Wer sonst hat Moskau außer Napoleon geplündert, verbrannt und besetzt?

Geschichte
BORIS JEGOROW
Die harmloseste Besetzung Moskaus wurde im 17. Jahrhundert von polnisch-litauischen Truppen durchgeführt. Die Mongolen hingegen verwüsteten und brannten die Stadt bis auf die Grundmauern nieder.

Mongolische Invasion in Russland

Das erste Mal, als Moskau geplündert und niedergebrannt wurde, passierte während der mongolischen Invasion in Russland, lange bevor die Stadt zur Hauptstadt des Landes wurde. Moskau, damals eine Durchschnittsstadt des Fürstentums Wladimir, wurde 1238 von den Mongolen belagert.

Während der fünftägigen Belagerung führten die Moskauer sogar einen erfolgreichen Angriff auf den Feind durch. Empört eroberten und verbrannten die Mongolen die Stadt und schnitten den Kommandanten der örtlichen Garnison buchstäblich in Stücke.  

Khan Toktamischs Kampagne

Obwohl der Sieg des Moskauer Prinzen Dmitri Donskoi über die Mongolen in der Schlacht von Kulikowo um 1380 einbedeutenden Schritt in der russischen Befreiung von der mongolischen Herrschaft war, war der endgültige Sieg noch weit entfernt. Die Mongolen waren immer noch mächtig und damit musste man zu jedem Zeitpunkt rechnen. Das bewies sich zwei Jahre später richtig.

1382 drang der mongolische Khan Toktamisch in die russischen Fürstentümer ein und kam mit seiner Armee unerwartet bis vor die Tore Moskaus. Die russische Haupttruppe unter der Führung von Prinz Dmitri war nicht Moskau anwesend und die Stadt geriet in Panik.

Die Mongolen tricksten die Moskauer aus, indem sie anboten, zu verhandeln und Gesandte zu schicken. Als die Boten die Stadt betraten, folgten schnell mongolischen Streitkräfte, stürmten die Stadt und begannen ein Massaker.

Die Verwüstung war enorm. Die Mongolen nahmen alles von Wert und brannten die Stadt nieder. Als Dmitri Donskoj nach Moskau zurückkehrte, war er schockiert über den Anblick der von Leichen übersäten Straßen der Stadt.

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Devlet Giray's Überfall

Im 16. Jahrhundert geriet der mächtige mongolische Staat - die Goldene Horde - in Vergessenheit und der schnell wachsende russische Staat hatte mit den übrig gebliebenen Fragmenten von zahlreichen Khanaten und Horden zu kämpfen. Diese kleinen Staaten waren jedoch immer noch in der Lage, gelegentlich einen tödlichen Stoß durchzuführen.

1571 befand sich Russland im Livländischen Krieg, der 1558 bis 1583 stattfand. Die meisten russischen Truppen waren mit der Bekämpfung schwedischer und polnisch-litauischer Streitkräfte im Baltikum beschäftigt. Der Khan Devlet I Giray entschied, dass dies eine perfekte Gelegenheit war, die russischen Länder zu plündern.

Er marschierte leicht auf Moskau zu und verbrannte benachbarte Dörfer und die Außenbezirke der Stadt. Das Feuer breitete sich sofort über Moskau aus. Devlet verließ Pläne zur Stürmung des Kremls, und nach der Gefangennahme von Zehntausenden von Gefangenen kehrte er auf die Krim zurück.

Polnisch-Litauische Intervention

Politische Krisen und weitverbreitete Hungersnöte im frühen 17. Jahrhundert führten zu der sogenannten Zeit der Wirren im russischen Staat. Das Land wurde von verschiedenen politischen Gruppen und Bewegungen zerrissen und litt stark unter ausländischen Interventionen.

Die erfolgreichste ausländische Streitmacht in Russland war die Polnisch-Litauische Union. Polnische Truppen nahmen aktiv an allen Bürgerkriegen teil und unterstützten verschiedene Thronanwärter.

Im Jahr 1610 besiegten die Polen die Truppen des russischen Zaren Wassili IV., der kurz darauf abgesetzt wurde. Der russische Adel bot dem polnischen Prinzen Władysław Wasa den Thron an. Ohne Widerstand betraten polnisch-litauische Truppen unter der Führung von Stanisław Żółkiewski die Stadt und besetzten den Kreml.

Trotz des Versprechens der Polen, Russland nicht in die Polnisch-Litauischen Union aufzunehmen und der orthodoxen Religion zu schaden, begannen sie als Eroberer zu agieren und verursachten bald große öffentliche Unzufriedenheit.

Eine weitverbreitete antipolnische Bewegung wurde im ganzen Land initiiert. Die polnische Garnison wurde im Kreml belagert, und nachdem sie versuchten der Belagerung standzuhalten, gaben sie 1612 auf.

Die Befreiung Moskaus bedeutete nicht das Ende des Krieges, der sechs weitere Jahre andauern sollte. Was Władysław Wasa betrifft, so lehnte er seinen Anspruch auf den russischen Thron erst 1634 ab.

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Die Grande Armée in Moskau

200 Jahre nachdem die Polen Moskau verlassen hatten, forderten sie ihre Rache. Polnische Soldaten des fünften Korps in Napoleons Großer Armee gehörten zu den Ersten, die 1812 nach Moskau kamen.

Die russischen Kommandeure beschlossen Moskau aufzugeben, nachdem die Opfer der Granden Armee in der Schlacht von Borodino zu beklagen waren. Als Napoleon am 14. September die Stadt betrat, fand er sie fast vollständig verlassen vor.

Der französische Kaiser hatte auf jede Initiative zur Aufnahme von Verhandlungen von russischer Seite gewartet, aber stattdessen setzten die Russen einen Großteil Moskaus in Brand und zerstörten große Teile der Stadt. Die Franzosen reagierten mit Massenhinrichtungen und Plünderungen.

Nach nur einem Monat, in Anbetracht der Aussicht auf den Winter, beschloss Napoleon, die Stadt zu verlassen und sich zurückzuziehen. Ohne etwas erreicht zu haben, begann die Große Armee die lange, qualvolle Heimreise, die effektiv zu ihrem Untergang führte.

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