Helden der Folklore: Wie sah die slawische „Justice League“ aus?

Bekannt sind die Superhelden der slawischen Erzählungen und Lieder als Bogatyrs. Heute könnten sie sich mit den Charakteren aus der Feder Marvels oder DCs messen. Russia Beyond stellt die spannendsten unter ihnen vor.

Swjatogor

Swjatogor ist einer der ältesten Bogatyrs in slawischen Erzählungen, seine Ursprünge reichen bis in die vorchristliche Zeit zurück.

Wenn er lief, bebte die Erde, die Bäume schwankten und die Flüsse traten über die Ufer.

Swjatogor war ein Riese und schlief in einem 26 Meter langen und 15 Meter breiten Bett. Auch verheiratet war er, wenn auch nicht mit einer Riesin sondern einer gewöhnlichen Frau. Diese trug er stets in einer kristallenen Kiste auf seiner Schulter.

Oft prahlte Swjatogor mit seiner außergewöhnlichen Kraft und war bekannt dafür, zu behaupten, er könne den Himmel zur Erde herunterbiegen. Eines Tages versuchte er, einen Sack zu heben, der als „Last der gesamten Welt“ bekannt war. Dabei versanken seine Beine bis zu den Knien im Boden und Swjatogor starb.

Als Zeichen der altertümlichen und primitiven Macht wurde er schließlich dazu verdammt, in Vergessenheit zu geraten.

Wolga Swjatoslawitsch

Wolga Swjatoslawitsch, Sohn einer Schlange und einer russischen Prinzessin, war eine mystische Kreatur. Er selbst war Werwolf und Magier und konnte zudem mit allen Tieren sprechen.

Epische Erzählungen berichten von seinen Feldzügen nach Indien. Er verwandelte sich in einen Falken, um seine Truppen so mit Nahrung zu versorgen. In der Form eines Hermelins beschädigte er die Bögen seiner Gegner und als Wolf zerbiss er die Hälse der gegnerischen Pferde.

Um unüberwindbare Mauern zu bezwingen, verwandelte er seine Soldaten in Ameisen und gab ihnen ihre eigentliche Form zurück, sobald alle in der Festung angelangt waren. Letztlich heiratete er die Frau eines von ihm niedergestreckten verfeindeten Königs.

Ilja Muromez

Als der wohl wichtigste slawische Bogatyr war Ilja Muromez ein perfekter Krieger und Volksheld.

In den ersten 33 Jahren seines Lebens konnte Ilja weder Arme noch Beine bewegen. Schließlich aber sollte er von den Volchs, slawischen Heidenpriestern, geheilt werden, die ihn nach Kiew schickten, um dort Fürst Wladimir zu dienen.

Als Beschützer der russischen Länder besiegte er viele machtvolle Feinde und vollbrachte unzählige Heldentaten. So köpfte er den Banditen Solowei, auch Räuber Nachtigall genannt, der mit seinem Pfeifen Menschen töten und ganze Häuser zerstören konnte.

Auch das riesige Monster Idolischtsche, ein Symbol aller unchristlichen, heidnischen Kräfte, die die Kiewer Rus bedrohten, konnte Ilja Muromez töten.

Den tatarischen König Kalina-Zar und dessen Truppen besiegte er, als diese versuchten, Kiew einzunehmen. Der verzweifelte Kalina floh und schwor, nie wieder auf russisches Gebiet zurückzukehren. Einige sehen in der Figur Kalina-Zar den mongolischen Anführer Mamai, dessen Truppen von den Russen in der Schlacht bei Kulikowo im Jahr 1380 besiegt wurden. Dieser Sieg sollte der Beginn der russischen Befreiung aus der mongolischen Umklammerung sein.

>>>Die Schlacht bei Kulikowo: Die Russische Nation wird geboren

Dobrynja Nikititsch    

Der zweitbeliebteste Bogatyr der slawischen Erzählungen war Dobrynja Nikititsch. Dieser war nicht nur ein tapferer Krieger sondern auch ein begabter Diplomat. Er sprach zwölf Sprachen und konnte sich auch mit Vögeln verständigen.

Eine seiner beeindruckendsten Taten war der Sieg über den dreiköpfigen Drachen Smej Gorynytsch, auch Bergschlange genannt, der Kiew terrorisierte und eine junge Prinzessin entführte. Der Mythos des Heiligen Georgs und dessen Kampf mit einem Drachen kann eindeutig auf dieses slawische Epos zurückgeführt werden.

Ewpati Kolowrat

Die Legende des Ewpati Kolowrat spielt in der Zeit der mongolischen Invasion der frühen russischen Fürstentümer. Rjasan war die erste russische Stadt, die auf dem Weg der Mongolen lag, und wurde 1237 vollständig zerstört.

Der ansässige Adelige Ewpati Kolowrat befand sich nicht in der Stadt, als das Unglück geschah. Als er seine Heimat schließlich niedergebrannt wiederfand, folgte er den Invasoren mit einer kleinen Schar eigener Truppen und allen Überlebenden, die er finden konnte. Insgesamt machten sich 1 700 Männer auf den Weg.

Kolowrat besiegte die Nachhut der mongolischen Armee. Obwohl sie zahlenmäßig deutlich unterlegen waren, töteten die Männer Kolowrats viele Mongolen und fügten der Armee schweren Schaden zu. Nachdem er die besten mongolischen Krieger, die man in den Kampf mit ihm schickte, besiegt hatte, fiel auch Ewpati Kolowrat.

Der Legende zufolge war der mongolische Kommandeur Batu Khan tiefbeeindruckt vom Mute Kolowrats. Er befahl, seinen Leichnam an die verbliebenen russischen Krieger zu übergeben und ihnen freies Geleit zu gewähren.

Bogatyrs waren freilich nicht die einzigen Charaktere der slawischen Erzählungen. Hier finden Sie furchteinflößende Hexen, rastlose böse Geister und altertümliche Dämonen, die die antiken Russen, Ukrainer und Belarussen in Schrecken versetzten.

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