Vergessene Waffen: Das einzige sowjetische Amphibienflugzeug, das senkrecht starten konnte (FOTOS)

Luftwaffenmuseum Monino (CC BY 2.5)
Dieser „Senkrechtstarter“ sollte zur schlagkräftigen Waffe gegen Atom-U-Boote werden, doch er verschwand wieder in der Versenkung. Woran lag es?

Die VVA-14 war ein Amphibienflugzeug, das Anfang der 1970er Jahre entwickelt wurde, um  Atom-U-Boote über und unter Wasser aufspüren zu können.  

„Es handelte sich um ein Projekt aus dem Kalten Krieg, das ursprünglich entwickelt wurde, um die Bedrohung durch amerikanische Atom-U-Boote abzuwehren, die mit den neuen ballistischen UGM-27 Polaris-Raketen bestückt waren. Diese U-Boote tauchten Mitte der 1960er Jahre in der US-Marine auf. Daher benötigte das Militär der UdSSR eine Waffe, um in der Lage zu sein, die Bedrohung durch sie abzuwehren“, erklärt Dmitri Litowkin, Chefredakteur der Zeitschrift „Independent Military Review“.  

Sowjetisches Amphibienflugzeug VVA-14 mit Senkrechtstartertechnologie

Der VVA-14-Prototyp erhielt eine Reihe fortschrittlicher Waffensysteme seiner Zeit - Anti-U-Boot-Torpedos, ein Oberflächenbetankungssystem und das neue Funkortungssystem Burewestnik, mit dem Unterwasserziele in bis zu 1.500 Kilometern Entfernung von der Küste geortet werden konnten.  

Es ist erwähnenswert, dass Russland auch heute noch ein „reinkarniertes Burewestnik-System“ einsetzt. Dabei handelt es sich um einen nuklear angetriebenen Marschflugkörper, der in der Lage ist, monate- bis jahrelang am Himmel zu bleiben, bis die Zeit für einen Angriff gekommen ist oder die nuklearen Komponenten ausgewechselt werden müssen. 

Die VVA-14 wurde als Katamaran mit 14 Triebwerken konstruiert (12 davon waren für den Senkrechtstart vom Wasser aus zuständig, die restlichen zwei dienten der Beschleunigung auf eine Geschwindigkeit von bis zu 760 km/h). Diese Triebwerke ermöglichten es der Maschine, selbst bei einem Sturm der Kategorie 5 auf dem Wasser zu starten und zu landen sowie in einer Höhe von nur zwölf Metern über dem Meeresspiegel zu fliegen. 

„Die Konstruktion und einzigartigen Eigenschaften waren der Grund dafür, dass das Projekt eingestellt wurde, nachdem die Konstruktionsbüros von Tupolew und Iljuschin ihre Amphibienflugzeuge vorgestellt hatten. Diese Maschinen konnten zwar nicht senkrecht starten, waren aber aufgrund ihrer geringeren Kosten massenproduktionstauglich“, erläutert Litowkin. 

Die Bau- und Betriebskosten der VVA-14 seien mit denen von Flugzeugen der strategischen Luftfahrt vergleichbar gewesen. Das Amphibienflugzeug konnte hingegen nicht so große Entfernungen zurücklegen, hatte eine geringere Nutzlast und andere Waffen.  

Dieser Kosten-Nutzen-Vergleich war der Grund, warum sich das Militär für die Be-12 und nicht für die VVA-14 entschied. Sie war kleiner, konnte aber auch mit taktischen Atombomben bestückt werden“.   

Laut Litowkin erwies sich die Technologie für den vertikalen Wasserstart insgesamt für  sowjetische und ausländische Ingenieure als irrelevant.  

Entwicklungen im Ausland 

„Während des Fluges erzeugt ein solches Flugzeug um sich herum eine Wolke aus Kalk und Wasser, die es vor Ortungsgeräten verbirgt. In den 1960er Jahren dachte das US-Militär auch daran, ähnliche Flugzeuge einzusetzen, um damit auf einem feindlichen Schiff eine Bombe platzieren zu können und wieder davon zu fliegen. Sie erkannten jedoch bereits in der Entwurfsphase, dass die Entwicklung eines solchen Flugzeugs für ihre Marine unzweckmäßig war“, so Litowkin.    

Zudem stellte sich heraus, dass das Flugzeug dennoch leicht erkannt werden konnte. 

Daher wurden alle Projekte für solche Amphibienflugzeuge mit Senkrechtstart entweder in der Testphase oder in der Konstruktionsphase wegen Unzweckmäßigkeit und der hohen Kosten im Vergleich zum Nutzen gestoppt.  

„Sobald unsere und ausländische Ingenieure einen kostengünstigeren Weg finden, Flugzeuge mit Senkrechtstart vom Wasser aus zu bauen, anstatt zwölf zusätzliche Triebwerke zu verwenden, wird diese Technologie für Amphibienflugzeuge übernommen werden. Im Moment gibt es andere dringende Probleme, wie die Entwicklung von Hyperschall-Raketentechnologien, die Investitionen erfordern - sowohl intellektuell als auch finanziell“, resümiert der Militärexperte.   

Die beiden einzigen verbliebenen Prototypen des VVA-14-Flugzeugs können im Luftfahrtmuseum in Monino (einem Vorort von Moskau) und im Berjew Luftfahrtzentrum in der Region Rostow besichtigt werden.  

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