Indien - der beste Freund der Sowjetunion in Asien

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Obwohl Indien nie ein sozialistischer Staat war, waren die bilateralen Beziehungen zur Sowjetunion stets ausgezeichnet.

In der Sowjetunion gab es während des Kalten Krieges verständlicherweise kaum Interesse an  Beziehungen zu pro-amerikanischen Staaten wie Japan oder Südkorea. Zu China pflegte man eine Hassliebe. Das einzige Land in Asien, zu dem die UdSSR ein gutes Verhältnis hatte, war seit seiner Unabhängigkeit 1947 Indien. Nikita Chruschtschow und Jawaharlal Nehru, Leonid Breschnew und Indira Gandhi, Michail Gorbatschow und Rajiv Gandhi – trotz aller Gegensätzlichkeiten verstanden sich die jeweiligen Staatschefs gut und gaben ihr Bestes, um die Beziehungen zwischen Moskau und Neu-Delhi weiter zu verbessern. Hier sind einige Beispiele dafür. 

1. Gemeinsame Interessen 

Jawaharlal Nehru und Nikita Chruschtschow

Die Arthashastra, eine altindische Abhandlung über Staatslehre, sagt: Ihr Nachbar wird höchstwahrscheinlich Ihr Feind, während der Nachbar Ihres Nachbarn Ihr natürlicher Verbündeter ist. Dies traf auch auf die UdSSR und Indien zu. 

Man teilte keine physische Grenze, daher gab es keinerlei territoriale Streitigkeiten. Gleichzeitig waren beide Länder bestrebt, China zurückzudrängen. Indien wegen territorialer Streitigkeiten von Beginn an, die UdSSR seit den 1960er Jahren. Unter Mao Zedong verschlechterten sich die chinesisch-sowjetischen Beziehungen dramatisch, denn dieser missbilligte die Politik Chruschtschows.

Die indisch-pakistanischen Beziehungen waren seit der Unabhängigkeit beider Staaten 1947 von Feindseligkeit geprägt. Moskau stellte sich auf Seiten Neu-Delhis, als die USA sich den Pakistanis zuwandten.

„Pakistan als Verbündeter der Supermacht des Westens war eine ernste Bedrohung für Indien. Die indischen Eliten suchten Unterstützung bei sozialistischen Staaten, insbesondere bei der UdSSR“, sagt (rus) Sergej Lunjow, Professor für Orientalistik am Moskauer Staatlichen Institut für Internationale Beziehungen.

Indiens erster Ministerpräsident Nehru war zwar Mitbegründer der Bewegung Blockfreier Staaten, die sich im Konflikt zwischen Ost und West zur Neutralität verpflichteten, dennoch arbeitete Indien eng mit der sozialistischen Sowjetunion zusammen, um gemeinsame Ziele durchzusetzen. 

2. Wirtschaftsförderer 

Die Sowjetunion baute 1955 das Bhilai-Stahlwerk, das erste Joint Venture und das größte Eisenwerk Indiens. Bhilai, heute noch in Betrieb, produzierte alleine so viel Stahl wie alle damals bestehenden Werke zusammen.

Viele andere Produktionsstätten und Unternehmen folgten, finanziert mit zinsgünstigen Darlehen der UdSSR. „Von 1955 bis Ende der 1960er Jahre unterstützte die UdSSR Indien mit insgesamt 1,5 Milliarden US-Dollar an Krediten und half beim Aufbau Dutzender Unternehmen in Schlüsselbereichen der indischen Wirtschaft: Eisenwerke, Energie, Ingenieurwesen, Petrochemie“, so Prof. Felix Jurlow, Indologe am russischen Institut für Orientalistik. 

3. Indiens Beschützer auf internationaler Bühne 

Leonid Breschnew und Indira Gandhi in Moskau

Die UdSSR brauchte Indien - um China in Schach zu halten. Auch sollte sich Indien keinesfalls den USA zuwenden. Daher leistete Moskau im Konflikt zwischen Pakistan und Indien diplomatische Unterstützung.

1965 schrieb (eng) Indira Gandhi an Triloki N. Kaul, den indischen Botschafter in Russland, über die Streitigkeiten mit Pakistan und die Reaktion der UdSSR: „Indien ist das wichtigste Land, das im Laufe der Zeit eine weitere Expansion Chinas verhindern kann. Indiens Fähigkeit, dies zu tun, wird jedoch durch die Auseinandersetzungen mit Pakistan beeinträchtigt. Die UdSSR möchte fortfahren, ohne die Grundinteressen Indiens zu verletzen.“

1971 unterzeichneten die UdSSR und Indien einen Freundschaftsvertrag, der besagte, dass die beiden Länder keine militärischen Allianzen gegen das zweite Land schmieden und sich gegenseitig konsultieren würden, falls eine dritte Nation angreifen sollte.

Später in diesem Jahr, als Krieg zwischen Indien und Pakistan ausbrach, tat die UdSSR alles, um Indiens Sieg zu garantieren. „Moskaus Veto hat den UN-Sicherheitsrat gelähmt, bis Indien gewonnen hatte“, schrieb der US-amerikanische Wissenschaftler Wojtek Mastni. 

Darüber hinaus entsandte Moskau eine Flotte in die Bucht von Bengalen, um einen möglichen Angriff der USA zu verhindern. Indien ging als unstreitiger Gewinner aus der Auseinandersetzung hervor. Bis zum Zusammenbruch der UdSSR konnte Neu-Delhi im Falle eines Wiederaufflammens des Konflikts stets mit der Unterstützung der Sowjets im UN-Sicherheitsrat rechnen. 

4. Eine Freundschaft fürs Leben 

Michail Gorbatschow und Rajiv Gandhi in Indien im Jahr 1988

Sicherlich haben sich die Umstände im Laufe der Jahre geändert. Die UdSSR verbesserte schließlich ihre Beziehungen zum indischen Erzfeind Pakistan, während sich Indien nie ausschließlich auf Moskau stützte und auch wirtschaftliche und politische Beziehungen zu Washington aufbaute. Sowohl Indien als auch die UdSSR näherten sich ab dem Ende der 1980er Jahre China an.

An den guten Beziehungen zwischen beiden Staaten konnte das nichts ändern. Interne und manchmal unvorhersehbare Entwicklungen wirkten sich nie auf die bilaterale Zusammenarbeit aus: sei es die Machtverschiebung vom linken INC zum rechten BDP (und zurück) im indischen Parlament oder der Kurswechsel in der sowjetischen Außenpolitik. 

„Es ist einfach unglaublich, wie viel wir gemeinsam haben“, staunte (eng) Indiens Premierminister Rajiv Gandhi, als er 1988 Michail Gorbatschow traf. Der sah das genauso. Beide Politiker unterstützten die Idee der Denuklearisierung und versuchten, den internationalen Frieden zu fördern - was ganz im Gegensatz zum harten Realismus ihrer Vorgänger (Indira Gandhi und Leonid Breschnew) stand. 

Die beiden Länder bauten ihre Beziehungen bis zum Zusammenbruch der UdSSR im Jahr 1991 weiter aus. Das neue Russland erbte viele Probleme von der UdSSR - aber auch die guten Beziehungen zu Indien. Sie bleiben bestehen und wurden nie in Frage gestellt. 

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