Alles, was Sie jemals über die Revolutionen 1917 wissen wollten

Ein Jahrhundert ist vergangen, doch die Revolutionen des Jahres 1917 zählen bis heute zu den wichtigsten Ereignissen in Russlands Geschichte. Russia Beyond hat die wichtigsten Artikel zu diesem Thema hier noch einmal zusammengebracht.

Die Februarrevolution im Jahr 1917 beendete die 300 Jahre währende Herrschaft der Romanows und versetzte der russischen Monarchie den Todesstoß. Nach einigen Monaten voller politischer Grabenkämpfe kamen schließlich die Bolschewisten an die Macht.

Warum fand die Oktoberrevolution im November statt?

Der Hinweis, dass die Oktoberrevolution eigentlich im November stattfand (und die Februarrevolution im März) verblüfft viele Menschen – nicht nur im Ausland. Der Grund ist jedoch denkbar einfach: Zu jener Zeit wurden in Europa verschiedene Kalender genutzt. Bis 1918 galt in Russland der Julianische Kalender, der dem geläufigen Gregorianischen Kalender stets zwei Wochen hinterherhinkt. Eine der ersten Amtshandlungen der Kommunisten nach ihrer Machtübernahme war es, auch in Russland den Gregorianischen Kalender einzuführen.

Warum kam es zur Revolution?

Demonstration von Arbeiterinnen und Arbeitern der Putilow-Werke am 23. Februar 1917

Laut Historikern gab es einige logische und recht simple Gründe für die Wut der Massen. So sehnten sich die Menschen inmitten des Ersten Weltkriegs nach Frieden, doch das Sterben schien sich immer weiter fortzusetzen. Aufgrund der schlechten Infrastruktur schaffte es der Staat zudem nicht mehr, die damalige Hauptstadt Petrograd, das heutige Sankt Petersburg, mit Nahrungsmitteln zu versorgen. Die daraus resultierenden „Brotaufstände“ gelten heute als der Beginn der Revolution.

Die Bauern, die den größten Teil der russischen Bevölkerung ausmachten, waren unzufrieden mit der Regierung. Obwohl Zar Alexander II. sie 1861 aus der Leibeigenschaft befreit hatte, besaßen die meisten auch 1917 noch kein eigenes Land.

Auch Zar Nikolaus II. und seine Politik begünstigten den Ausbruch der Revolution. Zu Beginn des Frühjahrs 1917 betrachtete selbst der Adel Nikolaus als einen schwachen und talentlosen Herrscher. Über Jahre hinweg war die Zarenfamilie vom Mystiker Grigori Rasputin manipuliert worden. Er wurde von ihr als Heiliger angesehen. Als die Revolution schließlich ausbrach, war die russische Loyalität der Zarenfamilie gegenüber aufgebraucht.

Warum siegten die Bolschewisten?

Sturm auf das Winterpalais im November 1917

1917 war die Marxistische Partei weder die beliebteste noch einflussreichste politische Gruppe Russlands. Zudem wurden die Bolschewisten von der Februarrevolution regelrecht überrascht. Ihr Führer, Wladimir Lenin, lebte zu dieser Zeit im Schweizer Exil. Er kehrte jedoch schnellstmöglich in seine Heimat zurück und begab sich sofort an die Arbeit.

Die Menschen liebten die Bolschewisten, weil diese ihnen sofortigen Wohlstand und Frieden versprachen. Gemeinsam sollten das Proletariat und die Bauern gegen die Bourgeoisie und den Imperialismus kämpfen. Die Marxisten glaubten an ihr Anliegen und wirkten sehr attraktiv im Vergleich zu den unentschlossenen Politikern jener Zeit, die damit beschäftigt waren, zwischen März und Oktober von einer konstitutionellen Versammlung und Demokratie zu grummeln.

Lenin selbst spielte ebenfalls eine entscheidende Rolle für den Sieg der Bolschewisten. Im Herbst 1917 war er beim Volk beliebter als der listige und doch schwache Alexander Kerenski, der eine Übergangsregierung anführte, die zwischen März und Oktober die Amtsgeschäfte fortführte. Auch Versuche des Militärs, die Revolutionäre aufzuhalten und eine rechte Diktatur zu errichten, scheiterten.

Am 7. November 1917 führten die Bolschewisten deshalb die Massen an, besetzten den Winterpalast in Petrograd und stürzten die Übergangsregierung.

Gesichter der Revolution

Wladimir Lenin in Petrograd, 1919

In den Reihen der Bolschewisten gab es neben Lenin eine Reihe weiterer sehr interessanter Persönlichkeiten. Unter diesen war auch der besonders radikale Leo Trotzki, der 1917 in der Partei ähnlich wichtig wie Lenin war. Später sollte er die Rote Armee gründen, die den Kommunisten half, den russischen Bürgerkrieg zu gewinnen. Er sollte jedoch letztlich im Exil ermordet werden, nachdem ein Machtkampf mit Stalin ihn dazu gezwungen hatte, außer Landes zu fliehen.  

Nadjeschda Krupskaja, die Frau Lenins, war ebenfalls eine wichtige Revolutionärin. Sie war ihrem Mann und dem Marxismus ihr gesamtes Leben lang treu und half Lenin in vielen Dingen, trotz ihrer Eifersucht wegen dessen Affäre mit einer weiteren Revolutionärin, Inessa Armand.

Oft werden Männer als die entscheidenden Akteure im Vorlauf der Revolutionen 1917 beschrieben. Tatsächlich nahmen aber auch einige Frauen Einfluss auf die Entwicklungen im zaristischen Russland.

Die Bolschewisten hatten insgesamt eine langlebige Tradition des Kampfes gegen den Staat. Von den 1890er-Jahren bis ins 20. Jahrhundert hinein war die Partei in Russland verboten und finanzierte sich durch gewalttätige und unkonventionelle Methoden.

Die Revolution wirkte sich selbstverständlich auch auf die Deutschen und deren Nachfahren aus, die in Russland lebten. Einer dieser war Alexander Balck, der letzte Bürgermeister des zaristischen Petrograds. Konflikte und Skandale versuchte der 50-Jährige mit deutschen Wurzeln stets diplomatisch zu lösen, doch bei den Umwälzungen in seiner Stadt half ihm diese Taktik nicht – am Ende gewann die Revolution die Überhand.

Auch der Preuße Karl Bulla, der zum ersten Fotoreporter Russlands wurde, ließ sich tief in die Gewaltspirale hineinziehen. Er und seine Söhne dokumentierten die Ereignisse der Revolutionen 1917 und des Bürgerkriegs.

>>>Schicksalsjahr 1917: Russlands große Revolutionen

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