Der Panzerkreuzer Aurora: Die wechselvolle Geschichte des Hauptsymbols der Revolution

Geschichte
BORIS JEGOROW
Jeder Russe lernt im Geschichtsunterricht, dass ein von der Aurora abgefeuerter Schuss die bolschewistische Revolution 1917 auslöste. In der Tat ist die Geschichte des legendären Kriegsschiffes viel interessanter.

Russlands legendärstes Kriegsschiff die Aurora wird in erster Linie mit der Revolution von 1917 verbunden. Man glaubt, wenn auch nicht zweifelsfrei, dass der Platzpatronenschuss als Startsignal für den Sturm der Bolschewiki auf den Winterpalast, den Sitz der provisorischen Regierung, diente. Somit ging die Aurora in die Geschichte als ein bedeutendes Symbol der Oktoberrevolution ein. Aber schon ein paar Jahre vor diesem turbulenten Ereignis durchlebte der Panzerkreuzer viele schwierige Momente.

Die Bauarbeiten begannen 1897 und sechs Jahre später wurde die Aurora zu Wasser gelassen. Traditionell wählte der russische Zar die Namen großer Schiffe aus. Nikolai der Zweite wählte für das Kriegsschiff den Namen der römischen Göttin der Morgenröte.

Die erste große Schlacht erlebte das Panzerschiff während des Russisch-Japanischen Krieges. Im Oktober 1904 fuhr Aurora als Teil des Zweiten Pazifikgeschwaders in die Ostsee und begann ihre lange Reise gen Osten, um gegen Schiffe der japanischen Flotte zu kämpfen.

Auf ihrem Weg vermied das russische Geschwader wie durch ein Wunder einen Krieg mit dem Britischen Weltreich. In einer nebligen Nacht verwechselten russische Matrosen englische Fischereischiffe mit japanischen Torpedobooten und eröffneten das Feuer.

Der Vorfall wurde friedlich gelöst, aber die Aurora kam nicht unbeschadet davon. Wie bei den englischen Fischern hielt ein russisches Geschwader im Dunkeln das eigene Schiff für ein feindliches und es erfolgte der Befehl, das Feuer auf den Panzerkreuzer zu eröffnen. Bei der Attacke wurden zwei Besatzungsmitglieder verletzt, einer der beiden, der orthodoxe Priester, starb später.

Die Aurora war jedoch größtenteils ein wahrhaft glückliches Schiff, besonders wenn es in der verheerenden Schlacht von Tsushima gegen die japanische Flotte auf wundersame Weise überlebte. Der Panzerkreuzer, der 18 Treffer durch gegnerische Granaten erleiden musste, fand immer noch Zuflucht im neutralen Hafen von Manila, wo er interniert wurde.

1910 besuchte die Aurora die italienische Stadt Messina, um eine Medaille für russische Matrosen zu erhalten, die nach dem Erdbeben von 1908 an Rettungsaktionen teilnahmen. Zu dieser Zeit brach in der Nacht ein Feuer in der Stadt aus, und Auroras Besatzung war die erste, die zu Hilfe kam.

Während des Ersten Weltkriegs nahm die Aurora hauptsächlich an Patrouillenmissionen teil und unterstützte die Operationen von Landtruppen. Der Panzerkreuzer überstand auch erfolgreich Zusammenstöße mit feindlichen Kriegsschiffen und Wasserflugzeugen.

Die schönste Stunde der Aurora schlug, als die Bolschewiki den Winterpalast stürmten und die provisorische Regierung stürzten. Der von der Aurora abgefeuerte Platzpatronenschuss war ein Signal für den Beginn des Angriffs, obwohl einige Leute behaupten, die Aurora habe das Feuer erst eröffnet, nachdem der Angriff bereits begonnen hatte.

Als der russische Bürgerkrieg 1922 endete, wurde die Aurora in ein Ausbildungsschiff umgewandelt. Als der Zweite Weltkrieg ausbrach, kehrte das pensionierte Schiff wieder zum Militärdienst zurück und wurde in das Leningrader Luftabwehrsystem einbezogen.

Nach 1945 waren die unruhigen Tage für die Aurora vorbei und das Schiff bekam am Ufer der Newa ein neues Zuhause. Hier dient es seitdem als Museum und als ein Symbol von Sankt Petersburg.

Im Jahr 1975 erbeuteten Kapitän Waleri Sablin und seine Anhänger eine Fregatte in Riga und fuhren Richtung Leningrad, um eine neue Revolution zu starten. Sablins Pläne, sein Kriegsschiff neben dem Symbol der Russischen Revolution zu verankern, wurden nie umgesetzt, da er schnell von der sowjetischen Ostseeflotte abgefangen wurde.

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