Die nobelsten Hotels in der UdSSR und was aus ihnen geworden ist

Ivan Denisenko/Sputnik
In ihnen wurden illegale Waren verkauft, in ihren Lobbys tummelten sich Edelprostituierte und KGB-Agenten hörten die Zimmer ab. Der Mehrheit der Sowjetbürger war der Zugang jedoch versperrt. Dennoch wurden diese Hotels als die besten des Landes bezeichnet.

Kosmos

Das Hotel mit der ungewöhnlichen Form wurde von sowjetischen und französischen Architekten entworfen. Mit seinen 25 Stockwerken, 1.777 Zimmern, einem Konzertsaal und mehr als einem Dutzend Restaurants und Café war es eine Stadt in der Stadt – jeder in den Achtzigerjahren träumte davon, hier einmal abzusteigen. Aber das Komos stand nicht jedermann offen.

Das Hotel wurde für die Olympischen Spiele in Moskau für ausländische Touristen und Delegationen gebaut. Es gab nur vier solcher „Interhotels“ im ganzen Land. Einige der Räume standen dem KGB permanent zur Verfügung. Hier waren die Abhörtechnik und die Agenten untergebracht. Abgesehen von Ausländern beherbergte das Hotel dienstreisende Sowjetfunktionäre. Für den einfachen Sowjetbürger galt das Schild an der Rezeption mit der Aufschrift Keine freien Zimmer.

Natürlich musste ein „Interhotel“ sich durch etwas Besonderes auszeichnen und das Kosmos war in dieser Beziehung ein Vorreiter in der gesamten Sowjetunion: Hier gab es das erste Buffet des Landes, die ersten Schlüsselkarten und die ersten Doppelglasfenster. Die Perestroika-Atmosphäre war jedoch auch immer präsent: „Es gab einen Konzertsaal im Kosmos, zu dem man durch mehrere Cafés hindurchgehen musste. Hier kochte die Leidenschaft: Die Männer banden ihre Krawatten ab und grölten: Zigaretten, Pornografie, Kaugummi! – alles so, wie es sein sollte“, erinnert sich der russische Popsänger Walerij Sjutkin.

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion öffnete das Kosmos seine Türen für alle. In Timur Bekmambetows Film Wächter der Nacht diente es als „Hauptquartier“ der bösen Kräfte. Das Hotel ist immer noch in Betrieb. Die Nacht in einem Standardzimmer kostet 2.950 Rubel (46 Euro).

Intourist 

Dieser Hotelkomplex befand sich von 1970 bis 2002 in der Twerskaja-Straße, an dem Ort, an dem sich heute das luxuriöse The Ritz-Carlton Moscow befindet. Das 22-stöckige Gebäude war der höchste Stahlbetonbau der Hauptstadt und zeitweise ein Symbol für sowjetischen Chic. Einige nannten es sogar „Moskauer Seagram“ wegen seiner Ähnlichkeit mit dem New Yorker Wolkenkratzer Seagram Building.

Das Intourist verwandelte sich schnell in ein Zentrum für Schwarzhandel und Valutaprostitution. Da sich das Hotel auf Ausländer spezialisiert hatte, kamen die farzowstschiki gerne hierher. Diese Schieber verkauften illegal ausländische Waren, die in der UdSSR verboten waren. Bei ihnen konnte man zum Beispiel Marlboro-Zigaretten erwerben. Oder Einkaufstüten mit Marlboro-Logo, die ebenfalls sehr begehrt waren. Diese Waren tauschten sie entweder bei den ausländischen Hotelgästen oder dem Hotelpersonal gegen roten und schwarzen Kaviar, sowjetischen Wodka und Cognac sowie Souvenirs ein. Besonders beliebt waren Abzeichen mit sowjetischen oder olympischen Symbolen.

All dies geschah sich in dem „Elite-Hotel“ vor den Augen des KGB, der die Intourist- Mitarbeiter für die Überwachung der Gäste anwarb. Das Hotel stellte sein Personal übrigens erst nach einer langen Überprüfung und einer strengen Auswahl ein, als ob es um einen Posten beim Geheimdienst und nicht im Gastgewerbe ging. Das Intourist erinnerte in Wirklichkeit mehr einem abgeschotteten Rüstungsbetrieb als einem repräsentativem Hotel.   

