Gestatten: Fjodor, eine Kreuzung zwischen Lara Croft und Buzz Lightyear

Stanislaw Krasilnikow/TASS
Er mag Sport, twittert und interessiert sich für Raumfahrt. Das klingt harmlos, doch der Roboter Fjodor kann auch beidhändig schießen, während er einen Spagat macht. Wir stellen ihn vor.

„Hey Leute, ich bin Skybot F-859. Aber du kannst mich Fjodor nennen. Jetzt befasse ich mich mit der  Steuerung des Sojus-Raumschiffs MS-14, mit dem ich am 22. August 2019 zur ISS fliegen möchte. Fjodor veröffentlichte seinen ersten Tweet unmittelbar nach seiner Ankunft im Kosmodrom Baikonur, wo er zurzeit grundlegende Tests und Schulungen absolviert. 

Wenn Sie den Film Avatar gesehen haben, werden Sie verstehen, wie Fjodor funktioniert. Er ist eine abgespeckte Version der dort gezeigten Avatare. Er hat weder blaue Haut, noch einen langen Schweif. Er ähnelt eher Robocop. Seine Bewegungen werden von einer Person in einem Spezialanzug gesteuert. Der Name „Fjodor sollte eigentlich als FEDOR geschrieben werden, da es ein Akronym ist (Final Experimental Demonstration Object Research), aber „Fjodor wirkt menschlicher (und russischer). 

Bereits 2014 hatte die russische Stiftung für fortgeschrittene Forschungsprojekte (FARP) auf Ersuchen des russischen Ministeriums für Notsituationen das Projekt Fedor gemeinsam mit der Firma NPO Androidnaya Tekhnika begonnen. Der Roboter war ursprünglich für die Rettung von Verschütteten gedacht. Im Oktober 2016 wurde Fjodor der ganzen Welt vorgestellt. Damals veröffentlichte Roskosmos-Vorstand Dmitri Rogosin ein Video, in dem gezeigt wurde, was Fjodor alles kann. Aus dem Roboter könnte nun nicht nur ein Retter werden, sondern auch der Assistent von Kosmonauten. 

Konkurrenz für Lara Croft 

Im Video handelt Fjodor sehr menschlich. Er kann laufen, reckt seine Fäuste, bedient eine Bohrmaschine (mindestens so gut wie im Musikvideo „Satisfaction“), fährt Auto und robbt auf dem Bauch. Er kann Lasten bis zu zehn Kilogramm stemmen. Außerdem kann er, weniger menschlich, Video- und Audiosignale übertragen. 

Seine Schöpfer traktieren ihn nicht mit einem Hockeyschläger (wie bei Boston Dynamics), sondern er muss Hindernisse überwinden. Damit soll sein vestibuläres System stimuliert werden, damit er stets stabil auf den Füßen stehen bleibt.  

2017 erhielt er einige Stretching-Einheiten und ist nun der erste Roboter der Welt, der Spagat in beide Richtungen kann, verriet ein Sprecher von FARP der Nachrichtenagentur RIA Nowosti. Kurz darauf machte er Lara Croft Konkurrenz und lernte das beidhändige Schießen. Seine manuelle Geschicklichkeit schreitet voran. 

Sobald jedoch die ausländischen Partner des Projekts davon erfuhren, stoppten sie die Lieferung von Bauteilen für Fjodor, berichtete Jewgeni Dudorow, Geschäftsführer des Unternehmens NPO Androidnaja Technika.  Ein Roboter, der Spagat macht und beidhändig Waffen abfeuert – das ist wohl für jeden eine abschreckende Vorstellung. So wurde Fjodor ab 2018 zu einer rein russischen Entwicklung. 

Bis zu Unendlichkeit… und Twitter 

Fjodors Reise zur ISS, gemeinsam mit einer menschlichen Besatzung, wird bis zum 7. September dauern. Zur Vorbereitung des Fluges wurde er mit einer Sprachfunktionen ausgestattet und geschrumpft, damit er in die Kapsel passt. Fjodors genaue Mission ist nicht bekannt, aber er wird uns hoffentlich über seinen Twitter-Account auf dem Laufenden halten. Die Kosmonauten wollen Fjodors Verhalten in der Schwerelosigkeit untersuchen. Er ist schließlich der erste Avatar an Bord.

Auf einen Weltraumspaziergang wird Fjodor vorerst noch verzichten müssen, doch zukünftig soll auch diese Aufgabe robotisiert werden, sagt der Leiter des russischen Kosmonauten-Trainingszentrums, Pawel Wlasow. „Da die ISS-Oberfläche etwa die Größe eines Fußballfelds hat, ist es nicht einfach und sehr mühsam, sich dort draußen fortzubewegen. Das bietet verschiedene Anwendungsmöglichkeiten für Roboter“, erklärt er. 

Nächster Halt Mond 

Vorausgesetzt, er kehrt unversehrt zur Erde zurück, soll Fjodor bei zukünftigen Missionen auch von der Erde aus kontrollierte Weltraumspaziergänge absolvieren - so viel ist sicher. Wenn alles glatt läuft, wird Fjodor das neue russische Raumschiff „Federazija testen, das 2022 mit einer Sojus-Trägerrakete vom Weltraumbahnhof Baikonur aus starten soll. Fjodor könnte sogar noch vor den Menschen der erste russische Kosmonaut auf dem Mond sein, kündigte Dmitri Rogosin an. „Es wird wahrscheinlich eine Vorbereitungsphase mit humanoiden Robotern geben. Menschen schicken wir erst, wenn alle Risiken bekannt sind und minimiert werden konnten, so Rogosin. 

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