Die Leichen der Bergsteiger, die sich vor 59 Jahren aufmachten, um den Otorten-Berg, den „Berg der Toten“, zu erklimmen, wurden an verschiedenen Orten und zu unterschiedlichen Zeiten entdeckt. Einige hatten Anzeichen eines schweren inneren Traumas, andere zeigten Spuren einer radioaktiven Kontaminierung. Die Hälfte der Leichname war nackt oder sie trugen die Kleidung eines anderen. Es gab nichts in der Umgebung, was dies hätte bewirken können. Zu diesem Schluss kam eine Untersuchungskommission der Sowjets.
Die Erklärungsversuche reichten von mörderischer Psychose über Außerirdische bis zu staatlichen Experimenten.
Nun, fast 60 Jahre später, glaubt der russische Blogger Walentin Degterew, der eine Onlinezeitschrift über Paranormalität und Unerklärliches leitet, dem Rätsel auf die Spur gekommen zu sein.
Er meint, dass eine Rakete mit kurzer Reichweite, die in der Felswand eingeschlagen ist, den Tod der Gruppe verursacht habe. Bei näherer Betrachtung der Satellitenbilder aus der Region sei ein dreißig Meter breiter Krater zu erkennen (rus), etwa drei Kilometer vom Zeltlager der Bergsteiger entfernt, schreibt er in seinem Online Journal.
Der Granit schmolz zu rotem Glas. Zum Zeitpunkt des Einschlags müssen die Temperaturen sehr hoch gewesen sein. Das zeigen auch die Satellitenaufnahmen ganz deutlich“, so Degterew.
„Durch die Schockwelle aufgeweckt, wurden die Bergsteiger vom hellen Licht geblendet, was womöglich zu einem kurzzeitigen Sehverlust führte. Das erklärt die plötzliche Flucht und den Abstieg in den Wald“, führt er weiter aus.
Der Blogger sagt, wenn die Kleidung keine Spuren von Strahlung aufgewiesen hätte, wäre seine Vermutung, dass es ein Meteoriteneinschlag gewesen sei.
Die Tatsachen
Die Gruppe, angeführt von dem 23-jährigen Igor Djatlow, war von ihrem Trip zum Otorten-Berg im Winter 1959 nicht zurückgekehrt. Spätere Ermittlungen haben ergeben, dass das Zelt der Wanderer in der Nacht vom ersten auf den zweiten Februar von innen aufgeschlitzt worden war und seine Bewohner in ihrer Schlafkleidung raus in die Nacht gelaufen sein müssen. Wochen später wurden ihre Leichen entdeckt.
Bizarr ist, dass einige der Leichen lediglich Anzeichen von Unterkühlung zeigten, während andere, die tiefer im Wald gefunden wurden, Hinweise eines massiven inneren Traumas zeigten: Blutungen, Brüche und Schädelfrakturen. Ljudmila Dubinina, ein Mitglied der Gruppe, hatte keine Zunge.
Die Sowjets wussten nicht, was sie mit all dem anfangen sollten und stellten die Ermittlungen ein. Im Abschlussbericht stand, die Gruppe sei durch eine „unbekannte höhere Gewalt" getötet worden.
Verschiedene Theorien
Auf die neue Theorie von Degterew gab es gemischte Reaktionen. In den Kommentaren dazu pflichteten viele seiner vermeintlichen Enthüllung bei, andere erinnerten an weitere mögliche Erklärungen, die ihrer Meinung nach genauere Betrachtung verdienen.
Wissenschaftlich erwiesen ist, dass die Verletzungen der neun Wanderer nicht durch Gegenstände vor Ort entstanden sein können.
Eine der interessantesten Theorien dreht sich um eine heilige Höhle des örtlichen Mansi-Stammes, die sie angeblich für rituelle Opfer nutzen. Offenbar teile der Stamm den Berg nicht gerne mit Fremden. Die Gruppe um Djatlow soll verschiedene Gegenstände aus der Opferhöhle geraubt haben und sei daher gejagt und getötet worden. Diese Theorie ist jedoch reine Mundpropaganda.
Es bleibt die Tatsache, dass das Zelt von innen aufgeschlitzt worden ist. Es gab keine anderen Fußabdrücke in der Nähe des Zeltes als die der Bergsteigergruppe von Djatlow. Es scheint wirklich so gewesen zu sein, dass die Mitglieder aus dem Zelt geschossen und in verschiedene Richtungen gerannt sind. Das Rätsel, was damals wirklich passiert ist, bleibt weiter ungelöst.