Mit dem Jahrtausend endete gleichzeitig auch die Geschichte des Hotels. 1999 kam es im 20. Stock des Hotels, in dem sich die Büros von Handelsfirmen befanden, zu einer Explosion, die als terroristischer Anschlag eingestuft wurde. Juri Luschkow, der damalige Bürgermeister der Stadt, verglich das Intourist mit einem „faulen Zahn“, der so schnell wie möglich entfernt werden müsse.

Rossija

Noch vor neun Jahren befand sich anstelle des Sarjadje-Parks im Zentrum Moskaus das Rossija, ein riesiges Hotel mit 2.272 Zimmern, das eher wie ein riesiges Forschungsinstitut aussah.

Ursprünglich war geplant, hier ein weiteres Stalin-Hochhaus zu bauen, aber nach Stalins Tod wurde die Idee aufgegeben. Es stellte sich jedoch heraus, dass es in Moskau nicht genügend Hotelzimmer gab, und es man wollte das Problem mit einem Schlag, d.h. mit einem einzigen Gebäude lösen. So entstand 1967 das geräumigste Hotel des Landes und der ganzen Welt (mit entsprechendem Eintrag im Guinness Book of Records).

Im Jahr 1977 brannte das Rossija vom 5. bis 12. Stockwerke aus. Das Feuer wurde
durch ein nicht ausgeschalteten Wasserkocher verursacht und die  Flammen sprangen auf die Möbel über. Bei dem Brand kamen 42 Menschen ums Leben. Zu dieser Zeit fand im Konzertsaal im ersten Stock ein Auftritt des Satirikers Arkadij Rajkin statt. Er wurde gebeten, seine Aufführung eineinhalb Stunden später zu beenden, so dass die 2.500 Zuschauer auf der Straße nicht die Evakuierung behinderten. Während also die oberen Stockwerke brannten, waren diese Menschen gezwungen, sich das Stück anzusehen. Die Presse schwieg über die Tragödie, nur in der Zeitung Trud erschien eine kurze Mitteilung mit einer Beileidsbekundung für die Opfer.

Als das Rossija wieder aufgebaut worden war, stiegen viele Persönlichkeiten wie George W. Bush oder Mike Tyson dort ab und es wurden mehrere Filme und die erste Reality-Show des Landes hier gedreht. Der wirtschaftliche Zusammenbruch des Landes ließ auch das Rossija nicht unberührt. In den Neunzigern begann das Hotel Verluste einzufahren und wurde geschlossen. In den folgenden Jahren versuchten die Behörden, Geld für den Wiederaufbau aufzutreiben, aber ohne Erfolg – am Ende wurde es einfach abgerissen.

Ukraina

Es war der siebte und letzte der Stalin-Prachtbauten in Moskau, benannt anlässlich des 300. Jahrestages der Wiedervereinigung Russlands und der Ukraine. Von Anfang an war geplant, dort ein Hotel zu bauen und 1957 wurde das Ukraina mit großem Pomp eröffnet.

Das repräsentative Hotel mit seinen 1.026 Zimmern wurde natürlich für Ausländer gebaut. Es befand sich in der Nähe des Regierungsgebäudes. Aber, wie im Falle aller anderen Hotels dieser Zeit, glänzte das Ukraina nicht gerade durch Bequemlichkeit und guten Service. Darüber berichteten auch die  Rockmusiker aus dem Westen, die 1989 zum Internationalen Friedensfestival nach Moskau angereist waren und alle im Ukraina untergebracht wurden: Auf den gewohnten Service mussten sie verzichten, es gab fast keine Möbel in den riesigen Räumen, das Toilettenpapier war knapp.

David Bryan, der Keyboarder von Bon Jovi, fand zufällig einen ganzen Raum mit Abhörausrüstung und dem dazugehörigen Personal, der Schlagzeuger von Mötley Crüe fühlte sich an die dunklen und menschenleeren Korridore aus dem Film Shining erinnert und der Bassist Skid Row erinnerte sich an das Fehlen des Duschvorhangs und die Kakerlaken, die beim Einschalten des Lichts davonkrabbelten.

„Das Ukraina existiert noch, aber seitdem hat sich alles radikal verändert. Seit 2010 heißt es Radisson Royal Hotel Moscow und das Serviceniveau ist eines der höchsten der Stadt.

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