Während des Vietnamkriegs gelang es der sowjetischen Regierung, einen amerikanischen F-5-Kampfjet in die Hände zu bekommen.
Er wurde 1975 von den nordvietnamesischen Streitkräften auf dem Militärstützpunkt Bien Hoa erbeutet, auf dem die 522. Kampfbrigade der amerikanischen der Luftwaffe stationiert war. Einer der berüchtigtsten Kampfjets der damaligen Zeit wurde dann zusammen mit anderen Militärfahrzeugen im Rahmen der militärischen Zusammenarbeit zur so genannten „Evaluierung“ an die Sowjetunion übergeben.
Was haben die Sowjets damit gemacht?
Das F-5-Flugzeug war eine Neuheit auf dem Waffenmarkt und einer der dominierenden „Vögel“ am Himmel zu jener Zeit.
Die sowjetische Führung beschloss, eine Reihe von Tests durchzuführen, um herauszufinden, wie sich die MiG-21 (ihr damals neuestes Kampfflugzeug) im Luftkampf gegen den amerikanischen Jet schlagen würde. Zu ihrer Überraschung gewann die F-5 jedes simulierte Luftgefecht und wurde von den Ingenieuren als der MiG-21 überlegen angesehen.
Um den Vorteil in der Luft wiederzuerlangen, nutzten die sowjetischen Ingenieure alle gesammelten Daten für die Entwicklung der nächsten Kampfjetserie - der MiG-23.
„Das Erfassen feindlicher Waffen und die Auswertung ist ein Teil der militärisch-technologischen Aufklärung. Sie wird von jedem Land der Welt durchgeführt, wenn es nach neuen Technologien und Waffentypen sucht, und es wird besonders darauf geachtet, ob das Produkt neue wissenschaftliche Erkenntnisse bereithält“, sagt der Historiker und Generaloberst a.D. Dr. Leonid Iwaschow.
Wann haben andere Länder ausländische Waffen erbeutet?
Ein ähnlicher Fall ereignete sich mit einem sowjetischen Piloten namens Viktor Belenko, der 1976 mit einem brandneuen MiG-25-Kampfjet in den Westen überlief.
„Der Mann beschloss, aus dem Land zu fliehen und landete in Japan in einem brandneuen MiG-25-Kampfjet. Nachdem die Amerikaner das Flugzeug in ihren Besitz gebracht hatten, zerlegten sie es, um seine Metalllegierungen zu testen und herauszufinden, wie das Flugzeug in der Lage war, das schnellste und wendigste Kampfflugzeug der damaligen Zeit zu sein", so der Experte.
Ihm zufolge geschah Ähnliches beim Einmarsch der Armeen in Deutschland im Jahr 1945. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahmen die Alliierten die Technologien der ersten ballistischen Rakete der Welt, der V-2, die fortschrittlichsten Panzerrüstungen und Motoren sowie die Atombombentechnologie aus dem Land.
„Ich habe einmal einen pensionierten CIA-Chef getroffen, der mir erzählte, dass die Amerikaner neidisch auf die Computer waren, die die Sowjetunion in den 1960er und 1970er Jahren im Kosmodrom Baikonur einsetzte. Ihr Geheimdienst hat damals große Anstrengungen unternommen, um sich diese Technologien zu beschaffen, aber er verriet nicht, ob ihnen das gelungen ist oder nicht", berichtet Iwaschow.
Welche Waffen wollen die Militärs heute beschaffen?
In den frühen 2010er Jahren wollte Russland Drohnentechnologien erwerben und kaufte verschiedene Arten von Drohnen von Israel. Später wurden diese Technologien in die modernen „Hunter“- und „Orion“-Drohnen implantiert. Und diese Drohnentechnologien sind es, nach denen Russland heute sucht.
„Die Amerikaner ihrerseits wollen unsere Hyperschall-Raketentechnologien und die Mittel der funkelektronischen Kriegsführung verstehen. Wie schaffen wir es, ihre Computer und Navigationssysteme bei den Gefechten in Syrien zu „blenden‘, das ist, was sie interessiert‘‘, erklärt Iwaschow.