Die Zarenkanone: Ein stiller Gigant zur Verteidigung des Kremls

Die größte Kanone der Welt hat ihren pompösen Namen verdient: Sie sollte einst die Zarenresidenz, den Kreml, verteidigen. Angeblich hat sie nie einen Schuss abgefeuert. Stimmt das?

Das Guinness-Buch der Rekorde bezeichnet die Zarenkanone im Moskauer Kreml als die weltweit größte Feuerwaffe nach der Kaliber, einer spätmittelalterlichen Kanone, die große Steine abfeuert. Der Moskauer Gigant sollte mit 800 Kilogramm schweren Kugeln schießen. Selbst wiegt sie fast 40 Tonnen. 200 Pferde soll es damals gebraucht haben, um sie zu bewegen.

Der Moskauer Bronzegießer Andrej Tschochow hat die Waffe unter dem Zaren Fjodor Iwanowitsch, dem Sohn Iwan des Schrecklichen, erarbeitet. Auf dem Lauf der Kanone ist der Zar mit Krone und Zepter, auf einem Pferd reitend, abgebildet. Eine Theorie besagt, die Kanone habe dieses Bildes wegen ihren Namen erhalten: Zarenkanone. Andere Quellen aber verbinden ihn mit der für die damalige Zeit außergewöhnlichen Größe.

Manche Historiker behaupten, Tschochow habe mit der Kanone nur Ausländer beeindrucken und abschrecken wollen. Darum sei sie auch nie wirklich benutzt worden, habe also bis heute keinen einzigen Schuss abgegeben.

Im Jahr 1980 wurde die Kanone dann von Spezialisten der Artillerie-Akademie inspiziert: Diese konnten dann Rückstände von Schießpulver feststellen und konnten so nachweisen, dass die Kanone doch mindestens einmal geschossen haben muss.

Damit war die Theorie von der „pazifistischen Kanone“, die nur zu propagandistischen Zwecken produziert wurde, geplatzt. Sie muss also auf dem Roten Platz platziert worden sein, um den Zugang zum Kreml von Osten her im Ernsthaft wirklich verteidigen zu können.

Die Zarenkanone im 19. Jahrhundert

Praktisch und historisch aber wurde sie wirklich nie in einen echten Kampf verwickelt. Im 18. Jahrhundert wurde sie in das Kreml-Arsenal verlegt. Als die französische Armee unter Napoleon Bonaparte im September 1812 in Moskau einfiel, wurden die folgenden Kämpfe mit heftigen und weit reichenden Bränden in der russischen Hauptstadt begleitet. Auch der Holzwagen der Kanone wurde dabei zerstört. 1835 wurde er durch einen gusseisernen ersetzt. Gleichzeitig entstanden die insgesamt 1,97 Tonnen schweren Kanonenkugeln. Jene allerdings sind rein dekorativ und können nicht benutzt werden.

An ihren heutigen Standort am Iwanowskaja-Platz gelangte die Zarenkanone dann in den 1960er-Jahren, als sie dem Neubau des Staatlichen Kremlpalastes weichen musste.

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