Wer hat noch nie davon geträumt, eines Tages ins All zu reisen und die Millionen von Galaxien, Billionen von Sternen und unzähligen Planeten zu erforschen?
Lange Zeit mussten wir uns mit SciFi-Filmen, Literatur und Computerspielen begnügen. Doch sie alle ließen es an Realitätsnähe vermissen. Zudem konnte man sich so nicht frei im Weltall bewegen und hatte keine Kontrolle über den zeitlichen Ablauf.
Zum Glück ist nun alles anders. Nein, das harte Ausbildungsprogramm der Kosmonauten müssen sie nicht durchlaufen und Sie werden auch nicht Ihr Leben aufs Spiel setzen müssen.
Der russische Astronom und Programmierer Wladimir Romanjuk hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, eine virtuelle Galaxie zu erschaffen. Das ganze Universum wird im dreidimensionalen Raum auf der Grundlage realer astronomischer Daten abgebildet.
Und mehr noch: auch bislang unbekannte Planeten können nun bequem vom heimischen Sofa aus erobert werden. Dafür sorgt eine prozedurale Generierung. Das unterscheidet Romanjuks Software „SpaceEngine“ von anderen virtuellen Galaxien.
„Diese beschränken sich auf die Objekte, die Astronomen bekannt sind. Je weiter Sie von der Erde entfernt sind, desto weniger Objekte sind verfügbar“, erklärt der Entwickler. „Prozedurale Generierung wird häufig in Spielen verwendet, verzichtet jedoch meist auf wissenschaftliche Genauigkeit und bietet insgesamt weniger Möglichkeiten.“ Auch in Romanjuks Galaxie gibt es fiktive Sterne, die jedoch realistische Eigenschaften haben.
Drei Jahre hat Romanjuk an der neuen Version gearbeitet, die ab sofort über die Internet-Vertriebsplattform Steam für US-Dollar 24,99 in den USA erhältlich ist.
Ältere Versionen von „SpaceEngine“ können kostenlos heruntergeladen werden. Romanjuk weist jedoch auf viele neue Features und Funktionen hin, die es in früheren Versionen nicht gibt.
Der Wissenschaftler hat am Zentralen Astronomischen Observatorium der Russischen Akademie der Wissenschaften in Pulkowo gearbeitet, bevor er die Entwicklung von „SpaceEngine“ zu seiner Hauptbeschäftigung gemacht hat. „Die akademische Arbeit hat mich nicht mehr ausgefüllt und mein Projekt hat mehr und mehr Zeit in Anspruch genommen. Ich habe beschlossen, mich ganz darauf zu konzentrieren“, erklärt er.
Romanjuk wird beim Codieren und im Community-Management von einigen Mitarbeitern unterstützt. Die Programmierung liegt allein in seinen Händen. Viele Spieler liefern in der Community Addons wie Modelle, Texturen und Kataloge.
Noch ist Romanjuk nicht ganz zufrieden. „Ich gebe mein Bestes, um so nah wie möglich an der Realität zu sein. Der Code verwendet eine Vielzahl von Formeln aus der Astrophysik. Aber der Arbeitsaufwand ist immens und nicht alles ist ideal umgesetzt“, sagt er. „Es ist einfach unmöglich, dass eine Person alle zeitgenössischen astrophysikalischen Theorien in der Codierung studiert und umsetzt. Außerdem kann die Generierung von Prozeduren manchmal zu unvorhersehbaren Ergebnissen führen, wie bei einem bewohnten Planeten in der Nähe eines Schwarzen Lochs.“
Das stört die Fans von SpaceEngine nicht und es werden täglich mehr. Die kostenlose Version wurde laut Romanjuk 100.000 Mal heruntergeladen, 10.000 Menschen haben sich für die neue, kostenpflichtige, Überarbeitung entschieden.
In einer der Bewertungen heißt es: „Davon habe ich schon als Kind geträumt.“ Ein anderer Spieler schreibt: „Wenn ich Dich persönlich treffen würde, würde ich Dich umarmen, küssen und Dich vor Begeisterung umwerfen.“