Filmstudio Weltall: Roskosmos plant Dreharbeiten auf der ISS

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Die Castings laufen bereits. Die Kandidaten für die Hauptrolle müssen ganz spezielle Anforderungen erfüllen.

Roskosmos wird zusammen mit dem Fernsehsender „Kanal 1“ und dem russischen Filmstudio „Gelb, Schwarz und Weiß“ einen Spielfilm auf der ISS drehen. Laut der Nachrichtenagentur „RBC“ hat das Casting für die weibliche Hauptrolle bereits begonnen. „RBC“ beruft sich (rus) auf die Presseabteilung von Roskosmos. 

Die Dreharbeiten für den Film mit dem Arbeitstitel „Die Herausforderung“ sollen im Oktober 2021 beginnen. Regisseur ist Klim Schipenko, der auch das Drama „Text“ und „Cholop“ (zu Deutsch: Sklave) von 2019, den umsatzstärksten russischen Film aller Zeiten, gedreht hat.

Obwohl das Drehbuch noch nicht fertig ist, wurde bereits beschlossen, die Schauspieler und das Filmteam an Bord des russischen bemannten Raumfahrzeugs Sojus MS zur ISS zu schicken.

„Dies ist keine Science-Fiction, sondern eine höchst realistische Version dessen, was in nicht allzu ferner Zukunft passieren könnte. Es ist ein Film darüber, wie eine Person, die aus verschiedenen Gründen und aufgrund persönlicher Schuld in keiner Weise mit der Erforschung des Weltraums in Verbindung steht, einen Monat später im Orbit landet. Das ist alles, was ich Ihnen sagen kann“, sagt (rus) Konstantin Ernst, Generaldirektor von „Kanal 1“ kryptisch über die Handlung. 

Roskosmos-Chef Dmitri Rogosin erklärte (rus) wiederum, dass Russland im Frühjahr 2021 ein neues medizinisches Modul an die ISS andocken werde. Womöglich finden die Dreharbeiten dort statt. 

Die Hauptrolle in „Die Herausforderung“ soll weiblich besetzt werden. Das Casting läuft bereits.

„Wir suchen eine Frau, die in der Lage ist, unter normalen Bedingungen auf der Erde die Rolle zu spielen und dann das schwierige Training zu bestehen, in den Weltraum zu fliegen und dort in einem Zustand der Schwerelosigkeit unter weitaus härteren Bedingungen weiter zu filmen, fasst Alexei Trozjuk, Produzent von „Gelb, Schwarz und Weiß“ die Anforderungen zusammen. 

Frauen im Alter von 25 bis 45 Jahren mit russischer Staatsbürgerschaft und Grundkenntnissen der englischen Sprache können zum Vorsprechen kommen. Die Kandidatin sollte zwischen 150–180 cm groß, 50–75 kg schwer und einen Brustumfang von höchstens 112 Zentimeter haben. Darüber hinaus muss sie über schauspielerische Fähigkeiten und einen Universitätsabschluss verfügen und gesund und körperlich fit sein. Die Bewerberinnen müssen ein Video drehen, in dem sie Tatjanas Monolog aus dem Roman „Eugene Onegin“ von Alexander Puschkin lesen, und es auf die offizielle Casting-Website (rus) hochladen.

Die Kommission wählt 30 Finalistinnen aus, die dann ihre geistige und körperliche Verfassung überprüfen lassen müssen. Die Kandidatinnen müssen unter anderem einen ein Kilometer langen Crosslauf absolvieren, gute Leistungen beim Schwimmen, Tauchen und in einem Shuttle-Run-Test erbringen und Gleichgewichtstest bestehen. 

Laut der offiziellen Casting-Website von „Kanal 1“ absolvieren die Finalistinnen am Kosmonautentrainingszentrum dann eine dreimonatige Ausbildung. Danach wählt die Kommission zwei Gewinnerinnen aus - eine als Hauptdarstellerin und eine Zweitbesetzung.  

Die russische Crew wird „Die Herausforderung“ zur gleichen Zeit drehen, in der auch Hollywood versucht, den ersten Blockbuster im Weltraum zu produzieren. Das US-Team soll im Oktober 2021 an Bord von Elon Musks „Crew Dragon“ auf der ISS eintreffen. Der Film mit Tom Cruise wird von Doug Liman, Produzent der Jason Bourne-Serie und Regisseur von „Die Bourne-Identity“ inszeniert.

Der Regisseur von „Die Herausforderung“, Klim Schipenko, hat bereits seine Bereitschaft erklärt, Cruise beim Dreh zu unterstützen. „Ich denke, die amerikanische Gruppe wird nicht aus 25 Personen bestehen, sondern aus zwei. Und sie werden unsere Unterstützung brauchen, sowohl physisch, bei den Dreharbeiten, als auch moralisch und emotional. Ich habe keinen Zweifel, dass Tom Cruise uns brauchen wird, und wir sind bereit, ihm zu helfen“, sagt (rus) Schipenko.