Was die Deutschen alles mitnahmen
Für jede Seite war die Ausrüstung des Feindes von großem Wert. Daher nahmen die Deutschen zuerst und vor allem die Helme SSch-39 und SSch-40 gefallener sowjetischer Soldaten an sich. Sie waren zwar merklich schwerer als die deutschen Helme, boten aber auch mehr Schutz gegen Schrapnelle und die Munition von Maschinengewehren, die im Kampf auf beiden Seiten häufig zum Einsatz kamen.
Sowjetische Helme wurden vor allem gegen Kriegsende wertvoll für die Deutschen, als die deutsche Wirtschaft wegen fehlender Ressourcen zusammengebrochen war und der Stahl der Helme noch dünner wurde.
Der russische Winter war eine Qual und die Wehrmachtsoldaten verbesserten ihre eigene Ausrüstung, indem sie Winterjacken und Mützen mit Ohrenschützern von den toten Russen mitnahmen.
Doch das meistbegehrte Stück der Nazis zu Beginn des Krieges war das selbstladende Gewehr Tokarew SWT – die neueste halbautomatische sowjetische Waffe, die erst zwei Jahre vor Kriegsausbruch in Betrieb genommen wurde.
Während der Belagerung von Brest in den ersten Tagen des Krieges konnte die deutsche Infanterie mit ihren Maschinenpistolen erst zu den Belagerten vorrücken, als diese keine Munition mehr hatten. Ein gut ausgebildeter Infanterist konnte bei vollem Magazin bis zu 25 Salven vom Kaliber 7,62x54mm pro Minute aus einem SWT abfeuern. Es konnte einen Stein in einer hundert Meter entfernten Mauer durchschlagen.
Die ersten als Trophäen beschlagnahmten SWTs wurde per Flugzeug nach Deutschland geschickt, wo sie als Grundlage für die Entwicklung des deutschen selbstladenden Gewehres G41 dienten.
Doch es dauerte noch zwei Jahre, um das neue Gewehr einsatzbereit zu machen und alle technischen Probleme zu beseitigen. Erst 1943 begann die deutsche Rüstungsindustrie mit der Produktion des G43, auf das Waffensammler bis heute scharf sind.
Neben dem SWT erfreute sich auch die sowjetische 7,62x25mm Kaliber Maschinenpistole Schpagin PPSch großer Beliebtheit unter deutschen Wehrmachtssoldaten. Sie wurde ebenfalls zu einer begehrten Trophäen-Waffe. Kriegsgefangene passten die Pistole für 9x19mm Kaliber Magazine an und dann kehrte sie zurück an die Front unter dem Namen Maschinenpistole 717.
Wofür sich sowjetische Soldaten besonders interessierten
Ab 1943 gab es in der Sowjetunion sogenannte Trophäen-Brigaden, die Waffen gefallener deutscher Soldaten aufsammelten und sie in spezielle Fabriken schickten, von denen sie wiederaufbereitet und verteilt wurden. Davor war das Sammeln von Militärgerät eher chaotisch – die Soldaten nahmen alles mit, was sie tragen konnten, egal ob es von der eigenen Armee oder vom Feind stammte.
Auch sowjetische Soldaten begehrten Helme, bevorzugt solche, die nicht durch Granatfeuer oder Bomben beschädigt worden waren. Ein Helm brachte drei Rubel, wenn er unbeschädigt war, so viel wie ein Laib Brot kostete.
Schwerpunkt der Sammlung waren jedoch feindliche Waffen und Kriegsfahrzeuge. Hardware, die noch in gutem Zustand war, wurde Armeeeinheiten übergeben, beschädigte oder abgeschriebene Geräte wurden vor Ort in ihre Einzelteile zerlegt oder zu einer Fabrik geschickt. Nur eine Handvoll deutscher Panzer und bewaffneter Fahrzeuge blieb wie sie war und diente dazu, Waffen und Munition für die Front auszutesten. Dasselbe Schicksal hatten deutsche Feuerwaffen. Sie wurden nach einer Untersuchung zur sowjetischen Waffe recycelt oder, falls sie nicht mehr in Ordnung waren, zu Testzwecken gelagert und verwendet.
Später wurde die Sowjetunion ihre gesammelten Waffen auch wieder los – sie wurden während des Kalten Krieges an loyale Regime in Afrika, Asien oder Südamerika teils verschenkt und teils verkauft, um den Einfluss in der Welt zu vergrößern.