Wann kommt die erste automatisierte Kampfdrohne Russlands?

Wissen und Technik
NIKOLAJ LITOWKIN, DMITRI LITOWKIN
Die neuesten russischen Sprengkörper für automatisierte Drohnen wiegen rund 50 Kilogramm und können Ziele in einer Entfernung von bis zu 20 Kilometern zerstören. Eine Serienproduktion von Drohnen, die solche Einsätze fliegen können, soll es aber zunächst nicht geben.

Die Entwicklung von Kampfdrohnen ist nicht nur in der russischen Raumfahrtbranche ein Trend, sondern wird weltweit vorangetrieben.

Die Zahl der fliegenden Maschinen in der russischen Armee beläuft sich schon heute auf mehrere Tausend. So findet zum Beispiel keine Militärübung statt, ohne dass Aufklärungsdrohnen darüber schweben.

Auch all die Aufnahmen von russischen Einsätzen in Syrien im Kampf gegen den IS werden von Drohnen gemacht.

Gleichzeitig hat Moskau bis heute jedoch keine einzige unbemannte Flugmaschine, die eigenständig ein Ziel entdecken und einen militärischen Schlag dagegen ausführen kann. Die Amerikaner mit ihrem ferngesteuerten Flugzeug „MQ-1 Predator“ sind da deutlich weiter.

Neue Entwicklungen

Beim zwischen dem 22. und 27. August abgehaltenen militärtechnischen Forum „Army-2017“ in der Region Moskau stellten Hersteller die ersten gleitenden und intelligenten Bomben vor, die von Kampfdrohnen abgeschossen werden können.

Diese Sprengkörper, die bis zu 50 Kilogramm wiegen, können von einer Drohne im Gleitmodus zwischen zwölf und 20 Kilometer weit transportiert werden. Wird die Drohne von ihrem Motor angetrieben, kann sie die Bombe bis zu 100 Kilometer weit bringen.

„Diese Waffen passen gut zu einigen Projekten des Sukhoi-Designbüros. Da wäre zum Beispiel das ferngesteuerte Flugzeug „BAS-62“, das dem amerikanischen „MQ-1 Predator“ zumindest äußerlich stark ähnelt“, sagt Dmitry Safonow, Militäranalyst der Zeitung „Izvestia”. „Die neuen Sprengkörper könnten aber auch mit der unbemannten Kampfdrohne „Skat“ der Firma MiG Aircraft Corporation zusammengeführt werden. Auch dieses Projekt ist äußerlich eine Kopie der amerikanischen Konkurrenz – in diesem Fall der „X-47“ von Northrop Grunman.“

Der Experte fügt jedoch hinzu, dass zurzeit, trotz des ganzen Wirbels, der um diese neuen Projekte gemacht werde, keine Serienproduktion russischer Drohnen geplant sei.

„Das russische Verteidigungsministerium erklärt das so, dass sich Systeme wie „BAS-62“ und „Skat“ für globale Kriege eignen, in denen das Oberkommando wissen muss, was auf anderen Kontinenten geschieht. Diesen Bedarf hat das russische Militär zurzeit nicht, weshalb Angriffsmissionen von bemannten Flugzeugen ausgeführt werden“, erklärt Safonow.

Die Achillesverse all dieser Drohnenprojekte ist die fehlende Flexibilität: Die Systeme können ihre Flugprogramme nicht während einer Mission auf geänderte Situationen anpassen. „Es dauert mehrere Monate, um eine „MQ-1 Predator“ auf einen Auftrag vorzubereiten. Wenn dann während der Mission etwas schiefgeht, wird die Maschine sofort zurück in die Basis beordert. Das bedeutet gleichzeitig, dass die monatelange Arbeit von Hunderten Menschen völlig umsonst war“, sagt Wadim Kosjulin, ein Professor an Russlands Akademie der Militärischen Wissenschaften, gegenüber RBTH.

Gleichzeitig ist es auch immer möglich, dass eine Drohne, die bereits in Zielnähe ist, das falsche Ziel beschießt. „Zuschauer in der ganzen Welt sehen doch regelmäßig Berichte über noch eine Hochzeit oder Beerdigung in Pakistan oder Afghanistan, die beschossen wurde, weil das amerikanische Militär Daten nutzt, die während dem Flug der Drohne ihre Richtigkeit eingebüßt haben. Deswegen verwechseln die Drohnen friedliche Versammlungen mit Ansammlungen von Terroristen“, sagt der Experte.

Russlands erste Kampfdrohne

Laut Kosjulin ist das realistischste Szenario die Entwicklung einer russischen Kampfdrohne auf Grundlage des „Yak-130“-Trainingsflugzeugs, das von der Irkut Corporation gebaut wird.

„Der „fliegende Schultisch“, wie er von den Luftstreitkräften genannt wird, ist bereits ein Roboter. Er kann auch im Flug umprogrammiert werden, um sich auf Wetter- und Flugbedingungen einzustellen. Falls nötig könnte er problemlos in ein leichtgewichtiges Kampfflugzeug umgebaut werden“, so Kosjulin.

Der Flieger kann bis zu drei Tonnen ferngelenkter Präzisionsraketen oder intelligente Sprengsätze an Bord haben. Zudem wäre der Einsatz einer „Yak-130“ für lokale Missionen wie der Zerstörung terroristischer Stellungen, dem Schutz der Grenzen oder der Bekämpfung von Drogenschmugglern deutlich günstiger als der Einsatz von Flugzeugen der Klassen MiG oder Su. „In der Zukunft könnte die „Yak-130“ für einen automatisierten und unbemannten Einsatz umprogrammiert werden“, schließt Kosjulin.

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