Teilabzug aus Syrien: Wer geht, wer bleibt?

Ramil Sitdikov / RIA Novosti
Der Teilabzug der russischen Armee aus Syrien ist nach der überraschenden Anordnung von Russlands Präsident Wladimir Putin vom Montag in vollem Gange. Über die Hälfte der Jagdflieger soll zurück nach Russland. Den Kampf gegen Terrorgruppen in Syrien setzen die russischen Luftstreitkräfte jedoch fort.

Am Dienstag hat Russland mit dem Teilabzug seiner Armee aus Syrien begonnen. Das Arsenal der russischen Luft- und Weltraumstreitkräfte in der Region soll erheblich reduziert werden. Der Kampf gegen die Terroristen des „Islamischen Staats“ und der al-Nusra-Front will Russland jedoch fortsetzen.

„Die Zahl der Kampfeinsätze ist stark zurückgegangen. Sie erfolgen jetzt größtenteils nachts“, berichtet Wiktor Murachowskij, Mitglied im Expertenrat des Rüstungsausschusses der Russischen Föderation und Chefredakteur der Militärfachzeitschrift „Arsenal Otetschestwa“. Gegen die seit dem 27. Februar geltende Waffenruhe verstoße Russland damit nicht, denn die Angriffe richteten sich gegen als Terroristen anerkannte Gruppierungen. „Die russischen Streitkräfte führen weiterhin Präzisionsschläge gegen IS-Stellungen durch“, konkretisiert Murachowskij. 

Zurück in die Heimat

Wie das russische Verteidigungsministerium auf seinem Internetauftritt meldete, hat die erste Gruppe russischer Jagdbomber am Mittwochmorgen Syrien verlassen. Die Überführungsflüge fänden bis zur russischen Grenze in Verbänden mit Transportflugzeugen statt, die Techniker, Ingenieure und Ausrüstung an Bord transportierten. Von dort aus nähmen die Flugzeuge jeweils Kurs auf ihre Heimatbasen.

„Von den 60 Jagdbombern wird über die Hälfte abgezogen, vielleicht zwei Drittel. Die Truppenstärke wird dabei nur unwesentlich reduziert“, sagt Murachowskij und führt aus: „Die Sicherheit der ständigen russischen Luftwaffen- und Marinestützpunkte in Hmeimim und Tartus muss garantiert werden.“

So verblieben die Hubschrauber-Verbände in vollem Umfang in Syrien. Sie würden bei Such- und Rettungsaktionen sowie taktischen Transporten eingesetzt, erklärt der Militärexperte. Um die syrische Regierung im Kampf gegen den IS zu unterstützen, blieben auch russische Militärberater im Land.  

Signal an Assad

„Nicht abgezogen werden die russischen Flugabwehrsysteme S-400, Buk-M3, Tor-M2 und Panzyr S-1“, zählt Murachowskij weiter auf. Wiktor Litowkin, Militärexperte der Nachrichtenagentur Tass ergänzt: „Die Schiffe der russischen Marine setzen ihren Einsatz im östlichen Mittelmeer fort. Sie werden sich in regelmäßigem Turnus abwechseln.“ Nicht nur der IS stünde im Mittelmeer unter russischer Beobachtung, sondern auch die Schiffe der Nato mit Lenkflugkörpern vom Typ SM-3 und Tomahawk an Bord, bemerkt Litowkin.

„Moskau initiiert den Friedensprozess und folgt dem Weg der USA in Afghanistan – es richtet Stützpunkte ein und stationiert Kräfte zu ihrer Verteidigung“, analysiert der russische Außenpolitik-Experte und Chefredakteur der Zeitschrift „Russia in Global Affairs“, Fjodor Lukjanow. Der Abzug der Kampftruppen sei aber auch ein Signal an Syriens Präsident Baschar al-Assad, meint Lukjanow: Russland sei nicht bereit, die Probleme in Syrien alleine zu lösen.

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