Operation Bagration: Ein vernichtender Schlag gegen Nazi-Deutschland

Boris Jaroslawzew/Sputnik
Mit einer groß angelegten Militäroffensive wollten sich die Sowjets 1944 für die verheerende Niederlage bei der Operation Barbarossa von 1941 rächen. Fast eine halbe Million deutsche Soldaten verloren bei der Operation Bagration ihr Leben.

Im Sommer 1944 planten die sowjetischen Truppen die Befreiung des von den Nazis besetzten Weißrusslands. Man wollte sich für die vernichtende Niederlage des Jahres 1941 rächen. Es war Zeit für einen sowjetischen „Blitzkrieg”. Am 23. Juni sollte die Offensive starten, fast am selben Tag wie die Operation Barbarossa drei Jahre zuvor.

Die Offensive erhielt den Namen Bagration, nach dem russischen Kommandeur Fürst Pjotr Bagration, der im Krieg gegen Napoleon 1812 in der Schlacht von Borodino gefallen war.

Am 23. Juni 1944 traten 1,2 Millionen Soldaten der Roten Armee gegen 800.000 Deutsche an. Trotz der zahlenmäßigen Überlegenheit war es eine schwierige Aufgabe für die Sowjets, die gut gesicherten Stellungen des Feindes einzunehmen.

Im weiteren Verlauf der Offensive waren auf beiden Seiten insgesamt mehr als vier Millionen Soldaten, 62.000 Artilleriegeschütze, 7.500 Panzer und Selbstfahrgeschütze sowie über 7.100 Flugzeuge im Einsatz.

Mit gut organisierten, koordinierten Angriffen von Bodentruppen und Luftwaffe gelang es den Sowjets, die Verteidigungslinien des Feindes gleich an sechs Stellen der Front zu durchbrechen. Die deutsche Wehrmacht unterlag den Soldaten der Roten Armee in der Nähe von Witebsk, Bobruisk, Orscha und Mogiljow. Die Soldaten der Heeresgruppe Mitte wurden in Minsk eingekesselt und vernichtend geschlagen.

Partisanen unterstützten den Vormarsch der sowjetischen Truppen massiv. Am 3. August 1943 starteten sie den Schienenkrieg, um die Eisenbahninfrastruktur des Feindes zu zerstören. Rund 215.000 Zugstrecken und dutzende Brücken wurden sabotiert, über 1.000 Züge zum Entgleisen gebracht. Der deutsche Transport an der Ostfront ging daraufhin um 40 Prozent zurück.

Heimkehr der belorussischen Partisanen

Um den durch die sowjetische Offensive verursachten gewaltigen Einbruch aufzufangen, musste das deutsche Militärkommando Reserven aus anderen Teilen der Ostfront abziehen, was den Sowjets die Gelegenheit gab, eine Offensive in der Ukraine und im Baltikum zu starten. Die Deutschen verlegten ihre Truppe von der Westfront nach Weißrussland und verschafften den Alliierten so mehr Handlungsspielraum.

Bis zum Ende von Bagration Ende August 1944 waren 17 deutsche Divisionen vollständig zerstört und 50 Divisionen waren um mehr als die Hälfte dezimiert. Während der rund zwei Monate andauernden Offensive rückten die Sowjets mehr als 560 Kilometer vor. Die Rote Armee befreite große Gebiete in Weißrussland, Teile Lettlands, Litauens und Polens. Die Sowjets rückten näher an Warschau heran und bahnten sich ihren Weg nach Königsberg und in das Herzstück des Dritten Reichs.

Deutsche Gefangene bei Gomel in Belarus

Angesichts des raschen sowjetischen Vormarsches organisierte die polnische Exilregierung am 1. August einen großen Aufstand in Warschau, um die Stadt unter ihre Kontrolle zu bringen. Die Polen hatten vergeblich auf Hilfe der Roten Armee gewartet. Einzelne Einheiten der Ersten Polnischen Armee (die zu den sowjetischen Streitkräften gehörte) versuchten, in die Stadt zu gelangen, mussten jedoch nach hohen Verlusten wieder den Rückzug antreten. Der Grund für Stalins Entscheidung, die Polen nicht zu unterstützen, könnte gewesen sein, dass er geplant hatte, dass die Rote Armee die Stadt befreit und eine pro-sowjetische kommunistische Regierung eingesetzt wird. Vielleicht waren die sowjetischen Soldaten nach der Offensive aber auch einfach erschöpft. Die Entscheidung Stalins ist umstritten gewesen.

Kämpfe bei Warschau

Mit 400.000 oder sogar 500.000 gefallenen Soldaten wurde die Bagration-Offensive die einschneidendste militärische Niederlage der deutschen Geschichte. Die Rote Armee hatte 180.000 tote Soldaten zu beklagen. Die Offensive war zwar bedeutend, doch der Wendepunkt im Zweiten Weltkrieg war bereits ein Jahr zuvor bei der Schlacht von Kursk erreicht, nach der offensichtlich war, dass das Dritte Reich zum Scheitern verurteilt war.

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