unternehmen, die genau unter die Lupe genommen und gegebenenfalls besonders wegen ihres erheblichen Beitrags zur wirtschaftlichen Stabilität des Landes für diese spezielle staatliche Hilfe in Betracht gezogen werden.

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Von Energieunternehmen bis zu Fast-Food-Ketten

Auf der Liste stehen unter anderem Energieunternehmen (Gazprom, Rosneft, Lukoil, Rosatom), Fluggesellschaften (Aeroflot, S7, Ural Airlines, Pobeda), Flughäfen (Sheremetyevo, Domodedovo, Pulkovo), Agrar- und Getränkehersteller (Makfa, Danone, Coca-Cola, PepsiCo, Nestle, Miratorg, Ehrmann), Lebensmittelketten (Vkusvill, Lenta, Azbuka Vkusa, Metro, Billa), Einzelhandelsgeschäfte (IKEA, Sportmaster, H&M, Fix Price), Online Händler (Ozon, Lamoda, Wildberries), IT-Unternehmen (Mail.ru Group, Yandex) und sogar Fast-Food-Ketten (McDonalds, Burger King, PizzaHut, KFC) (die komplette Liste in russischer Sprache).

Abgesehen von den staatlichen Hilfen erhalten diese Unternehmen ein sechsmonatiges Insolvenzmoratorium (oder ein „Aussetzen von Zahlungen“) wie auch die Unternehmen, die am meisten von der Pandemie betroffen sind.

Am 5. April gab das Ministerium bekannt (rus), dass die Liste weiter aktualisiert und am 10. April veröffentlicht wird.

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Die Reaktion der Öffentlichkeit

Die umstrittenste Aufnahme in die Liste war jedoch das russische Sportwetten-Unternehmen Fonbet, dass offenbar deshalb aufgenommen wurde, weil es sich um einen „großen Arbeitgeber mit einem breiten Netzwerk von Wettbüros im ganzen Land“ handelt, wie die BBC eine Quelle aus der Wettbranche zitiert (rus).

Nicolai Oganezow, Vorsitzender des Ausschusses für Buchmacherei und Wettautomatenaufsteller der russischen Industrie- und Handelskammer ist ebenfalls der Ansicht, dass Fonbet einbezogen werden sollte, weil es sich um einen großen Steuerzahler mit einem hohen Gewinn handle. „Ich persönlich allerdings kann ein Glücksspielunternehmen nicht dabei unterstützen in die Liste der [„strategisch wichtigen“] Unternehmen aufgenommen zu werden und staatliche Beihilfen zu erhalten“, gibt er jedoch zu (rus).

Die Meinungen der Öffentlichkeit sind ebenso geteilt. Einige stellten sogar eine Online Petition auf, in der sie darum bitten, Fonbet von der Liste zu streichen. „Wettaktivitäten sind in Russland nicht verboten, aber das bedeutet nicht, dass es sich um viel etwas anderes als Casinos oder andere Glücksspielhallen handelt… Die Steuerzahler werden dem nicht zustimmen, dass Fonbet Anspruch auf staatliche Unterstützung erhält“, wird argumentiert (rus).

Überhaupt führte die Liste zu einer aktuellen Diskussion in der Öffentlichkeit. Einige glauben, dass sie absolut falsch sei, weil sie nur westliche Unternehmen und Alkoholproduzenten beinhalte, während andere behaupten, dass sie nur die Realität der russischen Wirtschaft widerspiegle. 

„Sie zeigt die wichtigsten „Bausteine“, die die Wirtschaft am Leben erhalten und berücksichtigt nicht einzelne kleine Unternehmen und Menschen im Allgemeinen“, meinte (rus) ein Kommentator.

„Coca-Cola, Mars, KFC, Burger King sind tatsächlich westliche Unternehmen, aber wir vergessen, dass sie alle mit unseren Rohstoffen arbeiten und wenn sie unseren Markt verlassen, wird es nicht gut für uns ausgehen“, schrieb ein anderer Teilnehmer. 

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